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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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doch geirrt hatte?
    Da sah sie einen Brief am Boden liegen, bei dessen Anblick ihr der Atem verging. Er war von Malpas.
    Sie riß ihn mit zitternden Fingern auf. Es war ein unordentliches Gekritzel:
Lacy und sein Untergebener sind tot. Sie werden denselben Weg gehen, wenn Sie mich verraten. Erwarten Sie mich heute abend um neun am Eingang von St. Dunstan, Outer Circle. Wenn Sie es Shannon verraten, wird es ihm und Ihnen schlecht bekommen.
    Sie überflog die Zeilen noch einmal, und ihre Hand zitterte. St. Dunstan, das Heim für blinde Soldaten, lag weit draußen in einer einsamen Gegend. Sollte sie Dick zu Rate ziehen? Ihr erster Gedanke galt ihrer Angst - der nächste seiner Sicherheit. Nein, sie durfte diesen Brief nicht unbeachtet lassen, und Dick durfte sie nicht ins Vertrauen ziehen, denn er suchte nach Malpas, und es konnte sein, daß sie ihn in den Tod führen würde!
    Den ganzen Tag über schlug sie sich mit dem Problem herum, und dabei hatte sie beständig ein dunkles, quälendes Gefühl, als ob sie bewacht oder doch beobachtet würde. Wer war nur dieser rätselhafte Mann - dieser graue Schatten, der ungesehen kam und ging?
    Sie hoffte immer noch, daß Dick nachmittags oder gegen Abend erscheinen würde, aber der Captain war viel zu beschäftigt. So zog sie sich denn nach dem Essen auf ihr Zimmer zurück, um einen Plan zu entwerfen.
    Erstens wollte sie all ihr Geld im Safe des Hotels zurücklassen, und zweitens wollte sie sich einen recht kräftig aussehenden Chauffeur aussuchen und sich keinen Schritt von dem Wagen entfernen. Dieser Plan kam ihr sehr verständig und befriedigend vor. Sie hätte gern einen Revolver mitgenommen - aber woher sollte sie den nehmen? Und möglicherweise würde sie sich nur selbst damit verwunden.
    Sie mußte lange warten; endlich kam ein Taxi mit einem riesenhaften Chauffeur, den sie eifrig heranwinkte.
    »Ich habe eine Verabredung mit einem Mann am Outer Circle«, sagte sie hastig. »Ich - ich möchte nicht mit ihm allein sein - verstehen Sie?«
    Er verstand durchaus nicht. Sonst pflegten solche junge Damen ganz entgegengesetzte Wünsche zu hegen.
    Es schneite und stürmte, und die Straßen wurden immer leerer und dunkler. Unendlich lange setzte das Auto seinen Weg fort, bis es schließlich am Bordstein hielt.
    »Das ist St. Dunstan, Fräulein«, sagte der Chauffeur und blieb neben der Tür stehen. »Es ist aber niemand hier.«
    Doch schon glitt ein langes Auto heran und machte dicht hinter ihnen halt. Sie sah eine gebeugte Gestalt mühsam aussteigen und wartete schwer atmend.
    »Audrey!«
    Die Stimme war unverkennbar. Sie trat zwei Schritte vor.
    »Bitte kommen Sie hierher«, sagte sie.
    Er kam langsam auf sie zu - sie erkannte das lange Kinn über dem weißen Schal und die große Nase.
    »Kommen Sie her, und schicken Sie Ihr Taxi fort!« rief er ungeduldig.
    »Der Chauffeur bleibt hier«, sagte sie. »Ich habe nicht viel Zeit. Wissen Sie, daß die Polizei nach Ihnen sucht?«
    »Schicken Sie das Auto weg!« wiederholte er heftig. »Sie haben jemand drin - hol' Sie der Teufel! Ich schrieb Ihnen doch -«
    Sie sah das Glitzern in seiner Hand und wich zurück.
    »Ich schwöre Ihnen, daß niemand anders als der Chauffeur bei mir ist.«
    »Kommen Sie her!« befahl er. »Steigen Sie in mein Auto.«
    Sie wollte umkehren, glitt aber in dem nassen Schnee aus, und schon hatte er ihre beiden Arme gepackt und stand hinter ihr.
    »Nanu - was soll das?« brüllte der Chauffeur und näherte sich bedrohlich.
    »Halt!« Eine Revolvermündung brachte ihn zum Stehen.
    »Fahren Sie weiter! Da!«
    Eine Handvoll Geld flog ihm vor die Füße, und als er sich bückte, um es aufzuheben, sauste der Revolverkolben auf seinen Hinterkopf nieder, und er fiel um.
    Das geschah, bevor sich Audrey ihrer großen Gefahr bewußt wurde, und jetzt fühlte sie, daß der Mann sie aufhob.
    »Wenn Sie schreien, schneide ich Ihnen den Hals durch!« zischte er ihr ins Ohr. »Sie werden denselben Weg gehen wie Marshalt und Tonger - den Weg, den auch Shannon gehen wird, wenn Sie nicht tun, was ich will!«
    Er preßte eine Hand auf ihren Mund und zerrte sie auf sein Auto zu. Plötzlich ließ er sie los, so daß sie halb ohnmächtig zu Boden stürzte. Bevor sie recht wußte, was geschah, schossen die Scheinwerfer von Malpas' Auto an ihr vorbei. Sie sah drei Männer laufen, hörte Schüsse knallen -und wurde auf die Füße gestellt. Der Arm, der sie umfaßt hielt, hatte etwas Beruhigendes, und sie blickte in Dick Shannons

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