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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ich sprach von dem Mann, der auf Ihrer Fährte ist.«
    »Auf meiner Fährte?«
    »Ja. Wußten Sie das nicht? Du lieber Himmel, ich dachte, Sie wüßten alles.«

23
    Slick wohnte in einem altmodischen Haus in Bloomsbury. Er hatte dort das erste Stockwerk gemietet und nahm an der veralteten Einrichtung keinen Anstoß. Im Gegenteil, die ewig gurgelnde Zisterne unter seinem Schlafstubenfenster hatte etwas Beruhigendes und bedeutete für ihn eine bequeme Stufe, um über die Hofmauer zu gelangen. Auf diese Weise konnte er die Nebenstraße leichter erreichen, als wenn er die Treppe hinab und durch die Haustür gegangen wäre. Was für ein Geschäft er eigentlich betrieb, wußte niemand im Haus. Nachts war er meistens aus und verschlief den größten Teil des Tages hinter verschlossenen Türen. Wenn jemand ihn besuchte, klingelte der Gast nicht, sondern pfiff leise auf der Straße, worauf Slick selbst herunterkam und öffnete. Abends ging er aus, und zwar immer im Frack. Dann besuchte er eine Bar, einen eleganten Club oder einen nicht allzu soliden Nachtclub und hinterließ keine Spur. Nacht für Nacht hatten erfahrene ›Schatten‹ von Scotland Yard ihn verfolgt und stets an derselben Stelle aus den Augen verloren, nämlich an der Ecke von Piccadilly Circus und Shaftesbury Avenue - der hellsten Stelle in ganz London.
    Am selben Abend, an dem Audrey zum Stelldichein mit Malpas gefahren war, saß Slick Smith in einem Nachtclub und hörte sich die Bemühungen des Tanzorchesters an, als ein kleiner Mann sich ihm näherte und mit zaghafter Miene einen Stuhl heranzog.
    »Slick«, murmelte er, nachdem er sich ein Glas Bier bestellt hatte, »im ›Astoria‹ ist eine Dame mit riesig viel Ware abgestiegen -«
    »Sie heißt Levellier und trägt das Zeug alles auf dem Leib, so daß jeder Mensch in London es kennt«, fiel Slick ihm ins Wort »Interessiert mich nicht.«
    »Aber im ›Imperial‹ wohnt ein steinreicher Mann, der heute ein Diamantendiadem -«
    »Ja, für seine Frau, für 1200 Pfund. Er heißt Mollins, trägt einen Revolver und hat eine Bulldogge, die auf dem Fußende seines Bettes schläft.«
    Der Zuträger seufzte. »Das ist fast alles, was ich weiß. Aber in den nächsten Tage kommt ein Kerl aus Südafrika mit einem ganzen Vermögen -«
    »Erzähle mir alles, was du über den Kunden weißt!« sagte Slick in verändertem Ton, indem er seine Hand auf den Tisch legte und sie scheinbar zufällig zu dem Mann hinbewegte. Dieser nahm das, was darunter lag.
    Bald darauf ging Slick fort, und überall, wo er hinging, wiederholte sich das gleiche Spiel. Als er schließlich verschwand, hatte er nicht viel erfahren.
    Um zwei Uhr nachts schlich eine dunkle Gestalt in die Gasse hinter dem Portman Square hinein, und eine halbe Stunde später wurde Dick Shannon durch das Klingeln des Telefons aus dem Schlaf geweckt.
    »Hier Steel, Captain. Ich spreche von Nummer 551 aus. Bitte kommen Sie doch her! Hier ereignen sich die sonderbarsten Dinge.«
    Eine Viertelstunde später stieg Dick vor Nr. 551 aus dem Auto und wurde in der offenen Haustür von Steel und einem anderen Beamten erwartet. »Was ist denn geschehen?« fragte er, als sie in der Halle standen und die Haustür zugeschlossen war.
    Steel sprach ganz leise. »Es fing um Mitternacht an -klang, als ob jemand die Treppe hinaufginge. Wir saßen in Malpas' Zimmer und kamen heraus, aber es war niemand da. Beide können wir uns doch nicht geirrt haben.«
    »Sie hörten es auch?« fragte Dick den hünenhaften Schutzmann.
    »Ja, Sir.«
    Er fuhr herum und stierte die Treppe hinauf. Dick hörte es auch und konnte sich im ersten Augenblick nicht ganz eines leisen Fröstelns enthalten. Es war ein Geräusch wie von Pantoffeln und Steinstufen. Gleich darauf ertönte unterdrücktes Gelächter.
    Shannon schlich auf die Treppe zu. Oben auf dem Flur brannte ein halbverdecktes Licht, und während er hinsah, glitt der Schatten eines ungeheuerlichen Kopfes über die Wand hin. Im Nu stand Dick oben. Nichts zu sehen!
    »Sonderbar!« murmelte Dick. »Das würde Tante Gertrud bange machen.«
    Steel fing die Worte ›Tante Gertrud‹ auf. Das war das verabredete Stichwort. Draußen vor dem Haus stand ein Polizist, der sofort gelaufen kam, als er eine Taschenlampe aufblitzen sah.
    »Rufen Sie den Oberkommissar an: Der Chef braucht die bereitgestellte Abteilungsreserve. Sagen Sie: ›Stichwort -Tante Gertrud‹!«
    Als Steel zurückkehrte, fand er Shannon oben in Malpas' Zimmer, dessen Samtdraperien bis auf

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