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0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

Titel: 0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In Brooklyn blüht der Galgenbaum (3 of 3)
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fahren wir?«, fragte Ralph, der sich ans Steuer gesetzt hatte.
    »Zu Ronnegan«, erwiderte ich. »Dem alten Bettler, der uns seit Jahren mit Informationen versorgt«
    »Okay.«
    Aber dieser Besuch war ergebnislos, denn der Alte war nicht zu Hause.
    Funny Issy, den wir anriefen, konnte uns auch nicht genau sagen, wo Bloyd Morgan residierte, denn Morgans Bande terrorisierte ein anderes Gebiet. Immerhin bekamen wir von Issy den Tipp, wir sollten den einbeinigen Zeitungsverkäufer vor der U-Bahn-Station Cortlandt Street fragen. Für ein Trinkgeld könnten wir dort vielleicht die erhoffte Auskunft erhalten.
    Wir machten uns also auf zur Cortlandt Street. Der Zeitungsverkäufer, der bei irgendeinem Unfall ein Bein verloren hatte, war leicht zu finden. Er saß, mit dem Rücken gegen eine Hauswand gelehnt, auf dem Gehsteig unweit eines Ausganges der U-Bahn-Station.
    »Wenn wir zu dritt mit ihm sprechen, konnte es auffallen«, meinte Ralph.
    »Stimmt«, gab ich zu. »Ich gehe allein. Beschäftigt euch mit irgendwas und seht mir nicht nach! Auch das könnte auffällig wirken. Vielleicht wird der Mann beobachtet, möglich ist alles.«
    Langsam bummelte ich den Gehsteig entlang und blieb schließlich bei den Zeitungen stehen, die der Mann rings um sich auf dem Gehsteig ausgelegt hatte. Es waren so ziemlich alle führenden Tageszeitungen der Nordoststaaten vorhanden, und dazu die letzten Nummern aller größeren Wochenzeitschriften. Ich wartete einen geeigneten Augenblick ab, dann bückte ich mich rasch und schob dem Mann eine zusammengefaltete Fünfdollamote in die Hand. Er ließ, nachdem er rasch den Wert der Note festgestellt hatte, sie in seiner Rocktasche verschwinden.
    »Was zu lesen, Sir?«, fragte er dabei. »Für welches Gebiet interessieren Sie sich besonders?«
    »Für die Geschichte der alten Millionärsfamilien«, sagte ich. »Rockefeiler, Bloyd Morgan.«
    »Verstehe«, nickte der Invalide. »Möchten Sie M. treffen?«
    »Wenn das ginge.«
    »In der Rector Street gibt es einen Sportklub. Oder gab es einen. Er machte Pleite. Dort tummeln sich trotzdem noch interessante Leute.«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe, steckte ein Exemplar der ›New York Times‹ ein und ging zurück zum Wagen. Meine beiden Kollegen waren inzwischen wieder eingestiegen, und Bobby saß am Steuer.
    »In die Rector Street«, sagte ich. »Oder besser: in die Nähe jener Straße. Wir lassen den Wagen stehen und gehen das letzte Stück zu Fuß. Aber wir werden uns trennen: Ich gehe allein auf der linken Straßenseite in Richtung Hudson, ihr beide geht dieselbe Richtung auf der rechten Seite.«
    »Okay. Wo treffen wir uns wieder?«
    »An der Ecke der West Street.«
    Obgleich es erst April war, lag über New York eine brütende Wärme.
    Ich ging auf meiner Seite an den Häusern entlang.
    Auf der anderen Seite der Straße bummelten Ralph Smith und Bobby Healy dahin. Auch sie blieben gelegentlich stehen und besahen sich Auslagen in einem Schaufenster. Sie schienen in ein angeregtes Gespräch vertieft zu sein. Aber plötzlich blieben sie wieder stehen und blickten herüber auf meine Seite. Bobby machte eine unmerkliche Kopfbewegung auf die Haustür hin, vor der sie stehen geblieben waren.
    Ich nickte ebenso unmerklich und setzte meinen Weg noch etwa zwanzig Yards weiter fort. Dann blieb ich stehen und zündete mir eine Zigarette an. Über die zum Schutz der kleinen Flamme gehobenen Hände hinweg blickte ich auf das Haus, das mir meine Kollegen angezeigt hatten.
    Ein Taxi hielt gerade vor der Haustür. Ein Mann sprang heraus und eüte hastig die acht Stufen zur Haustür hinan. Bobby Healy und Ralph Smith standen höchstens drei Yards vom Hauseingang entfernt. Bobby zeigte mit dem ausgestreckten Arm hinüber zum Broadway, während Ralph pausenlos den Kopf schüttelte und zum Hudson hinunterzeigte. Sie wirkten recht überzeugend wie zwei Touristen, die zum ersten Male in New York sind und sich nicht über die Richtung verständigen können, die sie einschlagen wollen. Ich überquerte die Straße und ging zurück, bis ich sie erreicht hatte. Ich zog den Hut und sagte höflich:
    »Guten Tag, Gentlemen. Wissen Sie hier in der Gegend ein wenig Bescheid?«
    »Nicht überwältigend gut«, erwiderte Bobby laut genug, dass es die vorbeigehenden Passanten hören konnten. Viel leiser fügte er hinzu: »Wird Herbert Laine nicht fieberhaft gesucht?«
    »Ja«, erwiderte ich hastig. »Warum?«
    »Das war der Mann, der eben aus dem Taxi kam und ins Haus

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