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0262 - Leonardos Knochenhorde

0262 - Leonardos Knochenhorde

Titel: 0262 - Leonardos Knochenhorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Finger. Etwas in dem mächtigen Schloß drehte sich, dann sprang es auf. Leonardo berührte die Tür nicht, und doch schwang sie auf.
    Im Innern des jetzt sehr karg ausgestatteten Raumes herrschte nur Dämmerlicht. Das Fenster war vermauert, es gab nur eine kleine Luftöffnung, die niemand zu durchdringen vermochte, und die Steine hielten durch Schwarze Magie zusammen, so daß kein einziger herauszubrechen war. An einer Wand hing eine Fackel in ihrer Halterung und verbreitete einen mäßigen, flackernden Lichtschein. Das Licht, das von der Fackel und jetzt auch durch die Türöffnung drang, traf zwei hölzerne Pritschen mit groben, dünnen Decken, und die beiden Gefangenen.
    Zwei junge, bildhübsche Mädchen mit langem blonden Haar, die jeder automatisch verwechseln mußte, wenn er sie sah. Die eineiigen Zwillinge Monica und Uschi Peters.
    Leonardo blieb in der Tür stehen und sah die beiden nackten Mädchen an. Hinter ihm standen die Skelett-Krieger mit gezogenen Waffen. Die Zwillinge hatten keine Chance, Leonardo anzugreifen und auszubrechen -ganz abgesehen davon, daß er sich selbst auch gegen jede Art körperlicher Angriffe verteidigen konnte.
    »Ich habe beschlossen, wie ich mit euch beiden verfahren werde«, sagte er.
    Die Zwillinge sahen auf. Eines der beiden Mädchen bequemte sich zu einer Antwort. »Und welches Schicksal hast du uns zugedacht?«
    Leonardo lächelte böse. »Eine von euch, und welche das sein wird, könnt ihr euch aussuchen - eine von euch wird sterben.«
    ***
    Fenrir spürte den Gefahrenimpuls. Er gehorchte ihm sofort, warf sich zu Boden. Da krachte auch schon der Schuß. Ein harter Schlag traf den Wolf, eine Feuersäule raste über seinen Rücken hinweg. Er jaulte auf. Der zweite Schuß folgte fast augenblicklich. Die Kugel pfiff haarscharf am zuckenden Kopf des Wolfes vorbei.
    Jemand schießt auf mich! durchfuhr es den Wolf.
    Erinnerungen durchrasten ihn, Erinnerungen an die sibirischen Wälder und die Steppen. Auch dort hatte man auf ihn geschossen, ihn gejagt, den grauen Räuber. Doch niemand hatte ihn jemals erwischt. Das war nur hier passiert.
    Fenrirs Rücken brannte. Er fühlte, wie etwas warm über seine Flanke rann. Blut!
    Ich bin getroffen, dachte er bestürzt.
    Den Kontakt zu Gryf gab es nicht mehr. Er war schon abgerissen, als der Schuß krachte. Fenrir versuchte den Schützen zu erkennen. Aber er sah niemanden. Im ersten Moment hatte er an Leonardos Skelett-Krieger gedacht und vermutet, der Montagne habe ihn durchschaut und ließ ihn jetzt töten. Aber ihm wurde nun bewußt, daß die Krieger nicht über Schußwaffen verfügten. Also mußte es ein Mensch aus dem Dorf sein.
    Fenrir winselte bitter. Sie hatten den Falschen erwischt!
    Aber was nützte es ihm noch? Er fühlte, wie er schwächer wurde. Sein Blick verdunkelte sich. Der Schmerz pochte dumpf in seinem Rücken, und als er versuchte, sich auf die Hinterläufe zu erheben, knickten sie kraft- und gefühllos weg.
    Die Wirbelsäule mußte verletzt sein.
    Noch einmal versuchte er, den Kontakt mit Gryf herzustellen. Es gelang ihm nicht. Auch nicht, als er Merlin rief. Er war hier im Feindesland allein und auf sich gestellt, und er würde allein für sich sterben.
    Die große Dunkelheit kam.
    Er sah noch, wie ein Schatten über ihn hinwegsprang, dann schwanden ihm die Sinne.
    ***
    Die beiden Mädchen sprangen auf. Die Schwerter der Krieger hinter Leonardo klirrten drohend. Monica sah ihre Schwester bedrückt an. »Jetzt ist es also soweit«, murmelte sie. »Lange genug hat dieses Schwein uns ja leben lassen…«
    Leonardo hob die Hand.
    »Im Grunde werdet ihr beide sterben«, verbesserte er sich. »Es ist nur eine Frage der Zeit. Aber eine von euch stirbt früher, dafür wird sie allerdings auch noch einmal den Sternenhimmel über sich sehen.«
    »Eine Hinrichtung im Freien also«, sagte Uschi sarkastisch. »Was hast du dir dabei gedacht, Höllenbastard?«
    »Eine von euch«, sagte er kalt, »wird einen Giftbecher leeren. Das Gift wirkt nicht sofort, nein. Vierundzwanzig Stunden später erst setzt es ein. In diesen vierundzwanzig Stunden wird die Betreffende Professor Zamorra ausfindig machen und ihm eine Botschaft überbringen. Die Botschaft nämlich, daß auch das zweite Mädchen stirbt - abermals vierundzwanzig Stunden später, falls Zamorra es nicht vorzieht, hier im Château zu erscheinen. Waffenlos und allein.«
    »Und was willst du Hund damit bezwecken?« fauchte Uschi. »Du glaubst doch nicht im Emst, daß

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