0269 - Killer-Bienen
ausgestoßen haben konnte.
John Sinclair oder Shawn Braddock?
***
Ich war so rasch wie möglich wieder auf den Beinen. Fehlte noch, daß dieser verfluchte Braddock mir entkam.
Wie der Blitz jagte ich durch das Zimmer, gelangte in den Flur und sah meinen Gegner, der sich nach links, zur Treppe hin, gewandt hatte.
Er lief seltsam grotesk, hatte seine Arme seitlich ausgestreckt und bewegte sie wie Flügel auf und nieder.
Ich brüllte ihn an.
Meine Stimme hallte durch den gewaltigen Flur und mußte als Echo durch die Etagen schwingen. Trotzdem stoppte Braddock nicht. Er wollte die Treppe erreichen und nach unten fliehen.
Fliegen konnte er nicht.
Und ich war schneller.
Bevor er seinen Fuß auf die erste Stufe gesetzt hatte, war ich bei ihm.
Ich streckte meinen rechten Arm aus, die Hand klatschte auf seine Schulter, dann hebelte ich ihn herum. Er schrie.
Es war kein direktes Schreien, eher ein Brummen, und dabei stieß er seine Arme vor, um mit den Fingern in meine Augen zu stechen.
Gedankenschnell nahm ich den Kopf zur Seite, und meine nächste Reaktion war mehr ein Reflex.
Die rechte Faust schoß vor. Ich zog sie dabei nach oben. Das Gesicht des Shawn Braddock war nicht zu verfehlen. Der Treffer landete unter seinem Kinn.
Ich merkte den Zusammenprall bis in die Schulter und wunderte mich gleichzeitig darüber, wie leicht Braddock war, denn die Wucht des Treffers riß ihn nicht nur hoch, sondern warf ihn auch gleichzeitig nach hinten.
Da war das Geländer.
Leider nicht so hoch, daß es Braddock hätte auffangen können. Ich reagierte auch zu spät. Meine zupackenden Hände griffen an seinem plötzlich hochstehenden Bein vorbei, und dann hörte ich nur noch den hallenden Schrei.
Shawn Braddock war in den Treppenschacht gefallen.
Der Schrei schwang durch das Treppenhaus. Sein Echo traf mich noch, als Braddock bereits unten auf den harten Böden geklatscht war.
Ich schaute hinunter.
Er war nur eine Etage tief gefallen, doch an der verkrümmten Haltung erkannte ich, was geschehen war.
Shawn Braddock hatte sich das Genick gebrochen! Dies erkannten Suko und ich sehr rasch, als wir neben der Leiche standen.
Nein, da war nichts mehr zu machen.
Dann tauchte der Nachtportier auf. Schreckensbleich war er im Gesicht. Als er etwas sagen wollte, hörten wir den lauten Hilferuf.
Linda!
Mein Gott, an sie hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Ich erreichte die kleine Loge noch vor Suko und sah Linda auf einem Stuhl hocken.
Verzerrt war ihr Gesicht, weit aufgerissen die Augen. Sie zitterte und röchelte fortlaufend: »Ich sterbe… ich sterbe…«
»Nein, Linda, Sie…«
Meine Augen wurden groß, Fieber wollte mich schütteln, denn ich hatte etwas gesehen.
Auf ihrer Stirn saß eine Biene.
Die letzte mutierte.
Und sie trug den Kopf des Sam Whiteside.
»Aaahhgggrrr…« Das hörten wir noch von Linda Whiteside, als die Biene plötzlich zustach. Sukos und meine Reaktion kamen viel zu spät.
Wir konnten nichts mehr ändern, die gefährliche Biene war schneller.
Aber Suko schlug zu.
Mit der flachen Hand erwischte er das Tier, tötete es, und es blieb auf der Stirn kleben, in die es den magischen Keim gelegt hatte.
Mein Gesicht war starr, als ich das Kreuz hervorholte und die Kette über meinen Kopf streifte.
Es gab nur diese eine Möglichkeit, Linda Whiteside zu erlösen. Ich selbst schämte mich dafür, in meinem Innern kochte es, und Sukos Stimme vernahm ich wie aus weiter Ferne.
»Soll ich es tun, John?«
Ich schüttelte den Kopf.
Wenig später war alles vorbei. Als ich mich abwandte, fing Suko die tote Linda Whiteside auf.
Sie war das letzte Opfer in der Kette grausamer Ereignisse geworden.
Zuerst ihr kleiner Sohn, danach ihr Mann, jetzt sie.
So grausam kann das Schicksal sein…
***
Einen Abend später.
Ich hatte den Fall zwar nicht vergessen, aber um den Rest kümmerten sich die Spezialisten.
Gegen 20 Uhr stand ich vor der Tür einer gewissen Glenda Perkins.
Ich hatte ihr nichts davon gesagt, und ihre Augen wurden groß, als sie mein lächelndes Gesicht hinter dem Blumenstrauß auftauchen sah.
»Du?« fragte sie.
»Ja, ich. Hast du vergessen, was du mir versprochen hast?«
»Nein, nein, komm rein!«
Eine halbe Stunde später, nachdem wir Kaffee getrunken hatten, verschwand Glenda lächelnd im Schlafzimmer. Ich lehnte mich im Sessel zurück.
Lange brauchte ich nicht zu warten.
Glenda kam zurück. Ich riß meine Augen auf. Sie trug tatsächlich einen Minirock. Knallrot und mit feinen
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