0263 - Das gläserne Grauen
Großen Alten?«
Ich hatte das Gefühl, von einem Blitz getroffen worden zu sein. Was erzählte dieser Bellamy da? Gorgos gehörte zu den Großen Alten? Meine Knie wurden weich, ich mußte schlucken. Es war unfaßbar. Zudem fiel es mir schwer, einen normalen Gedanken zu fassen. Jetzt wurde mir allerdings klar, weshalb meine Waffen nicht reagiert hatten. Diese Wesen standen unter Gorgos Schutz.
Obwohl ich jetzt mehr wußte, öffneten sich weitere Fragen, und die blieben vorerst ungeklärt, denn man befahl mir, auf das Förderband zu klettern.
»Was soll ich?«
Bellamy, er stand von mir getrennt durch das Band, beugte sich vor, wobei der Stab in die gefährliche Nähe meines Gesichts geriet. »Wir können dich auch als Kirstallkörper hinunterschaffen!« flüsterte er rauh. »Du hast die Wahl!«
Ich schaute in seine Augen. Da er nahe genug vor mir stand, erkannte ich sogar den gläsern wirkenden Ausdruck seiner Pupillen, und ich bewegte leicht den Kopf, was ein Nicken andeutete.
»Ja«, sagte ich. »Es bleibt mir keine andere Wahl.«
»Dann rauf mit dir!«
»Und wo führt es hin?«
»Du wirst unser kleines Geheimnis kennenlernen«, erwiderte er. »Warte es ab. Wir stehen erst am Beginn, sind die ersten, aber andere werden uns folgen.«
Das glaubte ich ihm unbesehen. Es sei denn, mir gelang es, sie auszuschalten. Wenn ich die Lage realistisch einschätzte, war daran wohl nicht zu denken.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als auf das Förderband zu steigen. Es besaß etwa die Breite meines Körpers, ich setzte mich auf die elastische Unterlage und merkte, daß sie sich durchbog.
»Leg dich hin. Auf den Bauch!« Dieser Bellamy wußte genau, wie man einen Menschen wehrlos machte.
Ich stützte mich zuvor ein wenig ab und nahm die Stellung ein, die er haben wollte.
»Arme ausstrecken!«
Auch das tat ich. Jetzt war ich quasi hilflos diesen verdammten Wesen ausgeliefert.
An den Bewegungen des Förderbandes stellte ich fest, daß hinter mir jemand ebenfalls auf das Band kletterte.
Brian Bellamy war es nicht, der stieg nämlich vor mir auf das Band. Er hockte sich auf die Knie nieder und grinste böse auf mich herab, als ich den Kopf hob und ihn anschielte.
In der rechten Hand hielt er den Stab.
Mit der linken gab er dem dritten Gorgosen ein Zeichen.
Und der schaltete den Motor ein.
Ein Ruck lief durch das Band. Es schien sich zu schütteln, und im nächsten Augenblick begann es zu laufen.
Für mich sollte es eine Fahrt ins Verderben werden…
***
Dieser Satan hatte wahrhaftig zum letzten, radikalen Mittel gegriffen. Er wollte das Dach verändern, auf magische Art und Weise verglasen, und vielleicht sogar das gesamte Haus mit seinen Menschen.
Das wurde Suko innerhalb der nächsten Sekunde klar, als er seinen Gegner auf dem Dachfirst hocken sah, wobei die Gestalt des Mannes im Sprühregen verschwamm.
Um sie herum jedoch hatte sich die Unterlage bereits verändert. Die dunkle Farbe der Pfannen war verschwunden. Sie wurden allmählich heller, schimmerten ins Graue hinein und schienen sogar Dampf oder Qualm abzusondern.
Dabei bogen sie sich, bewegten sich, zogen sich zusammen oder auseinander. Suko hatte das Gefühl, als wäre das gesamte Dach in Bewegung geraten.
Was sollte er tun?
Er mußte sich in Sicherheit bringen, aber nicht nur sich allein, auch die Menschen, die in diesem Haus wohnten, denn die Materieveränderung würde bei ihnen nicht stoppen.
Wie konnte man sie aufhalten?
Durch den Stab?
Ein Wort war notwendig, um Bewegungsabläufe zum Halten zu bringen.
Und dieses Wort hatte den Inspektor schon aus mancher Gefahr gerettet.
Vielleicht konnte er auch hier etwas erreichen.
Das schräg nach oben laufende Dach wurde sowohl in der Breite als auch in der Länge gleichzeitig verändert. Und mit einer immer gleichbleibenden Geschwindigkeit rückte die Materieverwandlung vor.
Viel Zeit blieb dem Chinesen nicht mehr.
Er rutschte zurück. Die Beretta hielt er noch in der Hand. Der Gorgose hockte wie der große Sieger auf dem First, hatte einen Arm nach unten gebeugt und berührte mit diesem seltsamen Stab das Dach.
Solange die Verbindung bestand, würde die Umwandlung weitergehen.
Mit der linken Hand krallte sich der Chinese an einer Dachpfanne fest, während er den Stab quer zwischen die Zähne steckte, damit er ihn nicht behinderte. Dann stützte er sich mit dem linken Ellbogen auf, damit er in die Höhe kam, und streckte seinen rechten Arm aus, wobei die Beretta die Verlängerung seiner
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