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0262 - Leonardos Knochenhorde

0262 - Leonardos Knochenhorde

Titel: 0262 - Leonardos Knochenhorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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würde es erst zwölf Stunden später wieder möglich sein, Verbindung aufzunehmen. Fenrir wollte keinen Verdacht erregen. Und aus dem Château heraus hätte er nicht einmal dann Kontakt aufzunehmen gewagt, wenn es die Abschirmung nicht gäbe. Denn Leonardo war Telepath. Er konnte die Gedankensendungen belauschen. So aber, auf die Entfernung und ein wenig verschlüsselt, bestand die Chance, daß er die ausgetauschten Botschaften für unwichtig hielt.
    Fenrir ließ sich auf die Hinterläufe nieder und wartete ab. Wenn der Gegenschlag begann, würde sich Gryf in wenigen Augenblicken melden und die Einzelheiten bekanntgeben.
    Der telepathische Wolf kannte keine Ungeduld.
    ***
    Michel Lasalle auch nicht. Er hatte das Dorf längst verlassen, war über die Feldwege geschlichen und hatte sich immer wieder vergewissert, daß niemand ihm folgte. Hundertprozentig sicher konnte er natürlich nicht sein, aber…
    Niemand stellte ihm nach.
    Schließlich befand er sich unterhalb der Burg, zwischen ihr und der Straße, die unten nahe der Loire entlang führte. Von hier aus hatte er das große Tor im Blickfeld. Es war einladend geöffnet, aber niemand zu sehen. Nun, zu Zamorras Zeiten war es nicht anders gewesen. Ein Uneingeweihter konnte also keinen Verdacht schöpfen.
    Das Gewehr schußbereit, wartete Michel Lasalle ab.
    Und dann kam er. Der Wolf. Der graue Räuber und Gefährte des grausamen Leonardo. Er verließ das Château und kam querfeldein fast direkt auf Michel Lasalle zu.
    Michel kniete zwischen Sträuchern und war nicht zu sehen. Allerdings hatte er sich vergewissert, daß er sehr rasch flüchten konnte. Denn wenn der Schuß erst einmal gefallen war, konnte es sein, daß die Rächer auf dem Plan erschienen. Das Lieblingstier eines jeden Gewaltherrschers unterlag besonderem Schutz, und es sollten tatsächlich schon Menschen hingerichtet worden sein, die sich an diesen Tieren vergriffen.
    Es war Michel klar, daß er diesen Wolf nur stellvertretend für Leonardo tötete. Aber Michel kannte und liebte Tiere, war er doch auf einem Bauernhof aufgewachsen, und er wußte, daß der Wolf es nicht an Leonardos Seite ausgehalten hätte, wäre er nicht selbst durch und durch bösartig.
    Normalerweise hätte er Recht haben müssen. Woher sollte er auch ahnen, daß Fenrir eben kein normaler Wolf war? Daß er sich nur hier aufhielt, weil er einen bestimmten Plan verfolgte?
    Michel Lasalle wußte es nicht. Er hob das Gewehr, zielte über Kimme und Korn und wußte, daß er den jetzt kauernden Wolf mit einem Blattschuß erwischen würde.
    Mit unbewegtem Gesicht zog er den Stecher durch.
    ***
    Gryf wußte, daß es an der Zeit war, Kontakt mit Fenrir aufzunehmen. Der Wolf mußte jetzt in »Empfangsbereitschaft« sein.
    Gryf konzentrierte sich, schaltete alle anderen Umwelteinflüsse aus und aktivierte seine Druiden-Kraft. Er schickte seine Gedanken auf die Reise, tastete und suchte nach Fenrir.
    Und er fand ihn.
    Zwei Seelen berührten einander, um Informationen auszutauschen. Eine innere Wärme hüllte sie beide ein. Es war, als befände sich Fenrir direkt neben Gryf, und fast hätte der Druide die Hand ausgestreckt, um den Wolf zu streicheln. Aber das ging ja nicht.
    Fenrir, Zamorra ist bereit. Wir werden angreifen und das Schloß zurückerobern, teilte er dem Wolf mit. Die Vorbereitungen sind getroffen, und wie es sich jetzt zeigte, bedurfte es tatsächlich nur deiner auffordernden Botschaft. Wir kommen.
    Wann? fragte Fenrir zurück. Und was kann ich für euch tun, um euch die Arbeit ein wenig zu erleichtern ?
    Gryf lachte leise. Du könntest Leonardo die Kehle durchbeißen, empfahl er.
    Das dürfte auf Schwierigkei…
    Gryfs Augen weiteten sich. Abrupt griffen seine Gedanken ins Leere. Er streckte die Hände aus, als wollte er Fenrir fassen. Aber der Wolf entschwand ihm einfach.
    Der Kontakt riß ab. Für eine Zehntelsekunde erhaschte Gryf noch das Dröhnen eines Schusses, das Aufblitzen einer Mündungsflamme. Das war alles. Schwärze kam. Die Wärme der innigen Gedankenverbindung wurde durch brutale Kälte ersetzt.
    Gryf sprang auf. Er schüttelte sich heftig, versuchte den Eindruck zu verdrängen. Aber als er wieder versuchte, Fenrir zu erreichen, kam nichts mehr durch. Das Gedankenbild des Wolfes war verloschen.
    Gryf taumelte, griff sich an die Schläfen.
    »Fenrir«, keuchte er. »Man hat ihn -erschossen!«
    ***
    Vor einem der umgebauten »Gästezimmer« blieb Leonardo de Montagne stehen. Er streckte die Hand aus und bewegte leicht

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