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0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

Titel: 0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
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die Handschellen noch in den Fingern. Rush verpasste seine Chance nicht. Er sprang mich an. Ich riss die Arme hoch, aber es war schon zu spät. Mit der Geschwindigkeit und der Geschicklichkeit eines Taschenspielers riss der Gangster mir die Pistole aus der Schulterhalfter. Erst, als Rush meine Kanone schon in der Hand hielt, hatte ich soweit kapiert, dass ich meinerseits zuschlug.
    Na ja, ich traf ihn, aber nur in die Rippen, und das tat ihm nicht viel. Er war schlau genug, sich mit einem Riesensatz nach rückwärts zu retten. Bevor ich ihm nachstürzen konnte, hatte er den Sicherungshebel der Pistole gefunden, hatte ihn herumgelegt und stieß die Hand mit der Waffe gegen mich vor.
    »Rühr dich nicht, G-man!«, zischte er.
    Wahrscheinlich war ich immer noch ein wenig benommen, denn ich blieb tatsächlich stehen.
    »Du bist verrückt, ›Lord‹«, sagte ich. »Was soll der Quatsch?«
    »Du wirst mich jetzt aus dem Bau lotsen«, flüsterte Rush. »Wenn du versuchst, mich ’reinzulegen, knalle ich dich ab.«
    »Ich werde den Teufel tun«, antwortete ich und streckte eine Hand aus. »Nimm Vernunft an! Gib die Pistole zurück!«
    Bisher hatten wir beide nicht viel Lärm gemacht. Lediglich die Handschellen waren klirrend auf den Boden gefallen. Rush sprach mit gedämpfter Stimme, ich redete in normaler Lautstärke.
    »Es ist mein Ernst«, drohte er. »Ich erschieße dich, wenn du nicht…«
    »Verdammt, willst du dich mit Gewalt auf den elektrischen Stuhl drängen? Du kommst keine zehn Schritt weit, wenn du mich umlegst. Die Pistole hat keinen Schalldämpfer.«
    »Bring mich ’raus!«, wiederholte er hartnäckig.
    »Nein«, sagte ich kalt.
    In seinen Augen funkelte es.
    »Wie du willst«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Nimm die Arme hoch!«
    »Nein!« Ich behielt ihn im Blick. Sein Gesicht war zerzerrt und voll wilder Entschlossenheit.
    »Komm her!« Das war sein nächster Befehl.
    »Nein!«
    Er musste etwas unternehmen. Jeden Augenblick konnte Phil oder ein anderer hereinkommen.
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern, duckte sich und schlich auf mich zu.
    Ich sah, dass er die Hand mit der Pistole hochnahm, höher als es notwendig gewesen wäre, wenn er hätte schießen wollen. Vielleicht hätte ich schreien sollen, aber vielleicht hätte er dann doch geschossen. Noch hoffte ich, ihn irgendwie überrumpeln zu können.
    Ich ging ein wenig vor ihm zurück, und er zischte: »Bleib stehen!«
    »Nein!«
    »Dreh dich ’rum!«
    Jetzt lächelte ich. »Nein!«
    Er sprang mich an, die Hand mit der Pistole flog hoch, ich wich aus, aber damit hatte er gerechnet. Er korrigierte den Hieb, und der Lauf meiner eigenen Pistole traf hart meine Schulter. Ich jaulte ein bisschen auf, aber ich schlug trotzdem mit der rechten Faust zu.
    Es war kein schlecht gezielter Hieb, der am Kinnwinkel des »Lords« explodierte. Ich erkannte, dass der Mann wackelte. Ich sah, wie er mit einer halben Drehung in den Hüften nach rückwärts taumelte, und ich glaubte, ich könnte Rush schaffen, wenn ich sofort nachsetzte.
    Es war ein Irrtum. Der »Lord« schlug aus der Rückwärtsbewegung heraus zu, und ich rannte direkt in den Schlag hinein. Die Pistole und mein Schädel hatten einen krachenden Zusammenstoß, ein Funkenregen sprühte vor meinen Augen auf, und in meinem Gehirn ging das Licht schlagartig aus.
    ***
    Die Rückreise aus dem Reich der Träume hatte es in sich. Zuerst einmal setzte sich in meinem Schädel nicht das Gehirn, sondern ein schweres Schmiedehammerwerk in Tätigkeit. Die Hämmer donnerten mich ins Bewusstsein zurück, gleichzeitig gaben sie sich alle Mühe, meinen Schädel auseinanderzusprengen. Als ich die Augen öffnete, hatte ich das Gefühl, an Stelle der Augenlider hätte ich schwarze Tresortüren zu heben. Ich sah etwas Weißes vor mir. Erst nach einer gewissen Zeit erkannte ich, dass es der Kittel des Unfallarztes war. Der Doc war 36 im Begriff, die Platzwunde an meiner Stirn zu verpflastern.
    »Na also!«, trompetete er fröhlich. »Er hat einen Schädel aus Eisen!« Er klopfte mir mit der flachen Hand auf die Backe.
    »Wie fühlen wir uns, Cotton?«
    »Wie nach einer Flasche ganz miserablen Whiskys.«
    Ich versuchte mich aufzurichten, aber ich schaffte es nicht. Das Hammerwerk in meinem Kopf begann zu toben, als wären sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Stöhnend sank ich wieder zurück.
    Phil tauchte in meinem Blickfeld auf. Er und der Arzt fassten mich unter den Armen, stellten mich vorsichtig

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