0261 - Vom Teufel besessen
war.
Suko, der vorgelaufen war, durchquerte auch als erster das Zimmer, gelangte in eine kleine Diele, und wie ich hatte er ebenfalls gehört, wo sich das Bad befand.
Direkt die linke Tür.
Als ich Suko erreichte, rüttelte er bereits an der Klinke. Wir hätten es voraussehen können, es war zu.
Kein langes Überlegen mehr. Mein Freund ging bereits zurück. Er konnte, wie auch ich, nur zwei Schritte Anlauf nehmen, aber die mußten einfach reichen.
Wir rannten, sprängen und wuchteten uns vor.
Gemeinsam trafen wir die Tür.
Es war ein Aufprall, der nicht nur sie, sondern auch uns erschütterte.
Man konnte meinen, daß sich die Tür nach innen durchbog, aber sie hielt der Wucht stand.
Suko fluchte, als er zurücksprang und es auf eine andere Art und Weise versuchte.
Mit einem Karatetritt.
Schloßhöhe mußte er treffen. Plötzlich sah ich meinen Partner in der Luft. Sein Fuß schnellte vor, der Kampfschrei drang aus seiner Kehle, und einen Augenblick später hörten wir beide das Splittern.
Die Tür flog auseinander. Genau dort, wo Suko sie mit seinem gewaltigen Tritt getroffen hatte. Sie wurde aus dem Schloß herausgesprengt, so daß wir freie Bahn bekamen.
Zuerst hörten wir das Wimmern. Dann sahen wir das Hindernis dicht hinter der Tür, und ein Blick reichte uns, um erkennen zu können, daß es sich dabei um Miriam di Carlo handelte.
Während Suko über sie hinweg und in das Bad sprang, bückte ich mich.
»Miriam«, flüsterte ich. »Mein Gott…« Mir stockten die Worte, denn die Frau sah schrecklich aus.
Über ihr Gesicht rann das Blut in langen Bahnen. Die Kleidung war zerfetzt. Nur noch Reste hingen an ihrem schweißnassen Körper. Der Atem ging keuchend, die Augen waren verdreht, und aus zahlreichen Wunden drang das Blut.
»Miriam, was ist geschehen?«
Sie konnte nicht sprechen, sondern wimmerte nur.
Ich schaute genauer hin. Dabei stellte ich fest, daß die Wunden zum Glück nicht so tief waren. Man konnte sie mehr als blutige Schrammen bezeichnen, aber das reichte auch völlig aus, und wer konnte schon sagen, wie Miriam ausgesehen hätte, wenn wir vielleicht eine halbe Minute später gekommen wären?
Ich zog sie hoch und ging mit ihr zum Waschbecken, da ich ihr das Blut aus ihrem Gesicht waschen wollte. Sicherlich gab es auch eine Hausapotheke im Bad, so daß erste Notmaßnahmen getroffen werden konnten.
»Hier ist nichts«, hörte ich Sukos Stimme. »Verdammt, niemand zu sehen, dem man das hätte in die Schuhe schieben können. Und das Fenster ist auch geschlossen.« Er schaute uns an und schüttelte den Kopf, da auch er von dem Anblick der Frau entsetzt war.
»Wir werden sie fragen«, sagte ich.
Suko sah, was ich vorhatte, kam und half mir. Er hielt Miriam di Carlo fest, während ich einen Waschlappen anfeuchtete, um ihr das Blut aus dem Gesicht zu waschen. Ich hatte warmes Wasser laufen lassen und tupfte die Stellen behutsam ab.
Miriam hielt sich tapfer. Sie jammerte nicht, biß die Zähne zusammen und sagte auch nichts, als Suko Pflaster fand und sie auf die kleinen Wunden klebte.
»Geht es etwas besser?« fragte ich.
»Ein wenig!« stöhnte sie.
Jetzt stellte ich die wichtigste Frage. Sie brannte mir auf dem Herzen.
»Wer war es, Miriam?«
»Eine Frau!«
»Hast du sie erkannt?«
»Ja, ja! Es war…« Ihre Stimme wurde jetzt lauter. »Isabella Norton!«
Nach dieser Antwort war es für einen Moment still. Bis von der Tür her ein schriller Schrei aufklang, zu vergleichen mit einem kreischenden Lachen.
Wir drehten uns um.
Zwei Personen standen auf der Schwelle. Bill Conolly und Isabella Norton. Sie hatte das Lachen ausgestoßen, und sie lachte auch weiter, während ihr Mund aufgerissen war.
»Seien Sie ruhig!« fuhr ich sie an, denn das Geräusch zerrte an meinen Nerven.
Sie klappte ihren Mund zu. Bill stand neben ihr und hob seine Schultern.
Ratlosigkeit sprach aus seinem Blick.
Auch Miriam hatte den Kopf so gedreht, daß sie die Frau anschauen konnte, während sie weiterhin von mir gestützt wurde. Ich beobachtete die Reaktion meines Schützlings, und sie zuckte zusammen.
»Das!« schrie sie. »Das ist sie. Sie hat mich…« Miriam verstummte. Sie begann zu zittern und schluchzte.
Ich strich über ihr Haar, während ich Isabella Norton anschaute, die kalt und spöttisch lächelte.
»Was soll ich getan haben?« erkundigte sie sich höhnisch. »Ihre Kleine da spinnt, und das wissen Sie genau. Ich habe die besten Zeugen, die man sich vorstellen kann, nicht wahr, meine
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