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0261 - Vom Teufel besessen

0261 - Vom Teufel besessen

Titel: 0261 - Vom Teufel besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr so klar wie normal, alles verschwand vor ihren Augen, und sie zielte nur schräg nach rechts, um eines der Waschbecken zu erreichen. Wenn sie kaltes Wasser in ihr Gesicht laufen ließ, konnte sie vielleicht ihren Zustand andern.
    Auf dem Beckenrand stützte sie sich ab. Dabei beugte sie ihren Kopf so weit nach unten, daß sie keinen Blick in den Spiegel werfen konnte und auch nicht sah, daß hinter ihr die dunkle Tür langsam zuschwang. Als würden unsichtbare Hände sie schieben, näherte sie sich immer mehr dem Schloß, und es war kaum ein Geräusch zu vernehmen, als sie einrastete.
    Von innen steckte der Schlüssel! Mit seinem Griff schaute er hervor, und dieser Griff bewegte sich plötzlich.
    Einmal wurde er nach links gedreht, und dann rutschte der Schlüssel aus der schmalen Schloßöffnung. Mit einem Klirren fiel er auf die Fliesen. Die Frau hörte das Geräusch nicht. Sie hatte sich auf das Waschbecken gestützt und den Oberkörper nach vorn gebeugt, wobei sie noch den Mund öffnete, um ihre Übelkeit loszuwerden.
    Es war ein verzweifeltes Bemühen. Sie würgte und ächzte, aber sie hatte keinen Erfolg.
    »Großer Gott!« flüsterte sie, »was ist das nur?« Noch glaubte sie an eine normale Übelkeit und nicht an übersinnliche Kräfte und Mächte. Mit dem rechten Arm stützte sie sich weiterhin ab, während sie mit der linken Hand den Krahn aufdrehte.
    Wasser schoß aus der Öffnung, schäumte in das Waschbecken, und Miriam di Carlo beugte ihren Kopf so weit nach unten, daß der Strahl ihr erhitztes und schweißnasses Gesicht treffen konnte.
    Die Kühle tat gut.
    Im ersten Augenblick war sie richtig erfrischend, und die Frau glaubte auch an einen Erfolg. Sie beugte sich noch tiefer und schaufelte immer mehr Wasser aus ihren zusammengelegten Händen in das Gesicht. Die Kühle tat gut.
    Allerdings sah die Frau nicht, was sich hinter ihr tat. Sie wußte auch nicht, daß sie, seit sie die Wohnung betreten hatte, zu einer Marionette der Schwarzen Magie geworden war. Andere Kräfte lauerten innerhalb dieser Wände und steuerten sie. Sie bestimmten ihr Tun und Handeln, sie sorgten dafür, daß es ihr schlecht erging, und sie hatten sie auch in dieses Bad gelockt.
    In der Wanne entstand etwas.
    Eine Frau.
    Isabella Norton!
    Es war die gleiche Isabella, die auch im Wohnzimmer saß. Sie trug die gleiche Kleidung, besaß das gleiche Gesicht und vollführte auch die gleichen Bewegungen.
    Als Schatten war sie aus dem Nichts entstanden, doch ein nur schattenhaftes Wesen blieb sie nicht, denn ihre Umrisse verdichteten sich, traten klarer hervor, und mit einer erschreckenden Lautlosigkeit stieg sie aus der Wanne.
    Eine menschliche Gestalt, dennoch schaurig und gespenstisch anzusehen. Über dem Schwarz leuchtete bleich das Gesicht. Unruhig waren die Augen, der Mund zuckte, und als sie das rechte Bein hob, um aus der Wanne zu steigen, war kein Laut zu hören.
    Miriam di Carlo stand nach wie vor am Waschbecken. Sie hielt sich weiterhin gebückt, versuchte Kontrolle über ihr Gefühl zu bekommen, denn sie wollte hier auf keinen Fall einen Zusammenbruch erleben.
    Das Wasser hatte ihr gutgetan. Im ersten Moment erfrischte es.
    Allerdings blieb das üble Gefühl in der Magengegend stecken, und es drückte weiterhin hoch.
    Stoßweise und keuchend ging ihr Atem. Miriam di Carlo konnte sich nicht erklären, wer sich für dieses Gefühl verantwortlich zeigte, normal war es jedenfalls nicht.
    Sie gehörte zu den Menschen mit sehr starken Empfindungen. Man konnte sie ohne weiteres als sensitiv bezeichnen, sie hatte hin und wieder hellseherische Fähigkeiten, die mit aller Deutlichkeit erschreckende Vorgänge zeigten und eine Gefahr für die Menschheit darstellen konnten.
    Auch in diesem Bad bekam sie plötzlich eine Warnung.
    Es war wie ein Messerstich, der in ihren Kopf schnitt und sie zu einem leisen Aufschrei veranlaßte.
    Da war etwas!
    Obwohl es ihr schwerfiel, ruckte sie hoch, schaute dabei nicht in den Spiegel, statt dessen drehte sie sich um.
    Da stand sie!
    Isabella Norton!
    Im ersten Moment war Miriam di Carlo völlig perplex. Sie konnte kaum atmen. Wie zugeschnürt war die Kehle, die Stimme schien festgebacken zu sein, aber sie registrierte das Lächeln auf dem Gesicht der Isabella Norton.
    Erst nach einigen Sekunden faßte sie sich ein Herz und fragte krächzend: »Wie sind Sie hereingekommen?«
    »Ich war schon hier!«
    Miriam schüttelte den Kopf. Einige nasse Haare klatschten in ihr Gesicht.
    »Nein!«

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