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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die Fenster- und Alkovenvorhänge entfernt worden waren.
    »Hier ist jemand gewesen«, sagte Steel. »Ich spielte mit dem Wachtmeister Karten und wollte gerade geben, als wir Schritte hörten. Ich legte die Karten auf den Tisch, und jetzt liegen sie am Boden - Er unterbrach sich, denn wieder ertönten die leise raschelnden Schritte, und diesmal wurden sie lauter, bis sie draußen auf dem Vorplatz haltmachten. Die angelehnte Tür begann sich ganz langsam zu öffnen, und schon griff Shannon in die Tasche und richtete den Revolver auf die Türritze. Aber weiter erfolgte nichts, und als er leise durchs Zimmer huschte und auf den Vorplatz hinausstürzte, war nichts zu sehen.
    Der Schutzmann nahm den Helm ab und wischte sich die Stirn.
    »Das macht einen rein verdreht!« bemerkte er heiser.
    »Nehmen Sie diese Lampe und durchsuchen Sie die Zimmer da oben!« befahl Dick. »Und scheuen Sie sich nicht, Ihren Knüppel anzuwenden.«
    Er hörte den Mann langsam und schwerfällig die Treppe hinaufsteigen, und als die Schritte plötzlich aufhörten, rief er laut: »Alles in Ordnung?«
    Statt aller Antwort erfolgte oben ein sonderbares dumpfes Geräusch, und im nächsten Augenblick kam der Helm des Wachtmeisters die Stufen herabgerollt und flog Shannon vor die Füße. Gefolgt von Steel, rannte er nach oben und sah den Schutzmann mit einer Schlinge um den Hals an der Decke baumeln und mit Armen und Beinen strampeln. Er war bereits fast erstickt, als Steel den Strick durchschnitt und ihn mit Dicks Hilfe nach unten trug, wo sie ihn in Malpas' Zimmer auf den Teppich legten.
    »Da kommt der Inspektor!« rief Dick. »Schalten Sie die Türsperre ab, und lassen Sie ihn ein, Steel!«
    Steel griff nach dem Hebel - und zog die Hand mit einem Schrei zurück. Der elektrische Schlag war ihm durch und durch gegangen.
    Unten wurde heftig an die Tür geklopft, und jetzt erlosch plötzlich das Licht.
    »Stellen Sie sich an die Wand, und hüten Sie sich, Ihre Lampe zu gebrauchen«, sagte Shannon leise. Aber Steel hatte sie schon angeknipst, und sofort blitzte es neben ihm auf. Eine Kugel pfiff an seinem Kopf vorüber.
    Dick warf sich zu Boden, wobei er seinen Untergebenen mit sich niederriß. Das donnernde Gehämmer gegen die Haustür dröhnte durchs ganze Haus. Shannon schob sich vorwärts, indem er in einer Hand seine Lampe und in der andern den Revolver hielt, und Steel folgte seinem Beispiel. Die Dunkelheit im Zimmer war undurchdringlich. Shannon hielt inne, um zu lauschen.
    »Er ist in der Ecke neben dem Fenster«, flüsterte er.
    »Ich glaube, er steht drüben an der Wand«, erwiderte Steel ebenso leise. »Großer Gott!«
    Ein unheimlicher grüner Lichtkegel war in der getäfelten Wand neben einem Büfett aufgeblitzt, und in diesem Schein sahen sie eine Gestalt liegen. Das Licht wurde immer greller, so daß jede schauerliche Einzelheit sichtbar wurde.
    Es war ein Mann im Frack mit einer pulvergeschwärzten Hemdbrust. Das Gesicht war bleich und wächsern, beide Hände waren auf der Brust gekreuzt. Regungslos, grauenerregend . Eine Sekunde lang empfand Shannon so etwas wie Furcht.
    »Es ist ein Toter!« ächzte Steel. »Großer Gott! Es ist Marshalt! Shannon - sehen Sie doch, Shannon -, es ist Marshalts Leiche!«
    Die Gestalt lag starr und steif da. Das grüne Licht wurde trüb und erlosch, während ein hohles, rollendes Geräusch ertönte.
    Shannon sprang auf und tastete an dem Täfelwerk der Wand herum. Als im selben Augenblick unten in der Halle hastige Rufe und Schritte laut wurden, schrie er: »Hier herauf! Gebraucht eure Lampen. Das Licht ist aus!« Und im selben Augenblick, wie auf Kommando, flammten die Lichter wieder auf.
    »Wer hat die Tür geöffnet?« fragte Shannon.
    »Wir wissen es nicht, Sir. Sie ging mit einem Male auf.«
    Shannon ließ sich eine Axt bringen und unternahm einen Angriff auf die Wandtäfelung. In wenigen Minuten hatte er sie dort geöffnet, wo er Marshalts Leiche hatte liegen sehen.
    »Ein Speiseaufzug«, sagte er aufatmend. »Das erklärt alles.«
    Aber von der Leiche war nichts zu sehen. Shannon ging durch den Keller und durch die offenstehende Tür nach dem ebenfalls offenen Hoftor. »Wo ist Ihre Postenkette, Inspektor?« fragte er scharf, indem er in die stille Hintergasse hinausblickte.
    Die zweite Hälfte der Absperrungsmannschaften schien sich verspätet zu haben, denn sie erschien erst, als Shannon schon wieder oben in Malpas' Zimmer war. Er war der festen Überzeugung, daß es dort eine Treppe geben müsse,

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