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0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

Titel: 0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
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auf die Füße und schleiften mich zu der kleinen Couch, die wir zum Schlafen benutzten, wenn wir eine Nacht im Büro zubringen mussten. Dort deponierten sie mich.
    »Willst du Whisky?«, fragte Phil.
    »Nein!«, sagte der Doc.
    »Ja!«, sagte ich.
    Ich weiß nicht, ob Whisky, medizinisch gesehen, in solchen Fällen das richtige Medikament ist. Jedenfalls möbelte es mich so weit auf, dass ich wieder richtig zu denken vermochte.
    »Wie spät ist es?«
    »Zwanzig vor sieben.«
    »O Hölle!«, Ich war länger als eine Stunde ohne Bewusstsein gewesen.
    Ich sah Phil an. Er beobachtete mich mit dem Ausdruck ernster Sorge. Offenbar war ihm die Ironie der Situation noch nicht aufgegangen.
    »Bist du schon lange hier?«, fragte ich.
    »Ungefähr zwanzig Minuten.«
    »Du bist nicht zufällig dem ›Lord‹ begegnet?«
    Er blickte mich verständnislos an. »Rush? Was ist mit ihm? War er das?«
    Ich nickte. »Er hat mich ’reingelegt, wie ich noch nie ’reingelegt worden bin.« Ich hielt Phil das Whiskyglas hin. »Gib mir noch einen Schluck. Ich habe mich auf eine Weise übers Ohr hauen lassen, dass ich es dem Chef nicht übel nehmen könnte, wenn er mich in die Archivabteilung versetzen oder mich ganz aus dem FBI ’rausschmeißen würde.«
    »Übers Ohr hauen lassen, stimmt ziemlich genau«, sagte der Doc und kicherte.
    Ich warf ihm einen giftigen Blick zu. Ich fühlte mich dermaßen blamiert, dass ich vorübergehend jeden Sinn für Humor verloren hatte.
    »Phil, wir müssen den Burschen sofort wieder einfangen. Er hat mir die Pistole abgenommen, und der Teufel mag wissen, was er mit der Kanone anzustellen gedenkt.«
    Phils Gesicht zeigte einen geradezu törichten Ausdruck. Er begriff einfach nicht.
    »Der ›Lord‹ hat dich…«
    »Ja«, knurrte ich. »Ja, er hat mich überrumpelt wie einen Anfänger, mehr noch, wie einen Schuljungen.«
    Ich wandte mich an den Arzt. »Doc, ich nehme an, dass Sie in Ihrem Koffer einen Haufen Kopfschmerztabletten haben. Geben Sie mir eine Handvoll.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, zeterte er. »Sie gehören ins Bett, und zwar mit einem Eisbeutel auf dem Kopf.«
    »Ich gehöre zur Verkehrspolizei versetzt wenn ich den Burschen nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder einfange. Rücken Sie die Tabletten heraus!«
    »Vielleicht wollen Sie sie am Ende auch noch mit Whisky hinunterspülen?«, fragte er giftig, öffnete aber seine Aktentasche und gab mir aus einem Röhrchen vier Tabletten. Ich schluckte sie und goss ein Glas Wasser hinterher.
    »Gehen wir!«, sagte ich zu Phil, riss mich zusammen und stand von der Couch auf. Ich wollte es lässig tun, so als spürte ich nichts mehr. Die Folge war, dass Phil und der Arzt zugreifen mussten, sonst wäre ich gefallen.
    »Da sehen Sie es. Es ist eine Verrücktheit!«, schimpfte der Doc.
    »Kein Wunder, wenn Sie mir Zuckerplätzchen anstatt Tabletten geben!«, knurrte ich ihn an.
    Vor Empörung sträubten sich ihm geradezu die Haare. »Glauben Sie, ’ne Tablette wäre ’ne Handgranate, die auf der Stelle explodiert und ihre Wirkung tut?«
    »Phil, welche Adresse hatte Rushs Anwalt?« Er wusste es auch nicht mehr, sondern musste im Telefonbuch nachsehen.
    »144. Straße Nr. 3622.«
    »Komm!«
    Phil fasste mich vorsorglich unter den Arm. Ich steuerte den Garderobenständer neben der Tür an, wo mein Trenchcoat und mein Hut hingen… gehangen hatten, denn der Garderobenständer war leer.
    ***
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Phil. Er saß hiftter dem Steuer des Jaguars und bugsierte den Wagen durch das Gewühl des New Yorker Abendverkehrs.
    »Ich weiß es kaum selbst«, brummte ich. Die Tabletten des Arztes begannen ihre Wirkung zu tun. Das Hammerwerk stellte langsam seinen Betrieb ein. Freilich, meine Laune besserte sich nicht. Ich habe immer wieder mal eine Niederlage hinnehmen müssen, aber es war mir noch nie passiert, dass ein einzelner, unbewaffneter Mann mich vor aller Beleuchtung fertiggemacht hatte. Noch dazu in meinem eigenen Büro.
    »Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass er überhaupt an Flucht dachte. Ich sprach freundschaftlich und harmlos mit ihm, und ich war nicht fähig, zu reagieren, als er zuschlug.«
    »Warum tat er es?«
    »Stell keine komplizierten Fragen. Mein Gehirn ist nicht in seiner besten Form. Ich glaube, er handelte aus Verzweiflung. Irgendwelche Pläne sind ihm schiefgelaufen.«
    »Du meinst, er hatte gehofft, vom Untersuchungsgericht freigelassen zu werden?«
    »Welcher Menschenfreund sollte

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