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0265 - Das Zeitauge

Titel: 0265 - Das Zeitauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Transportgleiter hielt - und dann stockte sein Fuß.
    Neben dem offenen Eingang stand - Log, der Roboter!
    Shelton fühlte eine Welle heißen Zorns in sich aufsteigen, als er sah daß Log von den Lemurern nicht beachtet wurde. Das konnte doch nur bedeuten, daß er mit ihnen zusammenarbeitete, oder...? „Oder!" sagte Log bestimmt.
    Verwundert registrierte der Oberst die völlige Gleichgültigkeit der feindlichen Soldaten dem Roboter gegenüber. Log war zwar nur ein Zwerg von einer Maschine, doch selbst ein Zwerg konnte nicht auf die Dauer übersehen werden!
    „Stimmt!" bestätigte Log ungerührt und ohne seine Stimme zu dämpfen. Wieder einmal kicherte er auf seine aufreizende Art. „Das Auge sieht mich, aber das Gehirn weigert sich, mich als existierende Realität anzuerkennen. Schon mal etwas von psychischer Unsichtbarkeit gehört...?"
    John C. Shelton begriff. Ein guter Suggestor, dazu brauchte er nicht einmal über parapsychische Gaben zu verfügen, war in der Lage, einem oder auch mehreren Menschen sein Nichtvorhandensein zu suggerieren. Verband er die Suggestion noch mit posthypnotischem Zwang, so konnte er sich längere Zeit vor den Augen der betreffenden Personen ganz offen bewegen, und sie würden ihn nicht bewußt wahrnehmen. Auch aus diesem Grund wurden Offiziere von Eliteeinheiten der Flotten sowie Agenten der Galaktischen Abwehr im Abblocken hypnosuggestiver Einflüsse geschult. Log jedoch war ein Roboter mit Psi-Fähigkeiten; ihm mochte es keine Schwierigkeiten bereiten, auch seine Stimme als nichtexistent hinzustellen - und gleichzeitig ein Wahrnehmungsfenster für die Personen zu schaffen, die ihn sehen und hören durften.
    „So ist es", erklärte der Roboter. „Muß ich dir noch verraten, daß ich nicht eingreifen wollte, bevor ich Gewißheit besaß, daß hier keine lemurischen Roboter sind? Sie hätten sich nicht betrügen lassen."
    Shelton atmete auf.
    „Befreie uns. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen."
    „Geduld, mein Freund", mahnte Log. „Warte, bis wir uns in jenem Gebäude befinden."
    Offenbar entließ er die Bewacher in diesem Augenblick aus einer vorübergehenden Starre, denn der Oberst spürte erneut einen Stoß im Rücken und die barsche Aufforderung weiterzugehen.
    „Warum warten?" fragte er ungeduldig, als er an Log vorüberging.
    Der Roboter kicherte.
    „Zuerst kommt das Verhör, Terraner. Danach - und das ist vorauszusehen, da dir die Lemurer weder die Wahrheit noch eine Lüge abnehmen werden - kommen die Tamräte, die im nächsten Gebäude des Stützpunktes wohnen...!"
     
    *
     
    Der Tisch war hufeisenförmig. Oberst John C. Shelton mußte in das „Hufeisen" treten, während der lemurische Verhöroffizier hinter der Rundung saß. Messier und Uwanok wurden unterdessen draußen festgehalten.
    Der Verhöroffizier war noch sehr jung, auf höchstens zwanzig Jahre schätzte ihn der Oberst.
    Dennoch zierten seine Brust eine Menge glitzernder Auszeichnungen.
    Fanatischer Draufgänger! So ordnete Shelton ihn ein.
    „Sie wurden an der Grenze des Schutzbezirks vierundachtzig, Sektor dreiunddreißig festgenommen", stellte der Lemurer kühl und sachlich fest. „Dabei widersetzten Sie sich der Festnahme und töteten den Soldaten einer Militärpatrouille."
    Die wachen Augen musterten den Oberst durchdringend.
    „Gemäß Paragraph siebenhundertvierzig Cdes Kriegsrechts haben Sie damit ihr Leben verwirkt."
    Siebenhundertvierzig C! dachte Shelton schaudernd. An Paragraphen können sie es mit den Gesetzen und Verordnungen des Solaren Imperiums ganz sicher aufnehmen!
    „Die Tötung des Soldaten erfolgte im Verlauf einer kriegsmäßigen Kampfhandlung", sagte er laut.
    Der Lemurer lächelte sardonisch.
    „Ach...? Eine kriegsmäßige Kampfhandlung, sagten Sie? Darf ich erfahren, welche legale Macht hier auf dem Boden Lemurias existiert - außer den lokalen Streitkräften des Kontinents?"
    Oberst Shelton konnte darauf vertrauen, daß man weder bei ihm noch bei den Gefährten etwas gefunden hatte, was auf ihre wirkliche Herkunft hindeutete. Es war Melbar Kasom persönlich gewesen, der ihre Ausrüstung überprüft hatte - und dem ertrusischen USO-Spezialisten unterlief in dieser Hinsicht gewiß kein Fehler. Folglich konnte man sich einen Spaß daraus machen, den Verhöroffizier nach allen Regeln der Kunst zu belügen.
    „Wir kommen aus dem Innern Plutos", antwortete Shelton lässig. „Vor rund hunderttausend Jahren, beim Zusammenbruch des Ersten Imperiums der Menschheit, ließen wir uns

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