0269 - Killer-Bienen
das Sichtfenster der Tür.
Da kam jemand, mit dem Shawn Braddock nicht gerechnet hatte. Er konnte es sich auch nicht vorstellen, wer da noch mitten in der Nacht etwas wollte, jedenfalls stellte er seine Pläne zunächst einmal zurück.
»Weg!« flüsterte er scharf. »Wir müssen uns verstecken!«
Das Bienenmonstrum war einverstanden. Wenig später waren beide in die Dunkelheit des Ganges getaucht…
***
Die beiden gelben Lichtfinger gehörten zu meinem silbergrauen Bentley. Sie huschten durch die Büsche, berührten die Baumstämme und strichen geisterhaft über das mit Efeu und wildem Wein bewachsene Mauerwerk. Der Regen hatte nicht nachgelassen. Seine Tropfen glitzerten im Schein der Lichtlanze wie Diamanten. Als die beiden Scheinwerfer Kreise auf das Mauerwerk warfen, stoppte ich.
»Das war's«, sagte Suko und schaute im Fond sitzend nach vorn.
»Sieht ja alles harmlos aus.«
»Die Ruhe vor dem Sturm«, erwiderte ich und löste den Sicherheitsgurt.
»Kann ich mit?«
Linda Whiteside hatte sich aus dem Fond gemeldet.
Ich drehte den Kopf. Ihr Gesicht war blaß. Die Augen wirkten darin sehr groß. Sie machte einen ängstlichen Eindruck. Da ich wußte, wie gefährlich unser Vorhaben werden konnte, hatte ich etwas dagegen und schüttelte den Kopf.
»Nein, Linda, Sie bleiben im Wagen.«
»Aber ich…«
»Sie können uns jetzt nicht mehr helfen. Wir wissen genug, Linda. Lassen Sie den Wagen geschlossen. Begeben Sie sich nicht in Gefahr. Hier kommt keine Biene hinein…«
»Ich weiß nicht…«
»Doch, glauben Sie mir.« Ich nickte ihr zu. »Und wenn Sie dennoch irgend etwas sehen sollten, dann hupen Sie bitte!«
»Ja, gut.« Sie spielte mit ihren Händen. »Wollen Sie wirklich zu Braddock?«
»Natürlich. Diesmal allerdings ohne Begleitung. Er muß uns einige Antworten geben.«
Noch einmal schärfte ich der Frau ein, sich auf alle Fälle ruhig zu verhalten, dann stiegen Suko und ich aus. Mein Partner schaute sich um.
Der kleine Park lag ruhig vor uns. Nichts rührte sich, nichts griff uns an, nur der strömende Regen überdeckte die Landschaft wie ein trüber Vorhang.
Wir schauten zum Eingang hin. Dort brannte die Lampe. Ein heller Fleck im Regen, mehr nicht.
Vielleicht hatten wir Glück und waren vor unseren Gegnern eingetroffen. Deshalb durften wir auch keine Zeit verlieren und mußten so rasch wie möglich ins Haus.
Die Treppe überwanden wir mit wenigen Schritten. Suko war schon ein paar Sekunden früher an der Tür als ich, streckte seinen Arm aus und wollte dagegen hämmern, als ihm auffiel, daß der Eingang nicht verschlossen war.
»John, es ist offen!« Seine Stimme klang gespannt. Auch ich stand plötzlich wie unter Strom. Ich hatte meine Hände zu Fäusten, und warf einen Blick zurück, als würde hinter mir ein Gegner lauern oder sich versteckt halten, aber ich schaute nur in den nach wie vor strömenden Regen.
Wir hatten bewußt nicht geschellt, und jetzt sahen wir auch durch ein Sichtfenster den Nachtportier oder Nachtwächter, der in seiner Loge hockte und schlief. Oder war er tot?
Suko drückte die Tür auf, wir schlüpften in das Innere der Klinik und hörten das Schnarchen.
Normalerweise regt mich so etwas auf. In diesem Fall jedoch beruhigte es mich. Der Mann lebte.
Ich winkte Suko zu. Zum Glück kannten wir uns in der Klinik aus, brauchten die Treppe nicht erst zu suchen und liefen geradewegs darauf zu.
Kein Geräusch war zu vernehmen. Nur unsere eigenen Schritte hörten wir. Suko schüttelte den Kopf, als er flüsterte: »Eine komische Klinik ist das hier. Die haben wohl alle Nachtruhe.«
»Ich kann mir auch etwas anderes vorstellen«, gab ich gepreßt zurück.
»Mal den Teufel nicht an die Wand.« So geräuschlos wie möglich überwanden wir den ersten Treppenabsatz. Leider mußten wir bis nach oben, und so verging wieder Zeit. Ein wenig atemlos erreichten wir den letzten Gang und liefen ihn entlang. Natürlich hatten wir uns eingeprägt, wo sich das Zimmer des Shawn Braddock befand. Wir passierten wieder einige Türen und hörten hinter manchen von ihnen Geräusche.
Manchmal ein dumpfes Klopfen, dann wieder leise Stimmen oder ein schweres Atmen.
Ich verspürte ein unruhiges Gefühl. Diese ganze Atmosphäre des Ganges heizte mich auf. Vielleicht trug auch das trübe Licht dazu bei, daß ich so reagierte.
Obwohl wir damit hatten rechnen müssen, waren wir dennoch überrascht, plötzlich vor der offenen Tür des Shawn Braddock zu stehen. Das war die Bestätigung.
Er
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