0262 - Leonardos Knochenhorde
nichts. Diese verfluchten Geripp e glauben aber, daß sie es weiß, und lassen sich einfach nicht vom Gegenteil überzeugen. Wenn Silvie stirbt, bin ich an der Reihe, und dann Sie, Mademoiselle Duval.«
»Das ist ja unmenschlich!« stieß sie hervor.
Alles in ihr bäumte sich gegen die Szene auf. Sie durfte nicht zulassen, daß die Knochenmänner das hilflose und ahnungslose Mädchen zu Tode quälten! Sie wand sich in ihren Fesseln. »Hört auf, ihr Bastarde!« schrie sie. »Ich bin Nicole Duval, Zamorras Gefährtin! Ich kenne unser Versteck!«
Schlagartig wirbelten die Skelett-Krieger herum. Silvie war vergessen. Jetzt kamen sie auf Nicole zu.
Großvater Lasalle schloß entsetzt die Augen. Er bewunderte Nicoles Mut, die beiden anderen zu retten. Aber was würde es ihnen einbringen? Leonardo würde sie zu Sklaven machen.
War es das wert?
War es nicht besser, frei und tot zu sein, als lebendig und ein Leben lang in geistigen Fesseln?
»Sage es uns«, krächzten die Knochenmänner. »Sage das Versteck, oder du wirst dir wünschen, nie geboren zu sein!«
Sie packten Nicole und rissen sie vom Boden hoch, um sie zur Streckbank zu zerren. Nicole sah noch mehr. Es war wie in einer Folterkammer der mittelalterlichen Inquisition. Es gab noch mehr Folterinstrumente. Das Kohlenbecken glühte, in dem eine große Zange lag. Zahlreiche Messer mit dünnen, scharfen Klingen gab es. Peitschen und allerlei andere Scheußlichkeiten.
»Sage uns das Versteck!«
***
Leonardo grinste. Der Skelett-Henker kam näher und näher. Da ruckte Zamorra an. Der Parapsychologe wollte den Knöchernen angreifen, um ihn an seinem furchtbaren Tun zu hindern.
Leonardo bewegte zwei Finger.
Ein fahler Blitz knisterte durch den Thronsaal und traf Zamorra. Der Professor wurde vorwärts geschleudert, stürzte und überschlug sich. Mit einem Aufschrei landete er vor dem Skelett-Krieger. Der trat hart zu. Zamorra krümmte sich keuchend am Boden zusammen. Er rang um Luft, während der Knochenmann seinen Weg ungehindert fortsetzte.
Im gleichen Moment vernahm Leonardo die Botschaft eines seiner Wächter.
»Herr, ein Durchbruchversuch. Ein Weißmagier teleportierte in den Abwehrschirm.«
Leonardo verzog das Gesicht.
»Nehmt ihn gefangen und bringt ihn her«, befahl er.
Dann wandte er sich wieder Zamorra zu. Der kam gerade wieder auf die Beine. Er schüttelte sich heftig, stand dann taumelnd da.
Der Henker hatte das Mädchen erreicht. Er holte mit dem Schwert aus. In den nächsten Augenblicken mußte er zuschlagen.
»Töte!« schrie Leonardo.
Das Schwert pfiff durch die Luft. Mit traumhafter Sicherheit raste es auf den Hals der Telepathin zu, die nicht ausweichen konnte.
***
Gryf erwachte. Er schalt sich einen Narren. Warum hatte er nicht gleich daran gedacht, daß der sthwarze Schirm ihn außer Gefecht setzen würde? Er hätte das Pulver noch in der Bewegung seines zeitlosen Sprunges schleudern sollen. Es wäre mit ihm zusammen in dem magischen Schirm angelangt und hätte ihn aufgebrochen. Dann wäre ihm die Bewußtlosigkeit und der furchtbare Schmerz erspart geblieben.
Der Druide versuchte sich aufzuraffen. Hände waren da, packten zu, halfen ihm auf! Irritiert sah er sich um.
Er hatte sie nicht kommen gesehen und nicht gehört. Die Skelett-Krieger!
Er kam nicht mehr dazu, sich zu wehren. Sie packten ihn und zerrten ihn mit sich auf die Schloßmauer zu. Die Zugbrücke war wieder geöffnet, aber direkt hinter Gryf wurde sie wieder geschlossen.
Immerhin, dachte er. Ich habe es geschafft! Ich bin da, wo ich hin wollte - wenn auch unter etwas anderen Umständen als geplant!
Im Innenhof stand Zamorras Mercedes. Die Skelett-Krieger stießen Gryf vor sich her. Plötzlich fiel ihm auf, daß er Gwaiyur noch besaß! Seine Überwinder hatten ihn nicht entwaffnet.
Der Druide lächelte. Das war ein Fehler, den sie nur einmal machen würden, aber er mußte die Chance nutzen.
Wahrscheinlich rechneten sie nicht damit, daß er sich so rasch von dem Durchgang durch den Abwehrschirm erholte. Sie hatten wohl in dieser Hinsicht keine Erfahrung mit Druiden.
Erfreulicherweise, dachte er.
Und dann sprang er erneut.
Irgendwohin.
***
Es gab einen kleinen Aufenthalt. Silvie Lasalle mußte erst von der Folterbank losgebunden werden. Nicole wand sich im Griff ihrer Bezwinger und versuchte sich zu befreien. Aber es gelang ihr nicht. Statt dessen fiel ihr etwas aus der Tasche ihrer leichten Jacke, die man ihr gelassen hatte.
Die Kombiewaffe!
Nicole hatte
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