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0265 - Das Zeitauge

Titel: 0265 - Das Zeitauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in einen Tiefkühlschlaf versetzen. Nun sind wir aufgewacht, um unsere Rechte geltend zu machen."
    Er merkte sofort, daß er den jungen Offizier richtig eingeschätzt hatte. Der Mann war phantasielos, wie alle Fanatiker, die auf ihre Karriere bedacht sind.
    „Pluto ist groß", bemerkte er grinsend, „deshalb wäre es gut, wenn Sie mir Ihre genaue Anschrift nennen wurden."
    Unvermittelt verzerrte sich sein Gesicht zu einer zornigen Fratze. Er hieb die Faust auf den Tisch.
    „Sie sind nicht hier, um mir irgendwelche Märchen aufzutischen, sondern um mir die Wahrheit zu sagen. Welcher Gruppe irrer Rebellen gehören Sie an?"
    „Gibt es denn Rebellen auf Lemur?" fragte der Oberst gelassen.
    Der Verhöroffizier hob die Schultern.
    „Einige Gruppen von Flüchtlingen, die aus dem augenblicklichen durcheinander ihre Vorteile ziehen möchten." Er wurde weiß vor Wut, als er merkte, daß sein Gefangener den Spieß umgedreht hatte und ihn aushorchte. „Ich lasse Sie erschießen", brüllte er, „wenn Sie mir nicht sofort die Wahrheit sagen!"
    Der „Eisberg" musterte ihn kühl von oben bis unten. Danach schwieg er. Alle weiteren Versuche des Lemurers, noch etwas aus ihm herauszuholen, prallten an seiner unerschütterlichen Ruhe ab. Oberst John C. Shelton benahm sich nicht etwa deshalb so überlegen, weil er wußte daß Log sie jederzeit befreien konnte; er hätte auch in aussichtsloser Lage so gehandelt. Und gerade diese innere Sicherheit war es, die den Gegner machtlos machte.
    Der Verhöroffizier rief nach der Wache und ließ Shelton abführen.
    Man sperrte ihn in einen rechteckigen Raum von etwa zwei mal einen Meter Größe. An der Decke brannte eine winzige Lampe, und die einzige Sichtverbindung zur Außenwelt bestand in einem handtellergroßen, vergitterten Loch in der Tür.
    Der Flottenoffizier stellte fest, daß die Wandpritsche abgeschlossen war. Sicherlich würde sie nur abends herausgeklappt werden. Er resignierte und streckte sich einfach lang auf dem Fußboden aus.
    Was er brauchte, war eine Ruhepause, um seine Kräfte zu erhalten. Er sah nicht ein, daß er die kurze Zeit seiner Gefangenschaft nicht dafür verwenden sollte. Eine halbe Minute später schlief er fest und traumlos.
    Da man ihm auch die Uhr abgenommen hatte, wußte er nicht, wie lange er geschlafen hatte, als die Tür aufgeschlossen wurde. Der Wachtposten machte ein verblüfftes Gesicht, als sich der Gefangene mit herzhaftem Gähnen erhob.
    „Was soll die Störung?" fragte Shelton. „Will dieser junge Laffe mir schon wieder meine kostbare Zeit stehlen?"
    Der Lemurer grinste. Er antwortete nicht, sondern bedeutete dem Gefangenen durch Handzeichen, daß er vor ihm herzugehen habe. Die schußbereite Schockwaffe unterstrich diese Gesten. Wieder einmal stellte der Oberst fest, daß ihm ein Ausbruchsversuch nicht gelungen wäre. Der Posten verfolgte jede seiner Bewegungen mit wachsamen Blicken.
    Es ging zu dem gleichen Raum, in dem das erste Verhör stattgefunden hatte. Der junge Offizier war allerdings verschwunden. Dafür saßen vier ältere Männer mit bunten Umhängen hinter der Rundung des Tisches.
    Tamräte! durchzuckte es Shelton.
    „Nun, habe ich etwa zuviel versprochen?" sagte eine dünne Stimme.
    Der „Eisberg" wandte den Kopf und sah Log. Der Roboter stand links neben den Tamräten Lemurs.
    „Machen wir der Sache ein Ende!" befahl der Flottenoffizier hart. Er hatte sich entsonnen, daß sich Log unter seinen Befehl gestellt hatte und wahrscheinlich wartete er mit rein intellektueller Ironie nur darauf, nun auch eine Anweisung zu bekommen.
    Einer der Tamräte fuhr auf.
    „Was...?"
    Im nächsten Augenblick lächelte er zuvorkommend.
    „Sie möchten ein kleines Spielchen treiben, Oberst Shelton. Ausgezeichnet! Selbstverständlich helfen wir Ihnen dabei. Alles, was unser ist, gehört Ihnen." Die übrigen Tamräte nickten bestätigend.
    „Wir brauchen vor allem Ihre Bekleidung, Ihre Pässe - und Ihr Wissen!" sagte der Oberst.
    „Und unser Funkgerät", fügte Pierre Messier hinzu, der neben einem entwaffneten Posten den Raum betrat.
    Der ältere der Tamräte erteilte die entsprechenden Befehle, während die Kleidung ausgetauscht wurde.
    Als das Funkgerät kam, sendete Shelton einen gerafften Funkspruch zur CREST III. Die Antwort hätte mindestens ein kurzer Pieps sein müssen, die Bestätigung dafür, daß man die Nachricht erhalten habe.
    Doch selbst das blieb aus.
    Log verschwand für den Zeitraum von etwa zwei Sekunden. Dann

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