0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
saßen.
»Trocadero-Club , 107. Straße«, antwortete ich. »Rush hat nur die Möglichkeiten. Er kann versuchen, sich mit Vermont und den Gangstern, die hinter dem Anwalt stehen, zu einigen. Das wird er wahrscheinlich nicht tun. Sie haben ihn ’reingelegt, haben sich die Tracy-Dollars unter den Nagel gerissen und werden ihm freiwillig nicht einen Cent davon abgeben. Also muss er Krieg mit ihnen führen. Diesen Krieg kann er allein führen, aber das würde ein aussichtsloser Krieg sein. Die andere Seite ist besser bewaffnet. Sie kann ungestört operieren, denn außer dem Anwalt kennen wir niemanden von der Bande. Rush aber wird von uns gesucht. Er kann unter diesen Umständen nicht gewinnen, also muss er sich Verbündete suchen. Er weiß, dass Steve Hardley sich für die Tracy-Beute interessiert. Er kann Hardley die Namen der Leute nennen, die den Dollar-Koffer im Augenblick besitzen. Er weiß, dass Hardley diesen Leuten fünf unangenehme Minuten und eine geschundene Nase verdankt.« Ich musste unwillkürlich lachen. »Wenn unsere Theorie stimmt, verdankt der Nightclub-Besitzer die geschundene Nase im Grunde genommen dem ›Lord‹, aber Rush wird es schon verstehen, diese Frage als unwichtig hinzustellen, und in Anbetracht der hunderttausend Dollar ist sie tatsächlich von zweitrangiger Bedeutung. Steve Hardley wäre also der geeignete Verbündete für ›Lord‹ Ralph Rush. - Darum möchte ich Hardley sprechen, bevor - hoffentlich -Rush Gelegenheit gefunden hat, mit ihm zu sprechen. - Hardley ist ’ne widerliche Type, der sicherlich mehr Flecken auf der Weste hat als ein Leopard auf seinem Fell, aber im Kampf um die Tracy-Dollars hat er bisher nicht viel verbrochen, von dem Versuch seiner Leute, Paola Baker auszuholen, einmal abgesehen. Er kann also aussteigen, ohne sich selbst zu gefährden. Ich hoffe, dass er aussteigt. Er ist ein Feigling. Selbstverständlich ist er auch geldgierig, aber ich erwarte, dass ihm das Risiko, sich in eine Sache einzulassen, von der das FBI schon fast alles weiß, zu groß erscheint.«
Der Trocadero-Club war noch nicht geöffnet, aber durch einen Seiteneingang gelangte man in die erste Etage des Hauses, in der Hardley seine Wohnung besaß.
Auf unser Läuten öffnete mein alter Freund Asser die Tür. Er zuckte bei meinen Anblick zusammen, aber er verzichtete darauf, Phil und mir den Eintritt zu verwehren. Offenbar hatte sich das Ergebnis seines Versuches in Paola Bakers Wohnung tief in sein Gedächtnis geprägt.
Steve Hardley saß in seinem Arbeitszimmer hinter dem Schreibtisch. Sein zweiter Gorilla, Hank Purwin, stand neben ihm, und es war ihm anzusehen, dass unser Erscheinen ihm ebenso Unbehagen einflößte wie seinem Freund.
Hardley trug nur noch ein schmales Pflaster über dem Nasenbein. Bis auf eine merkwürdige Färbung schien seine Nase wieder normal zu sein.
Er schickte Purwin hinaus, fragte, ob wir irgendetwas zu trinken wünschten, bot uns Zigaretten an.
Die Unterredung mit Hardley war nur kurz. Phil und ich konnten nichts anderes tun, als dem Nightclub-Boss ziemlich reinen Wein einzuschenken. Wir warnten ihn sehr nachdrücklich davor, sich mit »Lord« Rush einzulassen.
»Gib den Gedanken an die hunderttausend auf«, sagte ich. »Es ist sinnlos, dass eine ganze Menge Leute wie wild auf dieses Geld sind, nur weil es echte Scheine sind, dabei sind sie wertloser als gefälschte Noten. Denkt doch endlich daran, dass die Buchstaben der Serie und die Nummern bekannt sind!«
Hardley hob abwehrend die Hände.
»Oh, ich denke daran, G-man«, versicherte er. »Ich werde nichts für den ›Lord‹ tun, falls er wirklich zu mir kommen sollte, außer ihn nach Möglichkeit irgendwo einzusperren und Sie anzurufen, damit Sie ihn abholen können.«
Vielleicht war er vernünftig geworden, soweit ein Bursche seiner Art überhaupt vernünftig werden kann, vielleicht belog er uns. Wir besaßen keine Möglichkeit, es festzustellen.
Die Wirkung der Tabletten begann nachzulassen. In meinem Schädel dröhnte es wieder. Phil sah es mir an, dass ich abzubauen begann. Er beendete die Unterredung mit Hardley, bugsierte mich in den Jaguar und sagte: »Ich fahre dich bei dem Doc vorbei. Er kann dir ’ne Spritze verpassen, damit du heute Nach schläfst.«
»Wir müssen eine Fahndung nach Rush starten.«
»Selbstverständlich, aber das ist Routinearbeit, die ich ohne dich erledigen kann. Du gehörst ins Bett, um morgen einigermaßen in Ordnung zu sein.« Er grinste. »Allein schon aus diesem
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