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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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und Bibbo in der Bar gelassen hatte.
    Die einzige Person, die mich unverwandt anstarrte und ihre großen Kirschaugen dabei begeistert aufriß, war die Bardame Nr. 2, die Frau im grünen Kleid. Für einen Moment sah es fast aus, als wolle sie etwas sagen. Dann aber preßte sie die vollen Lippen aufeinander, senkte den Blick und ließ die Schultern sinken.
    Captain Warner, der sich an dem Verhör zwar kaum beteiligt hatte, ihm aber aufmerksam gefolgt war, ließ ärgerlich seine Faust auf die Tischplatte fallen.
    »So kommen wir nicht weiter. Keiner will etwas gesehen oder gehört haben! Irgendwie muß der Killer schließlich in das Haus gekommen sein. Seit mindestens zwölf Stunden war er hier. Das steht fest. Hat denn niemand sein Kommen beobachtet?«
    Gerstein antwortete.
    »Tagsüber liegt das Haus sehr still. Von dem Personal ist dann niemand hier. Ich selbst war bis zum Abendessen in der City. Bis gegen achtzehn Uhr also. Es ist gut möglich, daß Shirley Scott, die den ganzen Tag über auf ihrem Zimmer war, Malcolm Messer hereingelassen hat. Er kann auch über die Feuerleiter gekommen sein, die vom Hof her bis zu Shirley Scotts Zimmer führt. Soviel ich weiß, war heute niemand im Zimmer der Scott. Sie kann den Killer dort also gut versteckt gehalten haben.«
    Gersteins Angaben wurden durch das Personal bestätigt. Und damit hatten wir uns festgefahren. Entweder gab es hier keine weiteren Spuren, oder sie waren so gut getarnt, daß wir sie nicht fanden. Es sah jedenfalls so aus, als habe weder das Personal noch der Boß selbst etwas mit dem Mord und Malcolm Messer zu tun. Unwahrscheinlich war das nicht. Es konnte sehr wohl möglich sein, daß Shirley Scott auf eigene Faust gehandelt hatte, als sie Malcolm Messer in ihrem Zimmer Unterschlupf gewährte.
    Es war jetzt wenige Minuten nach Mitternacht. Wir ließen die Adressen aller Verhörten feststellen und brachen dann unsere Zelte in der Bar ab. Captain Warner veranlaßte die nötigen Formalitäten, dann verließen wir die Bar, ohne daß uns Meyer Gerstein oder einer der Angestellten einen freundlichen Abschiedsgruß entboten hätte — was zu verstehen war.
    Die Warren Street lag in tiefe Dunkelheit getaucht. Ein warmer Sommerregen fiel vom Nachthimmel. Dicke Tropfen klatschten auf den Asphalt der Straße. Der Regen vertrieb nur wenig von der Schwüle, die über der Stadt lastete. Es war eine jener Nächte, in der man alle dreißig Minuten aus dem Bett kriecht, um sich unter die Dusche zu stellen oder um ein Glas kaltes Bier zu trinken.
    Als wir auf die Straße traten, fragte ich Warner:
    »Können Sie Phil mitnehmen und zu Hause abliefern?«
    Ehe der Captain eine Antwort geben konnte, ließ sich Phil erstaunt vernehmen.
    »Willst du nicht mitkommen, Jerry?«
    »Ich habe noch etwas vor, Phil. Es hat wenig Sinn, wenn du deine ohnehin lädierte Form strapazierst und dabei bist. Wenn ich allein bleibe, ist die Möglichkeit eines Erfolges größer.« Mein Freund und auch Warner wollten wissen, was ich vorhätte. Ich sagte es ihnen. Sie nickten, schienen aber keineswegs begeistert zu sein. Ich konnte ihren skeptischen Mienen entnehmen, daß sie nicht mit einer umwerfenden Entdeckung rechneten, die ich bei meinem Vorhaben machen konnte. Ich war mir auch nicht sicher, wollte aber keine Gelegenheit ungenutzt lassen. Schließlich sagte Phil:
    »Okay, Jerry. Versuch dein Glück! Ich habe einige Stunden Schlaf dringend nötig. Der Doc besteht darauf. Sei aber vorsichtig! Man kann nie wissen, was sich hinter einem glatten Gesicht verbirgt.«
    Ich verabschiedete mich von den beiden, sah zu, wie Warner und Phil m einen der Wagen stiegen, mit denen die Beamten der City Police gekommen waren. Dann heulten die Motoren auf. Phil winkte mir zu. Die Wagen fuhren an, wurden schneller und schossen über den feuchten Asphalt in Richtung Innenstadt davon. Ich blickte den Schlußlichtern nach. Sie waren etwa eine halbe Minute sichtbar, dann verschwanden sie in der Ferne.
    Die Straße lag jetzt wie ausgestorben Die Fenster der Häuser waren dunkel. Vom Express Highway her hörte, ich das Surren der Automotoren. Vom Hudson her erklang die Sirene eines Schiffes.
    Der Regen wurde stärker. Ich ging auf die andere Seite der Straße und stellte mich in einen Hauseingang. Ich stand genau gegenüber der Good-Luck-Bar. In der ersten und zweiten Etage flammte das Licht in einigen der Zimmer auf. Ich konnte Schatten erkennen, die sich hinter den Gardinen bewegten. Nach und nach verlöschten die

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