0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
Festnahme von einzelnen. Bei der Morgan-Bande fangen wir damit an. Seid ihr jetzt zufrieden?«
»Auf jeden Fall haben wir genug geredet«, meinte Bobby Healy. »Mir kommt das alles zwar verrückt vor, aber bitte…! Wenn der Chef meint, so ein größenwahnsinniger Vogel hat es auf New York abgesehen, gut, dann werden wir ihm eben begreiflich machen, dass er die Rechnung nicht ohne das FBI machen darf. Gehen wir!«
Wir marschierten zur Tür. Und wie so oft, wenn man hinaus will, bimmelte in letzter Minute das Telefon. Ich nahm den Hörer und meldete mich.
Es war ein Kollege aus dem Zellentrakt im Keller, wo Untersuchungshäftlinge einsitzen, die das FBI noch zu weiteren Vernehmungen braucht. Seine Stimme klang aufgeregt, und er sagte nichts weiter als:
»Jerry, es handelt sich um Patty Salberg oder Bergsal, wie sie richtig heißt. Du musst sofort herunterkommen.«
Ich wollte etwas fragen, aber er hatte den Hörer schon wieder aufgelegt. Die Leitung war tot.
»Ich muss mal runter in den Keller«, sagte ich zu meinen beiden Kollegen, die in der Tür standen und mich fragend ansahen. »Es hängt mit der Salberg zusammen.«
»Salberg?«, wiederholte Bobby. »Den Namen habe ich doch schon gehört!«
»Sicher«, bestätigte ich ihm. »Sie war die Assistentin von Paul Rusky, der in seinem Institut die reichen Leute mit Gas umbrachte. Die Salberg hat ihm tüchtig dabei geholfen. Leider ist sie nicht bereit, auch nur die leiseste Aussage zu machen.«
Die Kollegen kamen mit. Als wir im Kellergeschoss aus dem Lift stiegen, sah ich, dass Mr. High auch schon anwesend war. Ich sah ihn fragend an.
»Die Kollegen hier sind einem reichlich gemeinen Trick zum Opfer gefallen«, sagte der Chef. »Ein Priester kam und sagte, er möchte mit Patty Salberg sprechen. Er sei ihr Beichtvater und habe jetzt erst von ihrer-Verhaftung gehört. Sie wissen, Jerry, dass wir Priester in fast allen Fällen zu den Inhaftierten vorlassen.«
»Ja, sicher«, murmelte ich. »Und?«
»Es kann wohl kaum ein richtiger Priester gewesen sein«, murmelte der Chef. »Denn er hat Patty Salberg mit Curare umgebracht.«
***
Die Kugel fuhr etwa eine Handbreit neben O’Kellys Kopf in die Wand. Verputz bröckelte ab, und Mörtelstaub wurde hochgewirbelt.
Jack Gallus schnellte sich in einem gewaltigen Satz gegen Nick Strandford. Die beiden stürzten zusammen zu Boden. Strandford stieß einen knappen Schrei aus. Jack Gallus hatte ihm fast den Arm verstaucht, als er ihm die Schusswaffe entwand.
Keuchend kniete sich Gallus auf Strandford und hielt seinen Arm in einer Stellung fest, die den Vormann dazu verdammte, reglos liegen zu bleiben und auf die Befehle seines Überwinders zu warten.
»Da-das war im letzten Augenblick«, stotterte O’Kelly.
Die Tür flog auf. Der blasse Kopf des jungen Mädchens wurde sichtbar. Aber Kau-Kelly schrie sie an, sie solle verschwinden. Sofort schlug die Tür wieder zu.
»Heb seine Pistole auf«, sagte Gallus.
O’Kelly nickte und tat es. Er sah sich unschlüssig um, wo er sie hinlegen sollte. Jack Gallus sagte gelassen:
»Gib sie mir!«
O’Kelly stand noch so unter dem Bann der Ereignisse, dass er die Waffe widerspruchslos aushändigte. Jack Gallus nahm sie in Empfang und drückte sie Strandford in den Nacken.
»Rühr dich ja nicht«, sagte er, während er nunmehr seinen Arm losließ.
Mit schnellen, routinierten Griffen klopfte er Strandford, der auf dem Bauche lag, nach Waffen ab. Außer einem Schnappmesser und einem Totschläger förderte er nichts weiter zutage. Er stand auf und ging rückwärts zu dem Sessel.
»Steh auf, Strandford«, befahl er, nachdem er sich gesetzt hatte.
Ächzend kam der Vormann auf die Beine.
»Hast du mich beobachten lassen?«, fragte Gallus den Chef der Bande. O’Kelly nickte düster. »Ja. Wie kommst du darauf?«
»Kunststück! Wenn Strandford mich Snabby zuspielte, konnte er nicht auch dir verraten, dass Snabby und Frederick mit mir gesprochen haben. Du wusstest es aber. Folglich musste unabhängig von Strandford dich jemand informiert haben.«
»Ja. Ich habe dir einen Mann nachgeschickt.«
Gallus nickte.
»Ich habe es gemerkt. Ich war mir nur nicht ganz sicher. Okay. Das wäre klar. Machen wir weiter. Ich weiß immer gern, was sich rings um mich abspielt. Strandford, du hast Snabby angerufen. Stimmt das?«
Nick Strandford presste die Lippen zusammen, dass sie zwei schmale, blutleere Striche in seinem kantigen Gesicht waren.
»Nick«, sagte O’Kelly gefährlich leise, »ich
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