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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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durch die Brusttasche jagen, in der er seine vorzüglichen Zigarren bei sich trägt. - Was ich mit dir machen würde, weiß ich noch nicht. Das hängt von meiner Stimmung und deiner -Nähe ab.«
    Sie war totenblaß geworden, suchte vergeblich nach Worten und lag ihm dann plötzlich schluchzend im Arm. »Oh, Bunny, Bunny, sprich nicht so - sieh nicht so aus. Ich will tun, was du willst. Ich schwör' dir, daß nichts vorgefallen ist! Ich ging nur aus Übermut hin .« Er berührte ihr Haar.
    »Du bedeutest sehr viel für mich, Dora«, sagte er sanft. »Ich habe dich nicht gut beeinflußt - habe selbst die meisten guten alten Grundsätze über Bord geworfen, nach denen andere Leute sich richten. Aber eines gibt es, woran ich mich felsenfest klammere - ehrliches Spiel unter Dieben.«

11
    Dick Shannon klopfte heftig gegen die Glasscheibe seiner Taxe, schob das Fenster auf und beugte sich vor.
    »Kehren Sie um und fahren Sie an der anderen Seite entlang. Ich will mit jener Dame sprechen«, sagte er.
    Im nächsten Augenblick stand er Audrey gegenüber und zog den Hut. »Fräulein Bedford! Das nenn' ich eine Überraschung!«
    Und das war es in mehr als einer Hinsicht. Jede Spur von Armut war verschwunden. Das junge Mädchen war tadellos angezogen und sah so bildhübsch aus, daß alle Leute sich nach ihr umdrehten.
    »Ich habe Sie wie eine Stecknadel gesucht. Ich kam drei Minuten zu spät, als Sie Holloway verließen, und bildete mir unbegreiflicherweise ein, Sie würden sich bei der Polizei melden müssen.«
    »Nein, das blieb mir erspart. - Ich sah Sie ein paarmal in Holloway, wenn Sie da zu tun hatten.«
    Sie wußte nicht, daß er nur um ihretwillen hingekommen war und daß sie es ihm verdankte, daß man sie aus der Waschküche in die Bibliothek versetzt hatte.
    »Ich werde jetzt wie ein Onkel mit Ihnen sprechen«, begann er, während sie zusammen auf den Hannover Square einbogen. »Ganz offen und ehrlich!«
    »Oh, in bezug auf Polizisten habe ich jetzt Erfahrung!« lachte sie. »Die sind hinterlistig, und unter dem Deckmantel christlicher Nächstenliebe -« Plötzlich sah sie, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg, und rief aus: »Oh, ich wollte nicht anzüglich sein! Verzeihen Sie mir, und seien Sie bitte ganz offen! Ich werde wahrheitsgetreu antworten - aber von Dora und dem unseligen Halsband dürfen Sie nicht sprechen.«
    »Dora Elton ist doch Ihre Schwester?«
    »Eigentlich nicht - wenn ich es auch annahm. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun. Ein Mädchen mit meiner Vergangenheit ist kein Umgang für Dora. So, und nun genug von Dora!«
    »Was machen Sie denn jetzt?« fragte er unverblümt.
    »Ich schreibe Briefe für einen sehr garstig aussehenden alten Herrn und werde ungebührlich gut dafür bezahlt«, erwiderte sie in befangenem Ton.
    »Wir wollen in den Park fahren und ganz offen miteinander plaudern«, sagte Dick und sah sich nach einer Taxe um. Dicht hinter ihm kroch eine heran, und das Gesicht des Chauffeurs kam ihm merkwürdig bekannt vor. »Herrgott! Ich hatte Sie vergessen«, rief er aus.
    »Aber ich Sie nicht!« versetzte der Mann grimmig. »Wo soll es hingehen?«
    In dem menschenleeren Park fanden sie zwei abseitsstehende bequeme Stühle.
    »Erst möchte ich Näheres über den garstig aussehenden alten Herrn hören«, begann Dick, und sie berichtete über ihre Erfahrungen mit Herrn Malpas.
    »Sie werden es gewiß verächtlich von mir finden, das Geld überhaupt angenommen zu haben. Aber wenn man sehr hungrig ist und sehr friert, hat man keine Zeit, über moralische Grundsätze nachzudenken. Als ich mich aber gemütlich im Palace-Hotel eingerichtet hatte, fing ich an, Bedenken zu hegen und wollte gerade in ablehnendem Sinne an Herrn Malpas schreiben, als er mir etwa zehn bis zwölf flüchtig mit Bleistift gekritzelte Briefe schickte und mich ersuchte, sie abzuschreiben und wieder an ihn zurückzuschicken.«
    »Was für Briefe waren es?« fragte Dick lebhaft.
    »Meistens Ablehnungen von allerlei Einladungen. Er machte zur Bedingung, daß ich sie auf dem Briefpapier des Hotels und nicht mit der Maschine schreiben müßte.«
    »Die Sache gefällt mir nicht«, murmelte Dick.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Ich weiß mancherlei von ihm. Wieviel Gehalt beziehen Sie?«
    »Darüber haben wir nicht gesprochen. Er gab mir eine runde Summe und ersuchte mich, nach acht Tagen wiederzukommen, und seitdem habe ich alle Tage abgeschrieben, was mir mit der Morgenpost zuging. Heute waren die Briefe länger. Es war ein

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