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0265 - Das Zeitauge

Titel: 0265 - Das Zeitauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verhängnisvolle Fehler zu beseitigen.
    Die Wissenschaftler des Lunaklubs waren nicht die ersten, die sich mit dem Problem der Zeitbeobachtung beschäftigten. Schon seit mehreren hundert Jahren hatte es Versuche in dieser Hinsicht gegeben. Sie waren allesamt zuerst von der Tamräte-Versammlung gebilligt - und später verboten worden. Die betreffenden Wissenschaftler aber verschwanden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Aber nichts läßt sich auf die Dauer unterdrücken, wenn es nur irgendwie möglich erscheint und das Bedürfnis dafür stark genug ist. Der Luna-Klub hatte die Lehren aus der Vergangenheit gezogen und seine Arbeit von Anfang an in der Illegalität geleistet. Das Luna-Projekt war dabei nur ein schützender Schild gewesen.
    John C. Shelton glaubte, den Grund für das Offizielle Verbot der Zeitforschung zu kennen. Die 'Meister der Insel' hatten, was die Lemurer nicht wußten, bekanntlich ihre Zeitagenten als Tamräte nach Lemur eingeschleust, und diese Leute würden natürlich alles tun, um das Monopol, ihrer Herren auf dem Gebiet der Zeitforschung zu schützen.
    Im gegenwärtigen Zeitpunkt, so fuhr Markam fort, war man an der Schwelle des Erfolges angelangt.
    Ein Team von sechshundert Wissenschaftlern hatte einen Apparat entwickelt, den man „Zeitauge" nannte In Wirklichkeit bewegte sich dieser Apparat nicht durch die Zeit, sondern durch den Raum. Im Gegensatz zu den Transmittern jedoch arbeitete er nicht in Nullzeit, sondern in Minuszeit. Das bedeutete, daß er den Zeitfaktor nicht neutralisierte, wie das, bei einem Transmittertransport der Fall war, sondern - und hier mußte ein Vergleich herhalten, da die Wirklichkeit absolut unanschaulich war, ähnlich einer kubischen Parabel durch den Kreuzungspunkt der vier Zeitachsen sich selbst zwischen die beiden Minus-Koordinatenachsen versetzte.
    Damit war die Möglichkeit gegeben, die Vergangenheit bis zu einem Minuswert von zwanzigtausend Jahren zu beobachten. Die Beobachtung der Zukunft erwies sich als bedeutend schwieriger. Sie war nur über den Umweg durch die Vergangenheit möglich, und im Endeffekt benötigte das Zeitauge beim derzeitigen Stand der Entwicklung zwanzig Jahre, um zwei Minuten in die Zukunft vorzustoßen. Nur weil diese zwanzig Jahre Minusjahre waren und deshalb für den Beobachter keine Zeit verging, besaß die Zukunftsbeobachtung überhaupt einen Wert.
    Der Krieg mit den Halutern, der vor zweiundneunzig Jahren begonnen hatte, gab der Zeitforschung ein genügend starkes Motiv, sich auf die Zukunft zu konzentrieren, die zuvor als unrationeller Zweig immer wieder hintangesetzt worden war.
    Die vier gefangenen Tamräte waren bereits vor zwei Jahren zur Erde geschickt worden, um einen berühmten Physiker zur Übersiedlung nach M'adun und für die Zeitforschung zu gewinnen. Leider kam der Angriff eines halutischen Vernichtungskommandos ihnen zuvor. Der Physiker wurde mitsamt der Stadt, in der er lebte, das Opfer einer Bombenexplosion. Seitdem versuchten die vier Männer nach Luna zurückzugelangen. Wegen der angespannten Lage wurden jedoch keine Plätze für Privatreisende freigegeben. Es sah auch nicht so aus, als sollte sich daran etwas ändern.
    Oberst Shelton blieb auf seinem Sessel sitzen, nachdem Markam geendet hatte. Er steckte sich eine Zigarette an, sah in die Luft und rauchte so gelassen, als hätte er nicht soeben das größte Geheimnis der Lemurer erfahren und als stünde nicht eine unüberwindliche Barriere zwischen ihm und dem Zeitauge - die Entfernung Lemur-Luna.
    In aller Ruhe rauchte er seine Zigarette auf und drückte sie danach behutsam auf der Tischplatte aus. Seine. Augen blinzelten, als er sich dem Roboter zuwandte.
    „Du bist ein tüchtiger Bursche, nicht wahr, Log?" Er grinste breit.
    „Aber bisher hast du deine Fähigkeiten noch längst nicht voll ausgenutzt, will mir scheinen."
    „Allerdings nicht", bestätigte Log und verriet mit keinem Wort, ob er die Gedanken des Flottenoffiziers gelesen hatte.
    Shelton nickte.
    „Das freut mich. Wie wäre es, wenn du uns mit dir zum Mond nehmen würdest - teleportativ, würde ich vorschlagen...?"
    Der Psi-Roboter kicherte unterdrückt.
    „Das wäre möglich... nur, kennt ihr denn die Gefahren, die euch dort erwarten?"
    „Gefahren...? Pah!" Der Oberst winkte geringschätzig ab. „Natürlich teleportierst du mit uns nach M'adun. Wo zweitausend Wissenschaftler mit ihren Familien leben können, denke ich, werden auch wir nicht gleich umkommen."
    Der Roboter schwieg etwa eine

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