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0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor

0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor

Titel: 0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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trügerische Ruhe vor dem Sturm hatte eingesetzt. Und dieser Sturm begann mit Nebel.
    Es war nicht der schleierartige Dunst, der sowieso schon über dem Moor hing, sondern ein anderes, neues Gebräu, das aus den unergründlichen Tiefen stieg, seinen Weg durch Spalten und Risse fand und dann als bleiche Arme an die Oberfläche kroch.
    In Spiralform drehte sich der Nebel aus dem Sumpf, blieb noch ziemlich dünn, wurde vom Wind erfaßt und zerfasert. Dafür bewegte sich der Boden. Zuerst warf er kleine Wellen. Plötzlich stieg Gas hoch, füllte Blasen aus, die, als die Spannung zu groß wurde, mit satten Lauten zerplatzten. Kleine Tropfen stiegen dabei in die Höhe, bevor sie wieder als schmutziger Regen zurückfielen.
    Der Sumpf begann zu schmatzen!
    Es waren widerliche Geräusche. Sie hörten sich an, als würde ein Ungeheuer Suppe schlürfen. Das Moor warf zudem Wellen. Erst kreisförmige, dann wurde die Unterlage bewegt wie zitternder Schlamm und gleichzeitig in die Tiefe gezerrt, so daß ein Trichter entstand, an dessen Ende sich ein Strudel gebildet hatte.
    Bing Cordtland sah sich am Ziel seiner Wünsche. Er war im Geiste oft genug die Beschwörung durchgegangen, und so ähnlich hatte er sie sich vorgestellt. Ja, das war der Ablauf, den er sich immer erträumt hatte.
    Wann tauchte Mason Cordtland auf, sein großer, berühmter, von ihm so verehrter Ahnherr?
    Er wartete zitternd auf ihn. Sein Geist hatte bereits in einsamen Nächten im Moor herumgespukt, nun sollte sein Körper folgen, der vor langer Zeit im Moor versunken war, ebenso wie zahlreiche Hexen. Denn unter der dunkel schimmernden Fläche lag noch ein alter Hexen-Friedhof, was nur wenige wußten.
    Mason Cordtland kam!
    Zuerst war es nur eine Hand, die aus dem Trichter ragte. Keine skelettierte Klaue, sondern Finger, die noch mit Haut überzogen waren und sich bewegen konnten. Klumpiger Dreck rollte von ihnen zurück und auch über den jetzt der Hand folgenden Arm, dem sofort die Schulter hinterhergeschoben wurde.
    Die Zuschauer wurden unruhig.
    Gar mancher bekreuzigte sich. Hart und pfeifend wurde der Atem ausgestoßen. Andere wiederum hielten die Luft an, weil sie sich durch ihr eigenes Atemgeräusch gestört fühlten.
    Sie waren fasziniert, gebannt und gleichzeitig auch abgestoßen, denn sie konnten nicht fassen, was sie mit eigenen Augen sahen.
    Mason Cordtland kehrte zurück. Er bewegte sich nicht mehr, überließ sich ganz den nicht zu erklärenden Kräften, die ihn aus dem Sumpf in die Höhe schoben.
    Ein unheimliches Bild bot sich den wartenden Menschen. Jeder im Dorf hatte von dem Hexenwürger und seinen Taten gehört. Jeder fieberte ihm entgegen. Doch nun, als es soweit war, wurden die Menschen von Angst gepackt. Furcht vor der eigenen Courage. Sie durften nicht darüber nachdenken, wer das war, der aus dem Moor stieg, denn dieser Mann war seit langer Zeit tot.
    Und dennoch lebte er. Sie sahen es seinem Gesicht an.
    Er trug einen alten Mantel mit Schulterüberwurf. Fast reichte er bis zum Boden, und arn Hals war er hochgeschlossen, so daß nicht zu erkennen war, welche Kleidung Cordtland unter dem Mantel trug. Das Gesicht zeigte keinen weichen Zug. Es war hart und kantig, die Augen lagen wie zwei Steine in den Höhlen, ihr Blick glich dem gefühllosen Starren einer Schlange. Wie eine Kerbe war der Mund in das Gesicht hineingeschnitzt worden, während die dunklen Augenbrauen dicht über der Nasenwurzel zusammenwuchsen.
    Das Haar fiel über die Ohren, und letzte Schlammreste rannen an ihm herab, fanden ihren Weg auch über das Gesicht und liefen am Mantel nach unten.
    Und noch etwas sahen die Menschen. Eigentlich das Wichtigste, die Waffe, die Cordtland so berühmt gemacht hatte.
    Seine Peitsche!
    Allein ihretwegen wurde er der Hexenwürger genannt. Mit dieser Peitsche hatte er die Hexen getötet, stranguliert, erwürgt, und er hatte sie auch mit in sein morastiges Grab genommen.
    Nun stieg er wieder hervor.
    Es war die erste heftige Reaktion, die die wartenden Dorfbewohner von ihm sahen. Er bewegte seinen rechten Arm und zeigte seine Waffe den staunenden Zuschauern.
    Drei lange Riemen waren an dem ziemlich kurzen und leicht zu führenden Griff angebracht, und die fächerte der Hexenwürger mit gezieltem Schwung auseinander.
    Die Riemen breiteten sich aus und blieben auf der Fläche vor den Füßen des Hexenwürgers liegen.
    Deutlich hoben sie sich vom dunkleren Untergrund des Moores ab, und jeder Zuschauer sah das helle Schimmern der drei

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