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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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zu trinken. — Wir verhörten die Brüder und fragten, wo sie die Strumpfmasken gelassen hätten. Die Burschen machten dumme Gesichter und leugneten hartnäckig, jemals in Florence Porters Wohnung gewesen zu sein. Wir bohrten eine Viertelstunde. Aber sie blieben bei ihrer Aussage. Ebenfalls behaupteten sie, sich nicht mehr aus dem Hause gerührt zu haben. Also seien sie auch nicht in der Taberna gewesen. Meyer Gerstein stützte ihre Aussage und gab ihnen ein Alibi. — Wir konnten nichts dagegen machen. Wir hatten keine Gegenbeweise — noch nicht. Ich hatte Colon und Bibbo in der Taberna nicht genau erkannt. In der Wohnung von Florence Porter waren die Angreifer maskiert gewesen. Eine Handhabe zu einer Festnahme war nicht gegeben. Bei uns in den Staaten nimmt man es mit den Rechten der freien Bürger sehr genau. Ehe nicht hieb- und stichfeste Beweise vorliegen, findet sich kein Richter, der einen Haftbefehl ausschreibt.
    Noch während Phil sich mit den drei Gorillas und Gerstein herumstritt, überlegte ich: Wenn Gerstein wirklich nichts mit Malcolm Messer zu tun haben sollte, dann hatte er auch keinen Grund, June Miller, Florence und mich zu ermorden. Wer aber waren dann die vier Burschen gewesen, die mir und Florence in der Wohnung der Bardame aufgelauert hatten? Vier Gorillas hatte Callagham! — Vier Maskierte waren in der i Wohnung gewesen. — Sollte Messer mit Callagham eine Verbindung eingegangen sein? Wenn ja, dann begann unsere Jagd ganz von vorn.
    In diesem Augenblick schrillte das Telefon. Phil nahm den Hörer ab. Er lauschte etwa eine halbe Minute, gab kurze Antworten, nur »Ja« und »Nein« und »Wir kommen«. Er legte dann den Hörer auf und sah mich an. Kein Muskel zuckte im Gesicht meines Freundes, als er sagte:
    »Allison ist tot.«
    Drei Morde waren in einer einzigen Nacht verübt worden. Den dritten Toten hatten Jimmy Reads und Walter Stein in seinem Zimmer gefunden — mit einem Messer zwischen den Schulterblättern. Die Spitze der langausgezogenen, schmalen Klinge war dem Kellner Allison genau ins Herz gedrungen. Er mußte auf der Stelle tot gewesen sein. Unsere Kollegen, wir und die Mordkommission des FBI untersuchten jeden Winkel in Allisons Zimmer. Wir fanden nichts, was von Bedeutung gewesen wäre. Der einzige Umstand, der uns zu denken gab, war die Tatsache, daß man Allison vollständig bekleidet aufgefunden hatte. Er lag auf dem Teppich vor seinem Bett, mit dem Gesicht zur Erde. Sein volles Haar, das am Abend noch mit Öl und anderen Klebemitteln der Pafümindustrie sorgfältig in die Scheitelrichtungen dressiert worden war, hing jetzt wirr und zerzaust um den Kopf des Ermordeten.
    »Eigentlich seltsam«, hatte Phil beim Anblick des Toten gesagt. »Es sieht fast so aus, als hatte ihm jemand die Haare zerzaust.«
    »Das kann ich mir nicht denken, Phil. Er ist offensichtlich von hinten erstochen worden. Sicherlich blieb ihm keine Zeit zu einer Gegenwehr. Warum sollte man ihm anschließend die Frisur durcheinanderbringen? Marihuana-Pakete hatte er unter seinen Locken bestimmt nicht versteckt.«
    »Hast du eine Erklärung für die unordentliche Frisur? — Einen Hut besitzt Allison nicht! Damit könnte man sein zerstrubbeltes Haar allenfalls noch erklären.«
    Schweigend verließen wir das düstere Haus, in dem Allisons Zimmer lag. Das Haus stand an der Battery, im Südzipfel Manhattans.
    Im Osten zog der fahle Morgen über New York hoch, und wir sehnten uns nach unseren Betten. Ich startete den Wagen, und als ich den zweiten Gang einlegte, durchzuckte mich ein Gedanke.
    »Jetzt weiß ich, warum Allisons Frisur nicht in Ordnung war«, sagte ich zu meinem Freund. »Es gibt nur eine Erklärung, die in die Geschehnisse der vergangenen Nacht paßt.«
    »Und das wäre?«
    »Allison war einer der vier Maskierten, die mich und Florence Porter während der vergangenen Nacht überfielen. Er hatte sich wie seine drei Kumpane eine Strumpfmaske über den Kopf gestülpt, diese später abgenommen und keine Zeit gefunden, sich zu frisieren. Seine Mörder waren schneller.«
    »Das klingt reichlich phantastisch, Jerry. Vor allem: wer sollen dann die drei anderen gewesen sein? Colon, Bibbo und Johnson? Das ist kaum möglich. Aber mit wem sonst soll Allison einen Anschlag auf dich verübt haben? Und vor allem: warum? Nein, Jerry! Ich glaube, diesmal bist du auf dem Holzwege.«
    Wir fuhren weiter durch das langsam erwachende Manhattan. Ich brachte Phil nach Hause und zog mich dann in meine eigenen vier Wände

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