0262 - Leonardos Knochenhorde
brannte er darauf, seinem Dienstherrn helfend unter die Arme greifen zu können.
Plötzlich wandte er sich zu Gryf um. »Ab jetzt wird es wieder etwas gefährlicher«, sagte er. »Wir kommen in den bevölkerten Teil des Schlosses. Ab hier können wir jederzeit auf Skelett-Krieger treffen.«
Er packte das Beuteschwert fester.
Schon einmal hatte er zu entkommen versucht. Er war sogar schon draußen gewesen, und er hatte bei seiner Flucht bewiesen, daß er durchaus mit Knochenmännern fertig wurde. Aber dann hatten sie ihn weit draußen doch noch erwischt und zurückgeholt.
Gryf nickte. »Wir werden es ihnen schon zeigen. Es muß nur schnell gehen.«
Sie durchquerten eine größere Halle, in der sich niemand aufhielt. Als Raffael durch die angrenzende Tür treten wollte, zuckte er zurück.
»Da ist jemand«, entfuhr es ihm.
Gryf schob sich an ihm vorbei. Er spähte um die Ecke und sah zwei Männer in zerlumpter Kleidung, die mit Reinigungsarbeiten beschäftigt waren. Offenbar hatte Leonardo nicht vor, das Château verkommen zu lassen.
Gryf tastete nach ihren Gedanken.
»Ihre Gehirne sind blockiert«, sagte er. »Sie werden uns nicht beachten, nicht einmal sehen. In ihnen gibt es nur ihren Auftrag, den sie auszufüllen haben. Sie werden uns nur dann angreifen, wenn wir sie daran hindern.«
Raffael nickte. »Gut. Das heißt also, daß wir uns vor den Sklaven nicht zu verstecken brauchen.«
Sie hasteten über den Gang. Es war tatsächlich so, wie Gryf sagte. Die beiden Hypnotisierten nahmen von ihnen keine Notiz.
Aber schlagartig änderte sich alles, als sie die nächste Treppe hinab eilten. Unten wimmelte es von Skelett-Kriegern!
»Wir sind da«, flüsterte Raffael. »Die mittlere Tür hat Leonardo zum Haupteingang gemacht.«
Er hätte es dem Druiden nicht zu sagen brauchen. Warum sonst, wenn hier nicht das Machtzentrum war, sollten sich hier über zwanzig Knochenmänner herumlümmeln? Sie warteten hier auf Befehle.
Gryf zückte seinen Silberstab. Er ließ ihn zur vollen Länge ausfahren und richtete ihn nach unten. Dabei begann er Worte in einer Raffael unbekannten Sprache zu flüstern. Es war die alte magische Sprache der Silbermond-Völker. Ein bläuliches Kraftfeld baute sich um den Stab auf.
Gryf zielte mit einem Gewehr. Dann gab er mit einem Gedankenimpuls den »Abschußbefehl«.
Das bläuliche Leuchten zuckte nach vorn, jagte die Treppe hinunter in die Vorhalle. Es knisterte. Blitze zuckten nach allen Seiten, verästelten sich und tasteten nach den Skelett-Kriegern. Wo sie sie trafen, zerfielen die Untoten zu Staub. Die Rüstungen polterten und schepperten zu Boden. Aber nach nicht einmal zehn Schlägen löste sich das bläuliche Leuchten auf.
Gryf ließ den Stab fallen und preßte die Hände an die Schläfen. Er taumelte, sank in die Knie.
»Was ist mit Ihnen, Monsieur?« fragte Raffael Bois entsetzt.
»Zu viel… Kraft…«, preßte Gryf hervor. »Ich… kann es nicht noch einmal…«
Hinter der geschlossenen Tür erscholl ein lauter Schrei.
Gryf zuckte zusammen. Er murmelte eine Verwünschung.
Und im gleichen Moment kam Bewegung in die wohl schreckerstarrten Skelett-Krieger. Über ein Dutzend von ihnen hatte die zuckenden Blitze überstanden, und diese Krieger zogen jetzt ihre Waffen blank und stürmten auf die Treppe zu, wo sich Gryf und Raffael auf halber Höhe aufhielten.
»Jetzt gilt’s«, preßte der Druide hervor. »Aufpassen, Raffael!«
Er hob Gwaiyur und erwartete den Ansturm der Untoten.
***
Die Skelett-Krieger erreichten Zamorra. Leonardo lachte höhnisch. Der Professor duckte sich unter den zupackenden Knochenarmen hinweg und versuchte zur Seite zu springen. Es blieb beim Versuch. Einer der Untoten schob das Bein vor. Diese so primitive und fast schon lächerliche Bewegung wurde Zamorra zum Verhängnis. Er stürzte. Bevor er noch wieder auf die Beine kam, waren die Skelette über ihm.
Sie packten ihn, rissen ihn hoch und stellten ihn wieder auf die Beine.
Er roch den Moder und den Verwesungsgestank, der von ihnen ausging, und Übelkeit stieg in ihm auf. Jetzt versuchte Zamorra es doch mit einer weißmagischen Zauberformel. Aber der Schuß ging nach hinten los. Ein harter Schlag traf den Professor, schüttelte ihri durch und nahm ihm alle Kraft. Haltlos sank er in den Armen der Skelett-Krieger zusammen.
»Narr«, lachte der Montagne. »Begreifst du immer noch nicht, daß allein ich hier der Machtpol bin? Oh, du Armseliger… du verdienst es wirklich nicht, weiter zu
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