0262 - Belphégors Höllentunnel
Tunnelgestank«, murmelte er.
»Da sagst du was.«
Inspektor Tonio Brei sprach noch mit den Leuten von der Spurensicherung. Er gab ihnen ein paar Anweisungen, bevor er wieder zu uns kam und wir gemeinsam zum Wagen gingen.
Als Brel aufschloß, warf ich noch einen Blick zurück. Dieses Gebäude oben auf dem Berg faszinierte mich irgendwie. Wer konnte schon so verrückt sein und sich dort ein Haus hinstellen?
Ein Filmstar, sicherlich. Und ein Mann, der auch Gruselfilme drehte.
Gordon Kencey. Seltsam war nur, daß dieses geheimnisvolle Verschwinden der Autos samt Fahrer praktisch in der senkrechten Verlängerung seines Hausbodens stattgefunden hatte.
Ob es da einen Zusammenhang gab?
Ich konnte es nicht sagen. Möglich war alles, und wir hatten schon die tollsten Dinge erlebt. Erst einmal jedoch wollten wir uns um den Schäfer kümmern.
»Träumen Sie, Sinclair?« Inspektor Brel hockte bereits im Wagen und rief mir die Worte zu.
»Nein, nein«, antwortete ich schnell und stieg ein. Suko hatte es sich bereits auf dem Rücksitz bequem gemacht.
Der Inspektor startete mit durchdrehenden Reifen und gab Gas, als wollte er eine Rallye gewinnen…
***
Die Sperre hatten wir hinter uns gebracht. Im nachhinein mußte ich dem Inspektor recht geben, daß er sie überhaupt hatte errichten lassen, denn an der. Sperre hatten sich die zweibeinigen Hyänen aufgebaut. Damit meine ich die Reporter und Fernsehleute.
Brel kannte das Spiel bereits. Er hatte Gas gegeben, und wir duckten uns, um dem Blitzlichtgewitter zu entkommen. Es folgte uns niemand.
Derjenige hätte uns auch sehr schnell verloren, denn Brel steuerte nicht bis ins Tal hinab, sondern bog von der prachtvollen Küstenstraße ab in einen schmalen Weg hinein, der in die Berge hinaufführte.
Asphaltiert war er nur bis zu den Plätzen, wo einige Villen und Landhäuser standen. Dann wurde er zur Piste und führte durch ein karges Gelände.
Hier oben blühte noch nichts, aber die Sicht war klar, und wir schauten hin bis zu den schneebedeckten Seealpen. Sie boten ein herrliches Panorama. Ich konnte die Leute verstehen, die dort in den Alpen am Morgen Wintersport betrieben, um anschließend mit dem Wagen an die Küste zu fahren, damit sie im Meer baden konnten.
Der Inspektor fluchte unentwegt. Allerdings nicht mit oder über uns.
Diesmal war die Zielscheibe seines Ärgers der Weg, den wir zwangsläufig fahren mußten, um in die Berge zu gelangen.
Wir befanden uns auf einem Kamm. Rechts konnten wir bis zur Küste schauen und sahen das Meer als einen blaugrauen Teppich am Horizont mit dem Himmel zusammenwachsen.
Links erinnerte mich die Gegend an eine Alm, auf der das braungrüne Wintergras wuchs. Es sah aus wie ein langer Teppich, der allmählich anstieg.
»Das ist schon Cuccus Weide«, erklärte Tonio Brel.
»Und wo sind die Schafe?« fragte ich.
»Keine Ahnung.«
Wir sahen sie, als der Weg Schlangenlinien beschrieb und sich gleichzeitig neigte, so daß er in eine Mulde hineinführte, wo eine Hütte stand.
Die Tiere konnten zwar in Ruhe grasen, waren jedoch eingekreist. Der Schäfer hatte mehrere Zäune gezogen und einige Karrees gebildet, in denen sich seine Tiere aufhielten. Seine Hütte stand zwischen den Gattern.
Der Weg gabelte sich kurz vor dem Eingang. Bis fast vor die Haustür war er mit grauen Steinen belegt worden. Ein alter R 4, versehen mit zahlreichen Aufklebern, wahrscheinlich, um Rostflecken zu verdecken, parkte vor einem Fenster.
Der Schäfer selbst ließ sich nicht blicken, obwohl er uns eigentlich hätte sehen und hören müssen.
»Wahrscheinlich pennt er seinen Rausch aus«, meinte der Inspektor, stoppte und deutete auf die zahlreichen leeren Weinkisten, die hinter dem R 4 lagen. »Das Zeug hat er sich vom Geld der Pressefritzen kommen lassen.«
Wir stiegen aus. Hier war der Wind noch kälter. Es gab keine hohen, schützenden Felsen, und an einigen Stellen der weiten Hänge entdeckte ich Schneefelder.
Inspektor Brei stiefelte auf die Tür zu und hämmerte mit der Faust gegen das Holz. »He, Cuccu, öffne!«
Keine Reaktion.
»Versuchen Sie mal, ob es offen ist«, schlug ich vor, als sich Brel zu mir umdrehte.
»Cuccu ist ein Lumpenhund. Giftzwerg kann man auch sagen. Wenn wir ohne Anmeldung bei ihm eindringen, bringt er es fertig und jagt uns eine Schrotladung in den Bauch.«
»Sagen Sie ihm doch, daß wir von der Polizei sind«, meinte der Chinese.
»Dann schießt er erst recht.« Brel hob die runden Schultern. »Weil Sie es sind«,
Weitere Kostenlose Bücher