0267 - Die Taximörder von New York
Drive und konnte meinem Renner prächtig die Zügel lassen.
»Irrtum, Phil. Es gibt eine Gang, die sich auf Taxi-Morde spezialisiert hat. Wir wissen nur noch nicht, warum? Das Geld kann es nicht sein, darin sind wir uns völlig einig. Trotzdem muß es einen ganz plausiblen Grund geben.« Walter Stein räusperte sich. »Dann könnte es doch nur so sein, Jerry, daß sie uns mit den Taxi-Morden in Trab halten wollen, um uns von einer anderen Sache abzulenken?«
»Richtig, Walter«, sagte ich. »Wir kommen dem Kern der Sache immer näher. Diese Möglichkeit ist durchaus drin. Ich würde mich gar nicht einmal so sehr wundem, wenn an irgendeinem Dienstag ein ganz dickes Ding passiert.«
»Warum gerade an einem Dienstag?« fragte Walter.
»Jerry hat völlig recht, Walter«, fiel Phil ein. »Der Taxi-Mörder kündigte seine Morde immer für Dienstag an. Er nennt uns sogar den Bezirk, in dem die Tat ausgeführt wird. Wir riegeln also mit unserer Meute diesen Bezirk ab. Inzwischen aber steigt ganz woanders ein Ding, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben.«
»Aber es ist doch Idiotie«, protestierte Walter jetzt, »daß die Gangster wirklich morden. Es würde doch genügen, wenn sie uns in die falsche Richtung schicken?«
Ich schüttelte den Kopf. »No, Walter. Auf so einen Trick würden wir nur einmal hereinfallen. Die Morde sind ein wichtiger Bestandteil des Gesamtplanes. Sie werden angekündigt und tatsächlich durchgeführt. So müssen wir jede neue Warnung vom Taxi-Mörder ernst nehmen und umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen treffen. Ein unwahrscheinlich brutaler und wirksamer Schachzug des Gangsters. Wir werden jedoch so tun, als ob wir ihn immer noch für einen Einzelgänger halten. In aller Stille aber betreiben wir unsere Nachforschungen in die neue Richtung.«
Wir hatten die South Street erreicht. Schon vor der Brooklyn Bridge sah ich die Rotlichter. Es hatte aufgehört zu regnen, und eine Menschenmauer blockierte den Tatort.
Lieutenant Tyber erwartete uns bereits. Er führte uns zu dem Toten. Walter warf nur einen kurzen Blick auf ihn.
»Er ist es, Jerry. Dieser Mann ist jener Sid Elliott, den ich in der Nacht zum Mittwoch bei mir im Office sitzen hatte.«
Ich nickte. »Tony, Sie können mit Ihren Leuten ab rauschen.«
Wir gingen ins Haus und fuhren mit dem Paternoster nach oben. Die Hausbewohner hatten sich noch immer nicht beruhigt und standen auf den Treppen herum.
Auch vor der Wohnungstür von Mrs. Hilger diskutierte eine Gruppe. Die Leute machten uns Platz. Die alte Dame selbst stand schluchzend auf dem Korridor. Tyber beruhigte sie.
Seine Männer hatten ihre Arbeit beendet. Die Fingerabdrücke waren sichergestellt worden.
»Haben Sie keine Waffe im Zimmer gefunden, Tony?« fragte ich.
Der Lieutenant schüttelte den Kopf. »Der Täter hat doch eine Gardinenschnur benutzt.«
»Das meine ich nicht. Der Taxi-Mörder will uns weismachen, daß ihm Elliott ins Handwerk gepfuscht hat. Wenn es so ist, müßte man hier eine belgische FN finden, klar?«
»Wir haben jeden Winkel abgesucht.«
»Es hätte mir auch gar nicht in den Kram gepaßt, Tony«, tröstete ich ihn. »Mitchell ist mit derselben Pistole erschossen worden, aus der auch die tödlichen Schüsse auf Erickson, Kreß und Ford abgefeuert wurden. Der Taxi-Mörder braucht sie für seine weiteren Anschläge. Wenn er den Eindruck erwecken will, daß er ein Einzelgänger ist, muß er diese FN weiterhin benutzen.«
Der Lieutenant verabschiedete sich und ging.
In einer Glasschale auf dem Büfett fand ich noch einen Manschettenknopf. Es war ein goldener Globus. Das genaue Gegenstück zu dem Knopf, der in der Seitentasche des Yellow Cab gefunden worden war.
Ich setzte mich an den Tisch und starrte nachdenklich auf den Knopf in meiner Hand.
»Wer war Sid Elliott wirklich?« fragte ich. »Kann mir das einer von euch sagen? Die Nachforschungen haben doch ergeben, daß der Mann wirklich so heißt? Auch die Adresse stimmt. In Kansas liegt gegen den Mann nichts vor, und Washington kennt ihn auch nicht. Plötzlich aber kommt er nach New York und ermordet hier einen Taxifahrer.«
»Nach unserer neuen Version kann ihn doch nur der Unbekannte hierhergeholt haben«, meinte Phil.
»Richtig, Phil«, bestätigte ich. »Aber man kann doch keinen x-beliebigen Menschen nach New York holen und ihm einen derartigen Mordauftrag geben. Wenn man eine Gang gründet, dann holt man sich Fachleute. Ganz gleich, was man vorhat. Ob es sich um einen Banküberfall,
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