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0265 - Das Zeitauge

Titel: 0265 - Das Zeitauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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furchtbare Wunden - aber selbst ein Löwe ist auf die Dauer machtlos gegen den Angriff eines Rudels mutiger Steppenhunde...!
     
    4.
     
    Oberst John C. Shelton betrachtete sich prüfend im Spiegel. Sein Haar war nach der lemurischen Mode geschnitten und gefärbt, eine Emulsion aus dem Labor der CREST III verlieh der Haut jene samtbraune Tönung, wie sie charakteristisch war für alle Lemurer. Dieser Eindruck wurde verstärkt durch die Kleidung eines Tamrats, wobei besonders der bunte Umhang auffiel, der bei jedem Tamrat in anderen Farben und Mustern gehalten war.
    Zufrieden mit sich und der Welt zündete er sich eine Zigarette an.
    Neben ihm räusperte sich ein anderer „Tamrat". es war Oberleutnant Messier, der sich ebenso verkleidet hatte wie Shelton und Uwanok.
    „Darf ich Sie darauf hinweisen, Sir, daß die Lemurer die Unsitte des Tabakrauchens nicht kennen...!"
    Der kleine Marsianer trat einen Schritt näher und trat dabei versehentlich auf den Saum des Umhangs, der für ihn viel zu groß war. Er schlug mit dumpfem Gepolter lang hin.
    Um Oberst Sheltons Lippen zuckte es, als er sagte: „Für gewöhnlich stolpert ein lemurischer Tamrat auch nicht über seine eigenen Beine..."
    „Es waren nicht die Beine, Sir, die..."
    „... eben viel zu kurz sind für einen richtigen Menschen", beendete der Flottenoffizier den Satz, allerdings kaum im Sinne Messiers.
    Pierres Gesicht lief rot an. Er raffte sich auf, wobei er sich hoffnungslos in dem nicht nur zu langen, sondern auch viel zu weiten Umhang verstrickte. Mit strampelnden Beinen rollte er über den Boden, bis Aino Uwanok ihn schließlich aus seiner mißlichen Lage befreite.
    Der Eskimo hatte seinen Tamratsumhang wieder abgelegt. Gelassen zog er eine Aluminiumhülse hervor packte sein privates Nähzeug aus und begann den Umhang aus eigenartig glänzendem Plastik zu kürzen.
    Doch bereits nach den ersten groben Stichen zuckte er wie elektrisiert zurück.
    Pierre Messier lachte.
    „Da gibt es nichts zu lachen", knurrte Captain Uwanok unfreundlich. „Diese komische Pelerine hat sich eben bewegt. Sie sträubt sich offensichtlich gegen die Behandlung mit Nadel und Faden."
    „Er spinnt!" ächzte der Marsgeborene.
    Oberst Shelton dagegen kannte den Captain etwas besser. Er runzelte die Stirn und fragte: „Meinten Sie das im Ernst, Captain oder belieben Sie zu scherzen?"
    „In vollem Ernst, Sir. Da...!" Wieder stach er mit der Nadel zu, und diesmal entging es weder Shelton noch Messier, daß der Umhang sich dagegen sträubte. Er schien dem spitzen Instrument ausweichen zu wollen, als fürchte er den Schmerz.
    Der Oberst bückte sich und riß den Umhang aus Ainos Fingern. Im nächsten Augenblick schrie er auf und schüttelte den Gegenstand ab.
    Nachdenklich blickte ihn der Eskimo an.
    „Hat 'es' Sie gebissen, Sir?"
    „Gebissen...?" Der Offizier musterte seine Finger und schüttelte den Kopf. „Das nicht. Es war eher schlimmer, etwa so, als hätte mir jemand einen Kübel konzentrierter Schwefelsäure über die Hände geschüttet."
    Aino Uwanok hob den Umhang auf. Er schien sich zwischen seinen Fingern zu bewegen.
    „Lassen Sie das verdammte Ding los!" schrie Shelton.
    Der Captain schüttelte halsstarrig den Kopf und untersuchte den Umhang genau. Danach hob er die Schultern, ließ sein Feuerzeug aufschnappen und hielt die Flamme dicht an den Saum des Kleidungsstückes.
    Jetzt konnten es alle deutlich sehen: Der Umhang zuckte vor der Hitze des Feuers zurück.
    „Seine Reflexe scheinen in Ordnung zu sein", spöttelte Pierre heiser.
    „Wessen Reflexe meinen Sie, Oberleutnant?" gab der Oberst zurück. „Doch offensichtlich nur die des 'Umhangs'. - Captain Uwanok, was ist mit Ihnen los? Warum wehrt sich das Ding nicht gegen Sie?
    Oder nehmen Sie nur den Schmerz nicht wahr? Ich entsinne mich noch gut an Ihr Grinsen, als man Sie mit halb versengtem Gesicht hereinführte..."
    Der Eskimo lächelte verlegen.
    „Es war bisher mein privates Geheimnis. Nur Kommandant Alurin von der IMPERATOR wußte davon. Aber in unserer Lage sollte man keine Geheimnisse voreinander haben, denke ich. Also gut: Ich bin von Geburt an schmerzunempfindlich. Sie könnten mich bei lebendigem Leibe verbrennen, Sir, ohne daß ich dabei den geringsten körperlichen Schmerz empfinden würde."
    „Okay!" entgegnete Oberst Shelton ruhig. „Akzeptiert Aber später müssen Sie mir einmal erzählen, wie es Ihnen gelungen ist, mit Ihrem Handikap die Tests bei der Aufnahmeuntersuchung zu überstehen.

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