0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
geb dir einen guten Rat. Jack Gallus ist mein neuer Vormann. An deiner Stelle würde ich seine Fragen beantworten. Sonst rufe ich die Boys rauf und lass dich durch die Mangel drehen, und dann wirst du ja doch reden.«
Nick Strandford war kreidebleich. Auf seiner Stirn standen kleine, kalte Schweißperlen. Die Augen flackerten unstet.
»Verflucht, ja«, gab er unwirsch zu. »Ich habe Snabby angerufen. Dein großartiges Getue passt mir schon lange nicht mehr, Boss. Ihr seid ja auf einmal alle miteinander größenwahnsinnig geworden ! Ich bin doch nicht verrückt und mache bei so einem Verein mit! Snabby wird der sein, der zuletzt lacht, glaub mir das! Nämlich dann, wenn die Bullen alle eure Träume von der großen Supergang zerschlagen haben! Die Zeiten von Capone sind vorbei, das müsstet ihr doch endlich begriffen haben!«
Brian O’Kelly war blass geworden. Eine Weile hockte er stumm auf dem Sofa und mahlte schweigend den Kaugummi zwischen seinen Kiefern. Dann sagte er leise: »Und so was habe ich für meinen besten Mann gehalten. Für diesen Dreckskerl hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt. Ich hätte ihm jedes Alibi beschworen und wenn ich hundertmal gewusst hätte, dass es ein Meineid war.«
Es sah aus, als fühlte sich O’Kelly zutiefst getroffen von der Treulosigkeit seines Vormannes. Er bückte sich und hob das Buch auf, das ihm hinuntergefallen war, als er sich vor Strandfords Schuss beiseite warf. Er packte das Buch mit beiden Händen und legte es nachdenklich auf das Sofa.
Aber urplötzlich hatte er nicht mehr das Buch in der Hand, sondern seine Pistole. Und er drückte dreimal hintereinander so schnell ab, dass Jack Gallus, der entsetzt auf ihn zusprang, am Resultat nichts mehr ändern konnte!
Nick Strandford hatte beide Hände auf die Brust gepresst. »Größenwahnsinnig«, krächzte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Absolut größenwahnsinnig… aber dich erwischt es auch noch… vielleicht früher als du glau…«
Er zuckte jäh zusammen. Dann fielen seine Arme kraftlos herab. Seine Augen waren schaurig verdreht. Nick Strandford stürzte seitlich auf den Boden. Jack Gallus stand dabei. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
***
»Das ist die ungeheuerlichste Herausforderung, die das FBI je erlebt hat«, murmelte Mr. High. »Zuerst würde Rusky in seiner Zelle mit vergiftetem Kuchen umgebracht, und jetzt auch noch die Salberg…«
Ich ließ mich von den Dienst tuenden Kollegen, die bleich und fassungslos herumstanden, über den Hergang unterrichten. Ein Priester war erschienen und hatte sich als Beichtvater von Patty Salberg ausgegeben. Man hatte seinen Namen und seine Anschrift auf geschrieben. Ich sah mir den Zettel erst gar nicht an. Man hätte tausend gegen eines wetten können, dass Name und Adresse falsch waren.
Nach amerikanischer Mentalität war der Priester formlos in die Zelle gelassen worden. Durch den Spion hatte ein Kollege beobachtet, wie er sich neben Patty Salberg, die auf ihrer Pritsche lag, setzte und anscheinend leise auf sie einsprach. Als der Priester dann nach etwa zwanzig Minuten geklopft hatte, war ihm die Zellentür wieder aufgeschlossen worden.
»Sie ist eingeschlafen«, hatte der Priester gesagt. »Ich habe sie mit der Wolldecke zugedeckt.«
»In Ordnung, Sir«, hatte der Kollege erwidert und den Priester hinausgeleitet.
Wahrscheinlich hätte man ihren Tod überhaupt erst bei der Ausgabe der Abendmahlzeit entdeckt, wenn die Handwerker nicht das Heizungssystem repariert hätten und dazu auch in Patty Salbergs Zelle mussten. Dem jungen Installateur fiel das verzerrte Gesicht der angeblich Schlafenden auf. Auf dem Rücken ihrer linken Hand war ein kleiner Einschnitt. Hier musste das furchtbare Pfeilgift in die Blutbahn gedrungen sein. Am Halse konnten noch schwache Würgemale gefunden werden. Offenbar hatte der angebliche Priester ihr die Kehle zugedrückt, damit sie im Todeskampf nicht schreien konnte.
Bobby, Ralph und ich verließen den Keller schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder. Da Mr. High hier selbst die Untersuchung leitete, durfte man völlig sicher sein, dass jeder vorhandenen Spur nachgegangen werden würde. In meinem Sportwagen ist für drei Personen nur Platz, wenn einer sich auf den Notsitz zwängt. Da wir aber hofften, auf dem Rückwege ein paar Burschen von der Bloyd-Morgan-Gang mitbringen zu können, ließ ich mir einen großen Dienstwagen von der Fahrbereitschaft zur Verfügung stellen. Wir bekamen einen grünen Ford Falcon.
»Wohin
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