0262 - Leonardos Knochenhorde
grünste fett und zufrieden.
»Und wenn ich ihn nicht finde?« fragte sie mutlos.
»Dann stirbt deine Schwester ebenfalls. Geh.«
Sie ging.
Sie wanderte durch die Korridore des Châteaus, und wirklich hielt sie niemand auf. Die Skelett-Krieger beachteten sie scheinbar gar nicht. Sie fragte sich, was sie machen würden, wenn sie jetzt noch einmal versuchte, Leonardo anzugreifen oder gar das Schloß in Brand zu setzen.
Aber vielleicht wußten sie auch nur zu genau, daß sie das nicht tun würde. Es war ihr, als sei sie bereits tot. Das Gift nahm ihr allen Lebensmut. Sekundenlang spielte sie mit dem Gedanken, einfach aufzugeben, sich erst gar nicht auf die Suche zu machen, um Zamorra nicht in die Falle zu locken. Aber dann dachte sie wieder an Uschi. Vielleicht hielt der Böse sein Wort ja doch, vielleicht ließ er Uschi leben. Und Zamorra kannte bestimmt noch ein paar Tricks. Gemeinsam mit seinen Freunden…
Sie mußte es zumindest versuchen. Wenn sie auch selbst starb - Uschi sollte ihre Chance haben! Sie mußte leben!
Und deshalb mußte Monica alles daran setzen, Zamorra zu finden. Auch wenn sie nicht wußte, wo er sich befand.
Sie verließ das Château. Draußen war es empfindlich kalt, und es würde noch kälter werden; der Abend stand bevor. Monica sah an sich herunter. Leonardo hatte ihr nicht einmal etwas zum Anziehen gegeben.
Die Kälte draußen und die Kälte des schleichenden Todes in ihr ließ ihre Seele frieren. Da sah sie den Skelett-Krieger, der den Weg herauf zum Château stapfte. Er trug einen großen, grauen Wolf auf den Armen, über dessen Rücken Blut lief.
Monica Peters kannte diesen Wolf. Sie wußte nicht, wie er hierher kam, aber sein Zustand bestürzte sie.
Fenrir!
Fenrir war hier - und er war so gut wie tot!
Der nächste aus dem Zamorra-Team, dachte sie. Mein Gott, wer von uns wird noch sterben, ehe Leonardo besiegt werden kann?
Etwas Glut flackerte noch einmal in ihr auf, und sie versperrte dem Skelett-Krieger den Weg. »Warte«, schrie sie. »Was ist mit Fenrir? Warum bringst du ihn zu diesem… diesem Mörder? Laß ihn hier! Wenn er stirbt, dann nicht da drinnen…«
Sie wollte den Knochenmann festhalten. Aber er schüttelte sie nur mit geradezu spielerischer Leichtigkeit ab und schritt über die Zugbrücke in den Schloßhof. Mit brennenden Augen sah Monica ihm nach, und Tränen liefen über ihre Wangen.
»Fenrir«, flüsterte sie. »Was hat er hier gewollt… und warum muß er sterben? Warum ausgerechnet er?«
Sie wußte nichts von Fenrirs Auftrag. Sie wußte nicht, daß er sich lange Zeit im Château aufgehalten hatte. Daß er von ihr und Uschi wußte. Denn aus Sicherheitsgründen hatte es keine Verbindung zwischen ihnen gegeben.
So konnte sie nur Vermutungen anstellen.
Aber helfen - konnte sie Fenrir nicht.
Stumm und frierend schritt sie den Weg hinunter zum Dorf. Wo sollte sie Zamorra finden? Wo in aller Welt hielt er sich versteckt?
Die Chance, ihn rechtzeitig zu finden, war fast null…
***
Michel Lasalle betrat das Haus, in dem er mit seiner Schwester wohnte, durch die Hintertür. Leise zog er sie ins Schloß, kam bis zur Wohnstube und trat ein.
»Michel!« stöhnte Silvie erleichtert auf. »Du bist in Ordnung?«
Er nickte. »Ich schon. Ich habe dem verdammten Wolf eines verplättet, daß er nicht mehr aufsteht. Und gesehen hat mich dabei auch keiner. Es ist alles in Ordnung. Diesen Denkzettel wird Leonardo spüren, das ist sicher. Sein Schoßhündchen erschossen… da erfährt er erst einmal, wie es uns geht, wenn seine Knochenmänner über uns her fallen.«
Silvie schüttelte langsam den Kopf. »Michel«, sagte sie. »Ich glaube… du weißt gar nicht mehr, was du tust! Schon einmal hat er das ganze Dorf mit einer Strafe belegt, weil jemand nicht zu finden war! Was, wenn er es diesmal wieder tut? Und das alles eines Tieres wegen!«
Michel zuckte mit den Schultern. »Er kann uns nicht alle töten«, sagte er. »Woher sollte er denn dann schließlich seine Sklaven nehmen?«
»Ich weiß nicht«, murmelte Silvie.
Michel klappte das Gewehr wieder auf und lud nach. »Was ist mit den Großeltern?« wollte er wissen. »Sind sie draußen, oder…?«
Silvie deutete zur Zimmerdecke. »Sie haben sich nach oben zurückgezogen. Du weißt doch, daß sie nicht sonderlich gesellig sind.« Sie zuckte mit den Schultern. Ihre Eltern befanden sich als Leonardos Sklaven auf Château Montagne. Ob sie noch lebten, wußte niemand. Die Großeltern, schon immer ein wenig
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