0267 - Die Taximörder von New York
wenn Polizeiuniformen ausgeliehen würden. Dann aber würde sich der Mörder nicht mit Geiseln begnügen und sich dadurch in größere Gefahr bringen. Denn schließlich handelte es sich ja um Polizeibeamte und nicht um Kinder.«
»Donner«, ließ sich Phil vernehmen. »Das wäre ein Ding. Und je länger ich mich mit diesem Gedanken vertraut mache, um so einleuchtender erscheint er mir. Du hast sicherlich ins Schwarze getroffen, Jerry.«
»Ich kann meine Theorie allerdings nicht beweisen. Aber wir müssen zumindest den Versuch machen. Ich schlage daher vor, daß sich Jimmy und Walter noch einmal alle Zeugen der Taxi-Morde vornehmen. Die Leute sollen sich zu erinnern versuchen, wie groß die Panamahut-Männer waren. Dann fragt ihr bei den Polizeirevieren nach der Größe der verschwundenen Beamten. Wenn die Zahlen annähernd übereinstimmen, gewinnt die Sache an Wahrscheinlichkeit. Einverstanden?«
Die Kollegen nickten. Ich trat an die Karte und sah nachdenklich auf den Bronx-Bezirk. Wir hatten beschlossen, am morgigen Dienstag in verminderter Zahl dieselben Positionen zu besetzen wie beim letztenmal. Einmal mußten uns die Burschen doch ins Netz gehen.
***
Richmond ist ein Stadtteil von New York. Er umfaßt das gesamte Gebiet von Staten Island und grenzt im Westen, nur durch die Gewässer des Arthur Kill getrennt, an den Staat New Jersey. Im Norden läuft die Staatsgrenze durch den Kill van Kuli.
Ziemlich im Süden liegt die Princess Bay. Ein kleines Paradies für Bootsbesitzer und Angeier. Eine Sehenswürdigkeit ist das zweihundert Jahre alte Hotel Purdy’s.
Der goldbetreßte Portier, der an diesem Abend Dienst hatte,, hieß Bill Uris. Er stand vor der großen Flügeltür auf der Treppe und sah dem Verkehr zu, der über die Seguine Avenue zu den Bootsstegen der Bucht flutete. Es war genau zweiundzwanzig Uhr.
Plötzlich quietschten Bremsen. Über die Dächer der parkenden Wagen hinweg sah Bill Uris ein Yellow Cab, das in langsamer Fahrt die Straße entlangrollte. Dahinter- hatte ein schwarzer Packard gestoppt, dessen Fahrer hjnter einem Mann herfluchte, der über die Straße lief und im Strom der Passanten untertauchte.
Uris hatte gar nicht bemerkt, daß ein Hotelgast neben ihn getreten war.
»Ist etwas passiert, Portier?«
Uris zuckte zusammen und fuhr herum. »Nein, Mr. Butler. Ein Mann wäre beinahe in ein Auto gelaufen.«
Er sah wieder zur Straße und zuckte zusammen. Zitternd deutete er auf die Fahrbahn. Der Gast -folgte seinem Blick und erstarrte.
Ein Geisterauto fuhr am Hotel vorbei. Es war ein Yellow Cab wie hundert andere, aber es fuhr ohne Fahrer.
Fess Butler verdaute den überraschenden Anblick erstaunlich schnell, stieß ein paar Passanten zur Seite und rannte hinter dem Taxi her. Da es sehr langsam fuhr, hatte er es schnell eingeholt und sprang auf das Trittbrett. Er hielt sich dabei an der Türklinke fest.
Als er durch die Scheibe sah, blickte er in das blutüberströmte Gesicht eines Drivers, der seitlich auf dem Vordersitz lag. An der nächsten Kreuzung kam ein Lincoln von links. Butler konnte gerade abspringen, dann krachte das führerlose Yellow Cab in die Flanke des Lincoln. Dabei wurde das Vorderteil herumgerissen. Bremsen quietschten. Kreidebleich sprang der Fahrer des Lincoln aus dem Wagen.
»So ein Idiot«, brüllte er. »Der Kerl muß mich doch gesehen haben.«
Butler trat zu ihm und deutete auf den Driver.
»In der Stellung? Da sieht man wirklich nicht viel, Mister.«
Der Fahrer erschrak. Fess Butler öffnete die -Tür und zog den Driver heraus. Der andere Mann half ihm, den blutenden Fahrer zum Bordstein zu tragen. Dort legten sie ihn vorsichtig nieder. Butler zog seine Jacke aus und legte sie dem Driver unter den Kopf.
Der Verletzte schlug die Augen auf und bewegte die Lippen, aber kein Laut kam heraus. Butler sah das Blut und lief zum Hotel. Auf dem Weg dorthin begegnete er einem Cop. Er unterrichtete ihn und lief dann ins Hotel, um einen Arzt anzurufen. Dann lief er zur Ecke zurück.
»Ich habe einen Arzt verständigt, Officer?« sagte er.
Der Cop nickte. »Am besten lassen wir ihn hier liegen«, meinte er. »Man weiß ja nicht, was ihm fehlt. Bei inneren Verletzungen kann jede unsachgemäße Behandlung die Sache nur verschlimmern.«
Fünf Minuten später drängte sich ein Herr durch die Menge. Es war der Arzt. Er kniete neben dem Verletzten und untersuchte ihn. Als er sich aufrichtete, war er sehr ernst.
»Der Mann hat einen Schuß in den Hinterkopf bekommen,
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