0267 - Die Taximörder von New York
Opfer gekämpft hat«, sagte er zu Doc Bliß, der nach oben gekommen war.
»Der Mann war allerdings erst eine knappe Stunde tot, Tyber.«
Er bückte sich und hob eine abgerissene Gardinenschnur auf, die neben der Balkontür gelegen hatte.
»Meine Theorie stimmt also. Da haben Sie das Mordinstrument, Tyber.«
Der Lieutenant ließ die Schnur durch die Finger gleiten.
»Demnach hat der Mörder den Erdrosselten zum Balkon geschleift und ihn dann auf die Straße geworfen. Vielleicht hat er ihn mit voller Absicht gerade vor den Lastzug geworfen. Wir sollten die freie Auswahl haben. Selbstmord und Unfall. Wenn der Fahrer wegen des Regens nicht so langsam gefahren wäre, hätte er kaum so schnell bremsen können. Zumindest die Vorderräder wären noch über den Toten hinweggerollt.«
Er suchte das Zimmer ab und trat schießlich an den Kleiderschrank. Drei Bügel hingen über der Stange. Zwei waren leer, auf dem dritten hing ein hellgrauer Anzug. Im Hutfach lag ein weißer Panama und daneben ein Paar weißer Handschuhe.
Tyber starrte wortlos auf die Sachen, dann stürzte er plötzlich aus dem Zimmer. Er raste zum Paternoster — das Haus hatte keinen Lift — und fuhr nach unten.
Tyber sprang unten aus der offenen Kabine und lief auf die Straße. Er schlug den Staubmantel des Toten beiseite und starrte auf die Brust des Mannes. Er trug einen silbergrauen Binder.
Als er sich aufrichtete, trat Miller zu ihm.
»Pech gehabt, Lieutenant. Der Kerl ist verschwunden.«
»Wie, was meinen Sie, Miller?« fragte Tyber abwesend.
»Na, den Mann am Schuppen, Sir.«
»Ach so, ja, ist schon gut, Miller. Verständigen Sie das FBI von der Sache hier. Verlangen Sie Mr. Cotton. Wenn es möglich ist, soll er herüberkommen. Sagen Sie, ich befürchte, daß es mit den Taxi-Morden zusammenhinge.«
»All right, Lieutenant.«
Während Miller zu dem Radiocar hinüberlief, starrte der Lieutenant nachdenklich auf den Toten.
***
»Wir kommen sofort!«
Ich legte den Hörer auf und sah Phil an.
»In der South Street hat ein unbekannter Täter einen gewissen Mr. Grepper erdrosselt und anschließend von einem Balkon der siebten Etage auf die Straße geworfen.«
»Na und?« meinte Phil. »Was geht denn uns das an? Soll sich die Homicide Manhattan damit belassen.«
»Tony Tyber führt die Ermittlungen, Phil«, erklärte ich ihm. »Er hat im Zimmer des Ermordeten Kleidungsstücke gefunden, die uns sattsam bekannt sind. Einen hellgrauen Anzug…«
»… weißen’'Panamahut und weiße Handschuhe«, ergänzte Phil.
»Da kommt mir ein ganz verrückter Gedanke, Phil«, meinte ich nachdenklich und nahm den Telefonhörer ab.
»Hallo, Walter? Komm doch bitte in unser Office! Hier ist Jerry. Du mußt mit uns zur South Street fahren.«
Ich legte auf und sah Phil an.
»Ich habe so ein komisches Gefühl…«
Es klopfte, und Walter Stein trat ein. »Wo brennt’s denn, Jerry. Hallo, Phil?«
»Höre mal, Walter«, fragte ich ihn, »würdest du diesen ominösen Mr. Elliott wiedererkennen?«
Walter sah mich überrascht an. »Du meinst Sid Elliott, den Kerl, den ich laufenließ und der dann den Driver Mitchell umgebracht hat? Den kenne ich bestimmt unter tausend Menschen heraus, Jerry.«
»Dann mach dich darauf gefaßt, daß du ihn gleich zu sehen bekommst. Hoffentlich ist er noch zu erkennen.«
»Du vermutest in diesem Mr. Grepper den gesuchten Sid Elliott?« fragte Phil.
»Denk bitte daran, daß uns der Taxi-Mörder angekündigt hat, welches Schicksal seinem Doppelgänger droht.« Wir verließen das Office und fuhren mit dem Lift nach unten. Wenige Minuten später jagten wir mit gellender Sirene durch die Straßen.
»Es ist eine ganz einfache Sache«, sagte ich. »Der Taxi-Mörder kannte seinen Doppelgänger ganz genau. Er wußte sofort, wo er ihn finden konnte. Er hat seine Drohung wahr gemacht.«
»Du glaubst also, daß jemand aus dem Bekanntenkreis des Mörders auf die Idee gekommen ist, den Taxi-Mörder zu imitieren?«
Ich wich einem Omnibus aus und nickte. »Wir waren bisher völlig auf dem Holzweg, Phil. Wir haben uns zu sehr darauf versteift, es mit einem Einzelgänger zu tun zu haben. Das war ein Irrtum. Hier arbeitet eine Gang. Elliott hat irgendwas .falsch gemacht. Jetzt hat er die Quittung dafür bekommen.«
»Aber du wirst in ganz New York keine Gang finden, die sich darauf spezialisieren würde, Taxifahrer umzubringen. Das bringt doch nichts ein. Davon kann eine Gang nicht leben.«
Ich fuhr jetzt auf dem Franklin D. Roosevelt
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