0265 - Das Zeitauge
keine Botschaft in die Realzeit schicken können, hilft nur eines: Wir sollten umgehend versuchen, durch den Sechsecktransmitter der Milchstraße zum Andromedanebel zurückzukehren. Infolge der chaotischen Zustände, die durch die Angriffe meiner Vorfahren und die teilweise aufs Gerätewohl fliegenden Evakuierungsschiffe Lemurs und der Tamanien herrschen, müßte die Rückkehr nach Kahalo möglich sein. Dort sollte Lordadmiral Atlan versuchen, den Kommandierenden Admiral Hakhat noch einmal zu tauschen. Gelingt das, dürfte es relativ unkompliziert sein, die CREST zum Andromedanebel abstrahlen zu lassen. Dort befinden wir uns wenigstens, wenn schon nicht in der richtigen Zeit, so doch an Ort und Stelle und können versuchen, die Zeitfalle Vario ausfindig zu machen. Schließlich gibt es genug fähige Mutanten an Bord, die in der Lage sein sollten, einen Weg zu finden, um die Verschiebung in die Vergangenheit rückläufig zu machen."
Atlan hob die Hand.
„Ich stimme Tolot bei. Die Woolver-Zwillinge haben bereits einmal bewiesen, daß sie auch durch die Zeit 'reisen' können. Sobald wir Vario gefunden haben, werden sie auch dieses Problem meistern - und sei es nur, um die Menschheit des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts nach Christi Geburt zu warnen.
Weniger klar sehe ich, was den Transmitter des Andromeda-Sechsecks betrifft. Ein Durchgang durch den Milchstraßen-Transmitter wäre gefährlich ohne die Garantie dafür, daß der Andro-Transmitter empfangsbereit ist..."
„Diese Garantie bekommen Sie von mir", erwiderte der Haluter impulsiv. „Sowohl der Zeittransmitter Vario als auch das Andro-Sechseck müssen logischerweise ununterbrochen in Betrieb sein! Ich bitte zu bedenken, daß die MdI offensichtlich in ständigem Kontakt mit ihren Zeitagenten stehen. Ferner deuten alle Ereignisse der Vergangenheitsebene darauf hin, daß man in Andromeda einen unerschöpflichen Bedarf an Schablonenmustern für Duplos hat. Ein Schablonenmuster läßt sich nur theoretisch unbegrenzt zur Vervielfältigung benutzen. Die derzeitige Großoffensive der Maahks kompliziert die Lage noch mehr. Der Personalbedarf bei den tefrodischen Kampfflotten muß ungeheuer groß sein und steigert sich immer noch. Um den Bedarf annähernd zu befriedigen, muß man ständig ausgesuchte Lemurer als Schablonenmuster in die Realzeit befördern."
Als Tolot schwieg, ließ der Großadministrator noch einmal seinen Blick über die Gefährten wandern.
„Noch eine Frage, meine Herren?"
Atlan schüttelte stumm den Kopf.
„Dann bin ich entschlossen, den Versuch zu wagen. Wie gesagt: Auch die Positronik hält Tolots Vorschlag für die einzige Möglichkeit, die uns noch verbleibt."
Rhodan erhob sich.
„Wir starten in einer Stunde. Kasom, Sie nehmen bitte sofort Verbindung mit dem Sonderkommando Lemur auf und geben Anweisung, die Männer möchten durch den Rettungstransmitter an Bord der CREST zurückkehren!"
Als die Startvorbereitungen zwanzig Minuten später beendet waren erinnerte sich Perry an den Befehl den er Melbar Kasom zuletzt erteilt hatte. Er ließ sich mit dem Umweltangepaßten von Ertrus verbinden.
„In der Flotte ist es üblich, die Ausführung eines Befehls unverzüglich zu melden, Kasom...!"
Der Riese grinste ungeniert.
„Jawohl, Sir. Bestimmung 232a." Schlagartig verschwand das Grinsen und machte einer betrübten Miene Platz. „Tut mir leid, Chef. Seit zwanzig Minuten rufe ich das SK Lemur. Keine Antwort bisher."
Der Großadministrator preßte die Lippen zusammen. Der Verlust von drei Mann war unerheblich, aber er hatte Sheltons Gruppe persönlich nach Lemur geschickt und fühlte sich für alles verantwortlich, was ihr dort passiert sein konnte.
„Versuchen Sie es noch die restlichen zehn Minuten", ordnete er an. „Danach..." Er hob resigniert die Schultern.
Zehn Minuten später beschleunigte die CREST III mit vollen Werten und schoß in einer Parabel aus dem Sonnensystem heraus.
Das Sonderkommando Lemur hatte sich nicht mehr gemeldet...
3.
Die lemurische Patrouille tauchte in dem Augenblick auf, in dem Sheltons Gruppe das Ende einer Bergflanke erreichte.
Der Oberst erkannte, daß eine Flucht töricht gewesen wäre. Trotz eingeschalteter Deflektorschirme hatten die Lemurer sie entdeckt. Die Reaktion bewies es. „Eisberg" Shelton rief seinen Leuten eine Warnung zu und begann zu schießen.
Sei es, daß die Männer der lemurischen Patrouille außerordentlich reaktionsschnell waren - sei es, daß der Oberst einen
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