0262 - Der Meisterplan
fiel ihm jedoch schwer, seinen einmal gefaßten Plan wieder aufzugeben. Er rechnete damit, daß die Haluter der SUSAMA folgen und einen Angriff versuchen würden, um die Gefangenen zu befreien. Das würde an Bord der SUSAMA erneut Verwirrungen stiften.
Sechsunddreißig beschloß, sich in der Nähe des Duplikatorraumes ein neues Versteck zu suchen.
Von dort aus konnte er zu den Duplikatoranlagen vordringen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war. Ob Ko-Antin Zweihunderteins jemals eine ähnliche Idee gehabt hatte? Sechsunddreißig bezweifelte es. Sicher war er der einzige Ko-Antin, der überhaupt die Möglichkeit erwog, eine weitere Duplizierung des Originalkörpers mit Hilfe der vorhandenen Schablonen zu verhindern.
Ko-Antin Nummer Sechsunddreißig kannte die Gefährlichkeit des Reizwellenempfängers - in seinem Kleinhirn. Er wußte, daß er damit getötet werden konnte. Niemand war jedoch in der Lage, seine Gedanken über das Mikrogerät zu kontrollieren.
Seine Gedanken gehörten ihm allein. Welch eine bescheidene Freiheit, dachte er erbittert.
Trotzdem fühlte er sich durch den Reizwellenempfänger versklavt Fremde konnten ihn damit zu einem selbstaufopfernd kämpfenden Narren machen, ihn in ein Tier verwandeln, das nur von dem Willen beseelt war, den Gegner zu töten.
Sechsunddreißig hieb mit der Faust gegen die Metallwand des Seitenganges, durch den er sich dem Duplikatorraum näherte. Der plötzliche Schmerz half ihm, seine Fassung zurückzugewinnen. Er erreichte das Ende des Ganges und spähte vorsichtig in den Hauptgang hinaus. Genau auf der gegenüberliegenden Seite befand sich der Antigravschacht, durch den er in die unteren Decks gelangen konnte.
Er zögerte. Jeden Augenblick konnte ein Mitglied der Besatzung vor ihm auftauchen. Er konnte sich unmöglich als Kommandant ausgeben, denn Ko-Antin konnte nicht gleichzeitig an zwei verschiedenen Stellen sein. Wenn er gesehen wurde, wußte die Besatzung Bescheid. Das war nicht gefährlich, würde jedoch zu Unruhen führen.
Sechsunddreißig gab sich einen Ruck. Mit langen Schritten stürmte er über den Hauptgang auf den Antigravschacht zu. Ein einziger Blick zeigte ihm, daß die Kontrollhebel richtig geschaltet waren.
Er ließ sich vornüber in den Schacht kippen. Geschickt bremste er die Umdrehungen seines Körpers ab und orientierte sich. Niemand war in der Nähe. Mit etwas Glück konnte er ungesehen das richtige Deck erreichen.
Sechsunddreißig wunderte sich über die Zielstrebigkeit, mit der er seiner selbstgestellten Aufgabe nachging. Er stellte sich vor, wie er die Schablone von Ko-Antins Zellstruktur mit einem Schuß aus seiner Waffe in Rauch und Flammen auflöste.
Er war ein Rebell.
Niemand konnte sein Vorhaben verhindern, weil niemand glauben würde, daß ein Duplo so etwas wagen würde.
*
Zwei Ingenieure hoben den bewußtlosen Noir vom Boden auf und trugen ihn auf den nächsten Käfig zu.
„Seid vorsichtig!" ermahnte sie Ko-Antin. „Ich will nicht, daß er verletzt wird."
Die beiden Tefroder überschritten mit ihrer Last den roten Warnkreis. Berryin stand abwartend an den Kontrollen. Sein Gesicht zeigte die Konzentration des fähigen Wissenschaftlers vor einem wichtigen Experiment. Ko-Antin hielt diesen hageren Mann für einen der besten Duplikatoringenieure überhaupt.
Berryin war sich seiner Qualitäten bewußt, aber das machte ihn nicht überheblich, sondern gab ihm eine ruhig. Selbstsicherheit.
„Schiebt den Gefangenen in die Mitte des Käfigs", ordnete er an. „Ich werde die richtige Lage danach justieren."
Der Gedanke, daß seine Existenz auf die gleiche Weise begonnen hatte, ließ Ko-Antins Gesicht rot werden. Er schluckte krampfhaft, wurde jedoch die Überzeugung nicht los, daß er einer Ungeheuerlichkeit beiwohnte. Es war ihm unmöglich, seine Blicke von der Gestalt zu lösen, die jetzt innerhalb des Aufzeichners verschwand.
Berryins Helfer traten zurück. Der Erste Ingenieur winkte sie außerhalb des Warnkreises.
„Ich möchte nicht, daß die Duplos dieses Mannes einmal eure Gesichter bekommen", sagte Berryin.
Einige Männer lachten. Ko-Antin vermochte bei diesem makabren Scherz keine Heiterkeit zu empfinden. Unbewußt spürte er Arreks Blicke auf sich ruhen, aber er vermied es, seinen Stellvertreter anzusehen, Berryin nahm die letzten Schaltungen vor. Zufrieden nickend trat er dann zurück.
„Das war der erste", sagte er. „Nun den Haluter."
Inzwischen hatten Berryins Assistenten eine Antigravplatte
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