0261 - Vom Teufel besessen
Wohnung lag dafür zu hoch.
Eine Stunde verging.
Tief und fest schlief die Frau. Sie träumte auch nicht, man schien sie in einen Schacht gesteckt zu haben, und doch wurde sie vom Satan belauert.
Er befand sich bereits in ihrer Nähe.
Sie wußte es nicht, sie ahnte nichts, aber der Teufel kündigte sich mit einem Hauch aus der Hölle an.
Etwas schien durch das Zimmer zu streifen und war im nächsten Augenblick verschwunden.
Ein Schatten, ein Schemen, der auch das Bett mit der Frau berührt hatte.
Plötzlich zuckte der Körper!
Hände schienen unter seinem Rücken zu liegen und ihn hochgehoben zu haben, allerdings nur für einen winzigen Augenblick, dann fiel er wieder zurück.
Äußerlich hatte sich nichts verändert, doch mit Isabella war eine Veränderung vorgegangen. Sie schlief nicht mehr so tief und fest. Sie wurde unruhiger.
Es begann mit einem Stöhnen und dem nachfolgenden schweren Seufzen. Zunächst öffneten sich die Lippen nur spaltbreit, und beim anschließenden Atemholen klafften sie weit auseinander, und der Mund blieb auch offen.
Jetzt unterbrachen schwere Atemzüge die Stille des Zimmers. Die Schläferin mußte einfach von schlimmen Träumen geplagt sein, sonst hätte sie nicht auf diese Art und Weise reagiert.
Manchmal hob sie den Arm, ihre Hände bewegten sich, und dann fiel der Arm wieder nach unten.
Mit ihr geschah etwas.
Tief in ihr Unterbewußtsein griff eine höllische Kraft ein, die sie veränderte. Sie war wie ein Stachel, der sich ausbreitete und ihren Körper allmählich erfaßte.
Und über ihr, genau unter der grauweißen Decke, tat sich ebenfalls etwas.
Zuerst war es nur ein roter Kreis mit zerfasernden Rändern, der da erschien, doch er verdichtete sich zusehends, wurde klarer, und es schälte sich auch ein Gesicht hervor.
Nein, kein Gesicht, eine Fratze!
Der Teufel persönlich schaute auf die noch schlafende Frau. Er hatte ihr »versprochen«, sie zu bekommen, und dieses »Versprechen« wollte er halten.
Er zeigte sich, wie er eigentlich war. In all seiner Scheußlichkeit und Widerwärtigkeit. Mit dem dreieckigen Kopf, der an den eines Ziegenbocks erinnerte, hinzu kamen die gnadenlosen Augen, der breite Mund, die spitze Nase mit den gebogenen Flügeln und auch den beiden Hörnern, die aus seiner Stirn wuchsen.
Das war Asmodis, und er war gekommen, um sich das zu holen, was er versprochen hatte.
Der Geruch von Schwefel und Verbranntem durchwehte plötzlich den Raum. Er war vergleichbar mit einem dünnen Nebelstreifen, und er füllte jede Ecke aus.
Auch Stimmen waren zu hören.
Ein unheimliches Raunen und Wispern lag in der Luft. Manchmal ein helles, leicht schrilles Kichern, unterbrochen von einem furchtbaren Ächzen, wie die letzten Atemzüge eines Schwerverletzten klang es.
Isabella blieb davon nicht verschont. Zwar schlief sie nach wie vor, doch sie hörte etwas. Es drang durch den Ring, den der Schlaf um sie gelegt hatte, bis in ihr Bewußtsein und störte sie.
Allmählich wurde sie aus einer nicht meßbaren Tiefe an die Oberfläche gehievt, und es war wie das Liegen auf einer Trage, die allmählich in die Höhe schwebte.
Die sie umgebenden äußeren Eindrücke nahm die Frau immer stärker auf. Sie orientierte sich ohne ihr eigenes Zutun mehr an der sie umgebenden Wirklichkeit.
Der Tunnel des Schlafs spie sie aus.
Urplötzlich öffnete sie die Augen. Kein Flattern der Lider, kein Zucken, sie war auf einmal da.
Die Frau lag noch so, wie sie eingeschlafen war, auf dem Rücken. Und ihre Arme befanden sich in Ruhestellung rechts und links des Körpers.
Da sie sich in dieser Stellung befand, fiel ihr Blick automatisch nach oben und traf die Decke.
Dort sah sie das Gesicht des Teufels!
Mit all seiner Boshaftigkeit schaute er sie an. Die Augen leuchteten gefährlich, der Mund war geöffnet, und aus ihm strömte ein Dampf, der einen widerlichen Schwefelgeruch mitbrachte.
Der Satan hatte sein Versprechen eingelöst!
Isabella Norton bekam einen Schlag. Es war kein körperlicher Treffer, eher ein seelischer, trotzdem schüttelte er sie durch und wühlte die Furcht in ihr hoch.
Isabella Norton glaubte, einen bösen Traum zu erleben, aber als sie die Stimme des Teufels hörte; war ihr klar, daß sie nicht träumte, sondern alles real erlebte.
»Ich habe mein Versprechen eingelöst«, flüsterte der Satan und stieß ihr abermals eine Schwefelwolke entgegen. »Hörst du? Ich bin gekommen, um dich zu holen.«
Das Gesicht der Frau verzerrte sich. Begann dieser
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