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0262 - Leonardos Knochenhorde

0262 - Leonardos Knochenhorde

Titel: 0262 - Leonardos Knochenhorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aufgerissen. Sie besaß ein paar Schürfwunden und Prellungen. Hier und da war Ruß. Sonst war ihr nichts geschehen, merkte sie, als sie versuchte, sich zu bewegen. Es gab nur ein Handicap: Sie war nach wie vor gefesselt.
    »Silvie? Monsieur Lasalle?« fragte sie.
    Das Echo kam gleich doppelt. »Was war das für eine Mini-Bombe?« wollte der alte Lasalle wissen.
    Nicole sah sich um. Dort, wo die zerbrochene Pistole in den Händen des Knochenmannes explodierte, existierte nichts mehr. Ein Teil der Streckbank und ein paar Folterinstrumente fehlten, und der Streckbank-Rest war verkohlt. Jetzt roch Nicole auch den Qualm, der in der Luft lag. Irgendwo knisterte es noch.
    Ein paar Skelett-Reste lagen hier und da verstreut. Keiner der untoten Folterknechte hatte die Explosion überstanden. Den Lebenden hatte sie nicht geschadet!
    Das Vernichtungszentrum der Explosion mußte sehr eng begrenzt sein. Nicole beschloß, sich das zu merken. Vielleicht konnten die Wissenschaftler, die die Kombiwaffe herstellten, etwas mit dieser Information anfangen.
    »Wir müssen sehen, daß wir hier herauskommen«, sagte Nicole, ohne auf die Frage des Alten einzugehen. »Ich rolle mich zu ihnen hinüber, dann versuchen wir gegenseitig, unsere Fesseln zu lösen.«
    Sie ließ ihrem Vorsatz die Tat folgen. Rücken an Rücken war es umständlich, die Knoten zu lösen, aber schließlich schafften sie es und entfesselten auch Silvie. Das Mädchen kauerte apathisch am Boden und weigerte sich, aufzustehen.
    »Schockwirkung«, sagte Nicole leise. »Die Folterbank und die Explosion haben ihr den Rest gegeben. Sie müßte eigentlich in Behandlung. Aber dazu haben wir jetzt weder Zeit noch Gelegenheit.«
    »Was haben Sie vor, Mademoiselle?« fragte Lasalle.
    »Ich muß versuchen, Zamorra zu finden. Oder eines der Telefone. Dann ließe sich etwas unternehmen…«
    »Ich glaube kaum, daß ich Ihnen helfen kann«, sagte Lasalle. »Ich wäre Ihnen nur im Weg. Ich bleibe hier und bewache meine Enkelin.«
    Nicole deutete auf die wenigen noch existierenden Instrumente. »Falls jemand kommt, der nicht zu uns gehört - bewaffnen Sie sich und heizen Sie ihm gehörig ein«, sagte sie. »Das glühende Kohlebecken steht noch, und auch das Brandeisen. Damit läßt sich eine Menge anfangen.«
    Der alte Mann nickte. »Ich wünsche Ihnen alles Glück dieser Welt«, sagte er.
    Nicole öffnete die Tür und wieselte nach draußen. Sie kannte sich sofort wieder aus. Das hier war der linke Nebenflügel, in dem sich die gewaltige Bibliothek befand. Nicole fragte sich, wieviel davon und von der leistungsstarken EDV-Anlage Leonardo heilgelassen hatte.
    Sie zwang sich, nicht mehr an die beiden Lasalles zu denken. Der Alte hatte recht. Er war kein Kämpfertyp. Er wäre wirklich für Nicole nicht mehr als ein Klotz am Bein gewesen.
    Sie rannte los.
    ***
    »Wir müssen erst die beiden Mädchen befreien«, verlangte Raffael. »Oder wissen Sie noch nicht, daß Leonardo sie gefangenhält?«
    Gryf nickte nur. »Monica ist längst draußen. Wußten Sie das nicht?« fragte er zurück. »Zeigen Sie mir die Zelle, in der Uschi steckt…«
    Aber die war in der Zelle nicht zu finden. Gryf wurde blaß. »Dann hat er sie zur Hinrichtung holen lassen«, murmelte er bitter. »Raffael, schnell! Wo kann der Bastard stecken?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit in seinem Thronsaal. Dort hält er sich fast immer auf, wenn er im Château ist. Kommen Sie mit!«
    Gryf konnte nur staunen.
    Er hatte immer geglaubt, sich in Château Montagne einigermaßen auszukennen. Aber das Schloß an der Loire war größer, als es den Anschein hatte, und selbst wenn Zamorra riesige Feste feiern ließ, wurden die einzelnen Gebäudeteile nur zu einem geringen Teil genutzt. Raffael aber schien jeden noch so kleinen Winkel zu kennen. Er führte den Druiden durch Seitengänge und schmale Dienstbotentreppen, die Gryf von allein niemals in Erwägung gezogen hätte. Sie begegneten keinem einzigen Skelett-Krieger.
    Raffael grinste. »Leonardo kennt seine eigene Burg nicht mehr, und was er nicht kennt, kennen auch seine Schergen nicht…«
    Dem Diener war sein hohes Alter nicht anzusehen. Er hielt mit Gryf mit und kam nicht einmal außer Atem. Nun, er hatte sich auch sein Leben lang fitgehalten und gesund gelebt. Und er sah seine Tätigkeit nicht als Beruf, sondern als Berufung, seine Arbeit hielt ihn jung. Die Gefangenschaft unter Leonardo hatte ihn nicht brechen können. Bis zu diesem Augenblick hatte er auf Zamorra gehofft.
    Und nun

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