0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
eilte. -Tja, mein Lieber, ich würde Ihnen gern helfen, aber wo diese Firma ist, die Sie suchen, das weiß ich selber nicht«, fügte er laut hinzu. »Vielleicht fragen Sie am besten Mal, in einem der Häuser hier. Die Leute müssen doch ihre Nachbarn kennen.«
»Gute Idee«, erwiderte ich laut. »Ich werde mal da reingehen und fragen.«
Bobby nickte in Richtung auf eine Einfahrt hin, die sich auf der rechten Seite des Gebäudes nach hinten zog, vor dem wir standen. Er wollte also klarmachen, dass er mit Ralph versuchen würde, von hinten her ins Haus zu kommen. Ich tippte noch einmal an den Hut und bedankte mich. Wir trennten uns wie Leute, die sich nie vorher gesehen haben und wahrscheinlich auch nie wieder sehen werden. Langsam stapfte ich die Stufen hinan. Wenn es wirklich Laine war, der ins Haus gegangen war, dann stand uns etwas bevor. Laine gehörte gewiss nicht zu den Leuten, die sich so mir nichts dir nichts festnehmen ließen. Er würde sich wehren - mit allen Mitteln.
Vor der Haustür schob ich schnell meine rechte Hand durch Mantel- und Jackettausschnitt in die linke Achselhöhle. Ich lockerte die 38er ein bisschen. Nur vorsichtshalber. Damit man sie schnell genug herausreißen konnte.
***
»Nehmt ihm alle Papiere ab«, sagte Kau-Kelly und nagte an einem Streichholz, weil ihm sein Vorrat an Kaugummi ausgegangen war. Er hatte zwei Männer aus seiner Bande herauf in seine Wohnung befohlen und gab ihnen nun, in Gegenwart seines neuen Vormannes, Anweisungen: »Danach zieht ihr ihn aus! Die Kleidung wird restlos verbrannt. Habt ihr das verstanden?«
»Sicher, Chef«, nickten die beiden Gangster, die ein wenig verdattert auf die Leiche des Mannes starrten, der noch vor einer Stunde das besondere Vertrauen von O’Kelly genossen hatte.
»Ich möchte nicht, dass auch nur eine Schachtel Streichhölzer von ihm übrig bleibt! Ihr rührt nichts von dem an, was ihm gehört! Merkt euch das! Nur was er an Bargeld bei sich trägt, gehört euch. Alles andere wird verbrannt. Die Leiche steckt ihr in den Kofferraum des Mercury. Und dann macht ihr euch auf den Weg. Fahrt nach Norden bis hinauf in die Adirondacks. Versenkt seine Leiche in einem der kleineren Seen, die es da oben massenhaft gibt! Bindet Steine an ihm fest, damit seine Leiche nicht zu früh an die Oberfläche kommt! Es genügt mir, wenn ihr übermorgen wieder hier seid. Also fahrt so weit, wie ihr es in der Zeit schaffen könnt. Alles klar?«
»Alles klar, Boss.«
»Gut. Bei der Gelegenheit könnt ihr den anderen sagen, dass Jack mein neuer Vormann ist. Ihr gehorcht ihm genauso wie mir selber - oder der Teufel wird euch holen! Und jetzt weg mit dem da!«
Er zeigte auf die Leiche von Nick Strandford. Die beiden Gangster packten den Leichnam und schleppten ihn hinaus. O’Kelly rief das Mädchen herein und sagte zu ihr:
»Der Teppich hier hat einen Fleck abgekriegt. Wenn ich nachher weggegangen bin, nimmst du dir einen Mann von unten und rollst den Teppich zusammen. Mach den Fußboden darunter mit heißer Seifenlauge sauber. Der Teppich wird verbrannt, die Asche zerstoßen. Morgen früh fährst du hinüber nach Jersey City und kaufst einen neuen Teppich. Klar?«
Mit einem trotzigen Schmollmund verschwand das Mädchen wieder in der Küche.
»Wie wär’s mit einem guten Schluck?«, fragte O’Kelly.
»Nicht übel. Ein guter Schluck ist immer gut.«
»Trinkst du gern?«, fiel O’Kelly sofort misstrauisch ein.
»Nicht, was man ›Trinken‹ nennt«, erwiderte Jack Gallus. »Das kann man sich doch gar nicht erlauben, wenn man stets die Kontrolle über sich behalten will.«
Während O’Kelly aus einem Schränkchen eine Flasche französischen Kognak zum Vorschein brachte und Gläser bereitstellte, sagte er kopfschüttelnd:
»Du bist eine seltsame Nummer, Gallus. Kommt aus Philadelphia nach New York und ist in ein paar Stunden vom Obdachlosen zu meinem Vormann aufgestiegen. Du bist mir in gewisser Weise unheimlich. Vorhin war ich sehr nahe daran, dich für einen gekauften Spitzel zu halten. Du aber drehst den Spieß um und beweist mir so nebenbei, dass der wahre Spitzel mein eigener Vormann ist. Du musst aus einem Holz geschnitzt sein, das es heutzutage nicht mehr allzu oft gibt. Prost, Gallus.«
»Cheerio, Chef!«, erwiderte Jack Gallus und nahm sein Glas.
»Vorhin hast du mir das Leben gerettet«, meinte O’Kelly, nachdem er mit genießerischer Miene an seinem Kognak genippt hatte. »Das ist einen Lohn wert. Wünsch dir was! Ich will sehen, dass
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