0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor
waren, sondern zitterten, als wären sie mit einer Flüssigkeit gefüllt.
Rot leuchtete der Stein außen, innen jedoch erkannte Jane die grüne Kraft, von der Wikka gesprochen hatte.
»Dann ist es doch keine Kerze«, murmelte Jane.
»Nein, alles ist anders.«
Die Antwort ihrer Meisterin erschreckte Jane. Bisher hatte Wikka immer einen Ausweg gewußt, diesmal jedoch schien sie machtlos zu sein. Dennoch versuchte sie es.
Ihr Körper spannte sich. Die rechte Schulter hob sie in die Höhe, den Arm streckte sie aus, Daumen und Zeigefinger wiesen auf den Stein. Die Schlangen stachen weiter aus ihrer Stirn hervor, zuckten und wanden sich erregt, und im nächsten Augenblick passierte es.
Die beiden Schlangen wischten aus der Stirn und bewegten sich blitzschnell auf den Hexenstein zu. Verstärkt wurde diese Magie durch die beiden Strahlen, die plötzlich aus Wikkas Fingern schossen und ins Zentrum des Steins hieben.
Zuerst erwischte es die Schlangen. Kaum hatten sie den Stein berührt, als sie die schreckliche Magie zu spüren bekamen. Jane hörte nur ein kurzes Zischen, zu vergleichen mit dem Geräusch, wenn ein Wassertropfen auf eine heiße Herdplatte fällt, dann waren die Schlangen nicht mehr zu sehen. Nur noch verkohlter schwarzer Staub wehte durch die Luft und rieselte zu Boden.
Wikkas Attacke wurde für sie zu einem Bumerang. Kaum hatten die Strahlen Kontakt mit dem Hexenstein, reagierte der wie ein Spiegel und schleuderte sie zurück.
Verstärkt allerdings!
Die Oberhexe wurde von der Kraft des Steins voll getroffen. Vor Janes entsetzt aufgerissenen Augen wurde sie in die Höhe geschleudert, überschlug sich in der Luft, schrie, jammerte und brüllte ihre gesamte Pein hinaus.
Sekundenlang schwebte sie in der Luft. Der zurückschießende Stein schien sie zu tragen, während sie mit Armen und Beinen wild um sich schlug. Dabei veränderte sich die Haut.
Jane Collins sah mit Schrecken, wie Wikkas Haut verbrannte. Bisher hatte sie eine helle, fast schon weiße Haut gehabt, das änderte sich nun.
Auf Gesicht, Armen und Händen breiteten sich schwarze Flecken aus, die immer größer wurden und die Haut schließlich völlig zerstörten.
Dann fiel Wikka.
Schwer krachte sie zu Boden. Mit dem Rücken zuerst schlug sie auf. Die Erschütterung durchtoste ihren Körper. Sie bäumte sich noch einmal auf, bevor sie endgültig zusammenbrach und starr liegenblieb.
War sie tot?
Jane Collins dachte mit Schrecken daran. Nein, das durfte nicht sein! Wikka war so stark. Sie besaß immense Hexenkräfte. Sie konnte nicht so einfach sterben. Der Satan hatte ihr Kraft gegeben, und Jane schaute den gefährlichen Hexenstein mit wuterfüllten Blicken an.
Sie haßte ihn so stark, wie sie selten etwas in ihrem Leben gehaßt hatte.
Dann blickte sie auf Wikka.
Bewegungslos lag ihre große Meisterin und ihr großes Vorbild zu ihren Füßen. Da rührte sich nichts. Verbrannt, schwarz und dünn sah die Haut aus. Weiß glänzten die Augenhöhlen, während die Pupillen ihren dunklen Ausdruck behalten hatten. Die Finger waren zu schwarzen, dünnen Krallen geworden, zu vergleichen mit den Beinen von Hühnern. Lippen hatte Wikka ebenfalls nicht mehr. Die unheimliche Kraft des Steins hatte sie weggeätzt.
Lag wirklich eine Tote vor ihr?
Jane wollte es nicht glauben. Sie hatte auch keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken, denn seltsame Ereignisse nahmen plötzlich ihren Lauf.
In ihrem Kopf spürte sie ein kurzes Stechen, dann verschwand die Umgebung vor ihren Augen, und eine völlig andere erschien.
Eine andere Umgebung, eine andere Zeit.
Jane Collins und die leblos am Boden liegend Wikka befanden sich in der Vergangenheit…
***
Es waren schwarze Vögel, auf die wir starrten.
Raben, Krähen, die mit heftigen Flügelschlägen im Käfig herumflatterten und sich nicht befreien konnten, weil sich in den Räumen zwischen den Stäben ein feines Maschendrahtgitter spannte. Manchmal wuchteten die Tiere dagegen. Dabei verloren sie Federn, die langsam zu Boden segelten.
Mit allem hatten wir gerechnet, damit allerdings nicht. Mit zögernden Schritten betraten wir den Kellerraum und blickten uns scheu um. Suko erging es nicht anders als mir. Von seinem Gesicht las ich ab, daß er keine Erklärung wußte.
Etwa einen Yard vor dem Käfig blieben wir stehen. Die Tieren waren durch unser Eintreten noch aufgeregter geworden. Wild flatterten sie umher. Die Schnäbel hatten sie weit aufgerissen. Aus ihren Mäulern drangen krächzende Schreie.
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