0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
Rushs Sorte erzählten mir alle ihre Tricks und Schliche, nur weil ich Anwalt bin? Ich weiß nicht, welche Freunde der ›Lord‹ hat.« Bissig setzte er hinzu: »Anscheinend hat er seine besten Freunde beim FBI, die ihm das Türmen leicht machen.«
Phil schob sich ein wenig nach vorne. Er tippte dem Anwalt den Zeigefinger gegen die prall gespannte Weste.
»Vermont«, sagte er sanft. »Ihr schwerhöriger Diener hat uns von drei Anrufen erzählt, die er heute Abend erhielt. Der Anrufer wollte Sie sprechen, aber er nannte seinen Namen nicht. Glauben Sie nicht, dass der ›Lord‹ der Anrufer war? Rush will Sie sprechen, und ich habe das Gefühl, es handelt sich um eine Abrechnung. Er fühlte sich von Ihnen hereingelegt.«
»Na, und? Der Bursche hat den Kittchenkoller. Fangt ihn gefälligst, bevor er ein Unheil anrichtet!«
Bei mir brannte eine Sicherung durch. Ich packte den dicken Anwalt bei der Krawatte.
»Hören Sie auf, das Unschuldslamm zu spielen«, knurrte ich. »Mit wem haben Sie sich in Rushs Auftrag in Verbindung gesetzt? Wem haben Sie gesagt, dass Steve Hardley hinter der Tracy-Beute her ist? Wem haben Sie den Namen Lil Wayt genannt?«
Vermonts Doppelkinn zitterte.
»Lassen Sie mich los!«, keuchte er.
Ich tat ihm den Gefallen. Es machte keinen Spaß, den Burschen festzuhalten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine Hände davon fettig wurden, selbst wenn ich nur seinen Schlips anfasste.
Er rang nach Atem, aber er spuckte keine Beschuldigungen gegen uns aus. Es schien, als überlege er. Wir ließen ihm zwei Minuten Zeit.
»Nein«, stieß er endlich hervor. »Alles Unsinn, was Sie reden, G-man. Ich habe niemandem etwas von Rush ausgerichtet. Ich war sein Anwalt, sonst nichts. Lassen Sie mich in Ruhe, zum Henker!«
Ich zuckte die Achseln. »Ich kann Sie nicht zwingen, mit uns zu arbeiten. Wahrscheinlich können Sie gar nicht mehr die Seite wechseln. Wenn Sie alles das getan haben, was wir vermuten, dann droht Ihnen ein Verfahren wegen Beihilfe zum Mord. Denn dann tagen Sie Ihren Anteil Schuld an der Ermordung Lil Wayts und vielleicht auch am Mord Paola Bakers.«
Er protestierte nicht einmal gegen diese Beschuldigungen. Er war ganz mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Wahrscheinlich zermarterte er sein Gehirn auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich aus der Schlinge ziehen zu können.
»Vielleicht überlegen Sie es sich noch«, sagte Phil. »Ich habe mir sagen lassen, ’ne Gefängniszelle soll immer noch ein angenehmerer Aufenthalt sein als ein Grab.«
Der Anwalt fuhr auf. »Was soll das heißen - Grab?«
»Der FBI-Mann, der den ›Lord‹ laufen ließ, schenkte ihm außerdem seine Waffe als Andenken. - Eine richtige FBI-Pistole, Vermont, mit acht Kugeln im Magazin und eine im Lauf! Sagten Sie nicht selbst, dass der ›Lord‹ vom Gefängniskoller befallen ist? Dass er Ihnen die Schuld an seinem Pech gibt? Vielleicht denkt er nur daran, einen knallenden Schlusspunkt unter eure Rechnung zu setzen.«
Vermonts kleine Augen wurden fast groß vor Angst. Er versuchte zu sprechen, aber nur ein gurgelnder Laut entrang sich seiner Kehle.
»Wir stellen einen Cop-Posten vor Ihr Haus«, schlug ich vor. »Ich gebe zu, dass ich Sie nicht riechen kann,Vermont, aber ich will nicht, dass Rush Sie mit einer FBI-Pistole durchlöchert.«
»Ja…«, stieß er hervor, stockte und verbesserte sich: »Nein, G-man, ich brauche keine Überwachung. Haben Sie gehört? Ich will keinen Polizeischutz.« Er schien einen Entschluss gefasst zu haben. Mit wieder gewonnener Energie fuhr er fort: »Ich kann mich allein gegen einen einzelnen, halbverrückten Gangster schützen. Ich habe ein Schießeisen zu Hause, und ich werde es benutzen, wenn Rush es wagen sollte, mir zu nahezukommen. Nehmen Sie es jetzt schon zur Kenntnis, dass ich den ›Lord‹ umblasen werde, falls er versuchen sollte, mir ans Leder zu gehen. Das ist dann Notwehr, G-man!«
»Ich sachte schon, Vermont, das Sie ein schneller Anwalt sind. Jetzt bauen Sie Ihre Verteidigung auf, bevor die Tat begangen wurde.«
Ich ging noch einmal nahe an ihn heran. Er wich ein wenig zurück, weil er fürchtete, ich könnte ihm wieder mittels der eigenen Krawatte die Luft abdrehen.
»Halten Sie sich nicht für zu schlau«, knurrte ich. »Nichts ist gefährlicher. Steigen Sie aus! Das ist der einzige Rat, den ich Ihnen geben kann. Die Telefonnummer des FBI kennen Sie! - Komm, Phil!«
»Wohin jetzt?«, fragte mein Freund, als wir im Jaguar
Weitere Kostenlose Bücher