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0269 - Jagd auf den Zeitagenten

Titel: 0269 - Jagd auf den Zeitagenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Beobachtungskuppel war ein Aufbau, der aus der Kugelhülle herausragte. Die Kuppelwände waren durchsichtig und gestatteten den Blick nach allen Seiten. Es gab Teleskope und andere astronomische Geräte, mit denen man den Sternenhimmel beobachten konnte. Jeder Raumschiffskommandant der terranischen Flotte hatte auf der Akademie einen Kurs in Astronomie absolvieren müssen - außer hundert anderen Kursen. Redhorse verstand einiges von Astronomie.
    Er setzte sich in den bequemen Sessel, der dicht am Rand der Kuppel stand, und sah hinaus in den Raum. Die gelbe Sonne stand ein wenig seitlich, riesig groß und flammend. Die Filter schwächten das Licht jedoch genügend ab.
    Fast zehn Minuten lang beobachtete Redhorse die Sonne. Sie erinnerte ihn sehr an Sol, das Muttergestirn der Erde. Riesige Protuberanzen schössen weit in den Raum, um dann wieder in die glühende Atmosphäre zurückzufallen. Schwärze Flecke standen am Sonnenäquator. In ihnen schienen helle Wirbel zu rotieren, die sich nur langsam veränderten. Die Oberfläche selbst, pockennarbig scheinbar und zäh wirkend, war völlig normal.
    Nichts war außergewöhnlich oder gar beunruhigend.
    Redhorse verwarf den plötzlich auftauchenden Gedanken, sein Gefühl warnte ihn vielleicht vor einer ausbrechenden Nova. Die Sternkarten hatten auch in fünfzigtausend Jahren noch Gültigkeit. Wäre MR-755 eine Nova geworden, so wäre das verzeichnet gewesen. Das also war es nicht. Was aber war es dann? Er beugte sich weiter vor, um die Protuberanz besser beobachten zu können, die langsam aber deutlich sichtbar in den Raum hinausstrebte. Sie hatte nicht die allgemein übliche Form, sondern wirkte eher wie eine leuchtende Wolke glühender Gase. Sie mochte mehr als hunderttausend Kilometer lang und fast dreißigtausend Kilometer breit sein.
    Als sie den Höhepunkt ihrer Ausbreitung erreicht hatte, stieg sie weiter.
    Redhorses Augen verengten sich. Die Wolke hätte jetzt in die Sonne zurückfallen müssen. Aber eben das tat sie nicht. Sie stieg weiter. Redhorse dachte an die Messungen, die vorgenommen worden waren.
    Das Gravitationsfeld der Sonne MR-755 war sehr groß. Außerdem besaß sie ein beachtliches Magnetfeld.
    Keine Protuberanz würde diesen Feldern entfliehen können. Und doch geschah gerade das! Redhorse blieb unbewegt sitzen. Das mußte es sein, worauf er insgeheim gewartet hatte. Ein Ereignis, das von der Norm abwich. Die Leuchtwolke schien keine Anziehungskraft zu kennen. Sie sprach allen Naturgesetzen Hohn, als sie weiter stieg. Ihre Leuchtkraft verminderte sich dabei, aber noch immer war sie deutlich zu erkennen. Ihre Geschwindigkeit mußte mehrere tausend Kilometer in der Sekunde betragen, aber auf keinen Fall Lichtgeschwindigkeit wie der sogenannte Sonnenwind.
    Sie änderte sogar die Richtung. Nun wurde Redhorse wach. Er sprang auf und rannte zum Interkom. Über die Vermittlung verlangte er eine Verbindung mit Professor Koch, dem Bordastronomen. Ungeduldig wartete er, bis das Gesicht des Wissenschaftlers auf dem Bildschirm erschien. Koch schien geschlafen zu haben, denn er rieb sich die Augen.
    „Was ist denn, mitten in der Nacht?"
    Redhorse schnappte nach Luft. „Was heißt hier Nacht, Professor? Ziehen Sie sich etwas an und kommen Sie in die Kuppel. Ich habe etwas für Sie. Sie werden sich wundern und sofort hellwach sein."
    „Etwas Astronomisches?" In der Stimme des Wissenschaftlers war plötzlich Interesse. „Ich bin in zehn Sekunden dort!"
    „Übertreiben Sie nicht wieder", mahnte Redhorse, aber der Bildschirm war schon längst erloschen.
    Koch mochte an die achtzig Jahre alt sein, aber das sah man ihm natürlich nicht an. Die Fortschritte auf dem Gebiet der Medizin verzögerten den Prozeß des Alterns erheblich. Heute wurden die Menschen bis zu hundertzwanzig Jahre alt, und selbst hundertfünfzig Jahre waren durchaus keine Seltenheit mehr.
    Heute - das war in zweiundfünfzigtausend Jahren.
    Redhorse kehrte an seinen Platz zurück und stellte fest, daß die Leuchtwolke abermals die Richtung gewechselt hätte. Sie entfernte sich weiter von der Sonne, schwenkte aber allmählich so herum, daß sie genau die Umlaufbahn der KC-I schneiden würde.
    Redhorse begann daran zu zweifeln, daß es Zufall war. Koch kam durch die Tür gestürmt.
    Er band sich gerade eine vollkommen unnötige Krawatte um den Hals, denn er hatte vergessen, sich vorher das Hemd anzuziehen.
    „Wo ist es?" fragte er und rannte sich fast den Schädel an der Kuppel ein.
    „Es...?"

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