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0263 - Das gläserne Grauen

0263 - Das gläserne Grauen

Titel: 0263 - Das gläserne Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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trafen ihn. Der feine Sprüh wehte in sein Gesicht. Er behinderte die Sicht.
    Vor Dächern hatte Suko einen gewissen Horror. Er war schon einmal abgestürzt, aber es gab keine andere Möglichkeit, an den Gegner heranzukommen.
    Der Regen hatte die schwarzen Pfannen genäßt und sie glitschig gemacht. Es war schwer, darauf Halt zu finden. Suko mußte schon Arme und Beine ausbreiten, um sich wenigstens etwas abstützen zu können.
    Der Vorsprung des Gorgosen vergrößerte sich. Er brauchte nicht mehr weit zu kriechen, um den Dachfirst zu erreichen. Noch zwei Körperlängen, dann hatte er es geschafft.
    Geschmeidig wie eine Schlange bewegte er sich. Zudem trug er keine glatte Lederkleidung wie Suko, und der Chinese hatte das Nachsehen. Er verlor immer mehr an Boden.
    Auch das zerstörte Fenster blieb zurück. Es gab noch andere. Sie leuchteten wie viereckige Augen, und Suko sah, daß einige hochgeschoben wurden und Köpfe neugieriger Mieter hervorschauten.
    »Bleiben Sie weg!« brüllte Suko. Er verstand die Gaffer nicht, wo die Gefahr so groß war.
    Einen Anfangserfolg erzielte er. Die Köpfe verschwanden tatsächlich.
    Nach Sekunden jedoch tauchten sie wieder auf, die Leute konnten es einfach nicht lassen.
    Der Gorgose hatte sein Ziel erreicht. Fast triumphierend hockte er auf dem First, schaute nach unten und starrte Suko dabei an.
    Der Inspektor kroch ebenfalls nicht mehr weiter, obwohl der andere lockte.
    »Komm schon, komm…«
    Suko hob seinen rechten Arm. Er hatte die Beretta wieder gezogen und zielte genau. Wenn alles nichts half, mußte er den anderen vom Dachfirst schießen.
    Da senkte der Gorgose seinen rechten Arm. Und er hielt auch den Stab in der Hand.
    Im nächsten Moment berührte die Spitze das Dach, wobei sich die schreckliche Magie daranmachte, die Materie umzuwandeln.
    Suko schwebte plötzlich in höchster Lebensgefahr…
    ***
    Hätte ich London nicht schon vorher gekannt, so hätte ich jetzt den östlichen Teil kennenlernen können, denn wir blieben von der City aus gesehen jenseits der Themse.
    Und damit fuhren wir dorthin, wohin sich Touristen selten verirrten, denn hier lebten die ärmeren Bevölkerungsschichten. Aber auch die, die durch harter Hände Arbeit ihr Geld verdienten und doch jeden Monat verzweifelten, weil die Inflation immer schneller war und sie auch nichts ererbt hatten wie viele Adelige in unserem Land.
    Über die Lambeth Road ging es weiter. Wir überquerten die Kreuzung Kennington Road, und der Mann vor mir fuhr wie ein Wahnsinniger. Er achtete auf keinen Gegenverkehr, kümmerte sich nicht um Ampeln, sondern stochte durch. Er hatte dabei das Glück, in keinen Unfall verwickelt zu werden.
    Ich fiel hin und wieder zurück, weil ich vorsichtiger fuhr. Danach begann jedesmal eine Aufholjagd.
    Allmählich näherten wir uns Southwark. Und hier kannte ich auch ein paar gefährliche Ecken. Selbst Polizisten gingen nur in Dreierstreifen, auf Ordnungshüter war man da schlecht zu sprechen.
    Die Gegend wurde düsterer. Weniger Laternen markierten die Fahrbahn.
    Wenn sie auftauchten, huschten sie auch schnell wieder vorbei und verschwanden wie gelbe Nebelschemen im Dunkel der Nacht.
    Nahe der Union Street sah ich die ersten Bahngleise. Industrieviertel lösten sich mit Wohnsilos ab, deren Mauern grau und schwarz geworden waren.
    Es gab auch kleinere Straßen, in denen die Häuserblocks nicht so hoch waren.
    Die Enge der Straße erlaubte ein schnelles Fahren nicht mehr. Zudem rollten wir hin und wieder über Kopfsteinpflaster. Neben Glatteis gibt es für die Reifen eines Wagens nichts Schlimmeres als nasses Kopfsteinpflaster.
    Deshalb mußten wir vorsichtig werden.
    Als wir abermals eine schmale Straße hinter uns gelassen hatten, sah ich plötzlich auf ziemlich freies Gelände. Die Scheinwerfer des Bentley erfaßten einen naßglänzenden Schienenstrang. Dunst wallte darüber.
    Lichtmasten stachen in die Luft. Die langen Leitungen hingen wie erschlaffte Arme durch.
    Wo steckte Abel Bellamy?
    Plötzlich hatte ich ihn verloren!
    Ich stoppte, biß mir vor Wut auf die Lippen und riskierte es zum erstenmal, das Fernlicht anzuschalten.
    Die langen Scheinwerferstrahlen durchbohrten weißbläulich schimmernd die Dunkelheit, berührten jenseits der Gleise die Mauern von Fabrikbaracken, Kränen und Hallen.
    Nur den Wagen sah ich nicht.
    Ich hatte mittlerweile die Marke erkannt. Es war ein großer, dunkler Mitsubishi.
    Für mich hatte es keinen Sinn, hier lange zu warten. Zurückkommen würde der Wagen

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