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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Gesicht empor.
    »Sie unartiges Kind!« sagte er in strengem Ton.
    »Haben Sie - haben Sie ihn gesehen?«
    »Malpas? Nein, nur seine Scheinwerfer. Mein Mann hatte sie aus den Augen verloren, und es war reiner Dusel, daß er Sie durch Clarence Gate fahren sah. Er rief mich glücklicherweise in Marylebone an, sonst ...« Er schauderte. »Hat der Kerl irgend etwas von Belang gesagt?«
    »Nein, er stieß nur eine Menge ungemütlicher Drohungen aus, die hoffentlich nicht in Erfüllung gehen werden. Dick, ich kehre zu meinen Hühnern zurück.«
    Shannon lachte leise. »Selbst das grimmigste von Ihren Hühnern würde nicht imstande sein, Sie jetzt zu schützen, meine Liebe«, sagte er. »Malpas hält es aus irgendeinem Grund für notwendig, Sie zu beseitigen. Übrigens habe ich Sie Tag und Nacht bewachen lassen. Haben Sie das nicht bemerkt?«
    Nachdem er sie ins Hotel zurückgebracht hatte, begab Dick sich nach Hause und stieß vor seiner Tür auf Herrn Brown.
    »Warten Sie hier auf mich?« fragte Dick.
    »Ja, seit einigen Minuten. Haben Sie ihn gefaßt?«
    »Wen?«
    »Nun, Malpas natürlich. Sie bedenken nicht, daß Ihre Kanonade die friedlichen Bewohner von Regent Park in fürchterliche Angst versetzt und lebhafte Reklame für Ihren Kampf mit dem Teufelskerl gemacht hat.«
    »Teufelskerl? Kennen Sie Malpas?«
    »Sehr genau - und Lacy Marshalt auch. Noch besser als den verstorbenen Laker.«
    »Kommen Sie mit mir hinauf«, sagte Dick, und der andere folgte ihm so lautlos, daß er sich umdrehte, um zu sehen, ob er auch hinter ihm wäre.
    »Sie sprachen eben von Laker. Wer ist das?«
    »Ein Dieb und Trinker. Obwohl er Malpas kannte, war er unvorsichtig genug, ihn in betrunkenem Zustand zu besuchen - und infolgedessen wurde seine Leiche kürzlich aus der Themse herausgefischt.«
    »Wie? Sie meinen den Mann, der am Embankment ins Wasser geworfen wurde?«
    »Ja, das war der trunksüchtige Laker. Wundert es Sie, daß es sogenannte ›Teufel in Menschengestalt‹ gibt, die sich durch Mord Auswege aus ihren Verlegenheiten bahnen? Warum nicht? Begeht man einen Mord, ohne Ursache zum Bereuen zu bekommen, so sind alle weiteren nur eine natürliche Folge davon. Ich habe viele Mörder gekannt -«
    »Gekannt!« wiederholte Dick bestürzt.
    »Ja, ich habe lange Sträflingsjahre hinter mir. Mein Name ist Torrington, und ich war lebenslänglich verurteilt, wurde aber begnadigt, als ich zwei Kindern das Leben rettete - Kindern des höchsten Verwaltungsbeamten von Kapstadt. Aus diesem Grund hat man mir die Führung eines Passes unter falschem Namen gestattet. Ich gehöre« -er lächelte flüchtig - »sozusagen den privilegierten Klassen an. Und ich interessiere mich für Malpas - noch mehr freilich für den verstorbenen Marshalt, aber darüber brauche ich wohl keine weiteren Worte zu verlieren. Verbrecher interessieren mich ebenso, wie ein entgleister Eisenbahnzug einen interessiert. Malpas ist gefährlich, Captain Shannon. Auf einen Mord mehr oder weniger kommt es ihm nicht an. An Ihrer Stelle würde ich ihn in Ruhe lassen.«
    »Ein hübscher Rat für einen Polizeibeamten!«
    »Aber ein guter Rat«, entgegnete Brown und fragte dann: »Wo sie Marshalts Leiche wohl hingebracht haben?«
    Dick zuckte die Achseln. »Sie muß irgendwo im Haus versteckt sein«, sagte er ausweichend.
    »Das glaube ich nicht. Ich habe eine Idee - aber ich habe schon zuviel gesagt. Und nun kommen Sie mit und trinken bei mir im Hotel einen Nachttrunk, Captain Shannon!«
    Dick lehnte lächelnd ab.
    »Aber Sie werden mich doch wenigstens nach Hause bringen?« sagte der andere und lächelte auf seine merkwürdige Weise. »Ich bin ein schwacher, alter Mann und bedarf der polizeilichen Obhut.«
    Dazu war Dick bereit, und er bemerkte unterwegs, daß Herr Torrington zur Zeit weniger hinkte als sonst. Es war, als ob er manchmal vergäße, den Fuß nachzuschleppen. Als Dick eine Bemerkung darüber machte, sagte Torrington ganz unbefangen: »Ich glaube, es beruht sehr auf Gewohnheit. Ich habe mir das Nachschleppen des Fußes so angewöhnt, daß es mir zur zweiten Natur geworden ist.« Dabei spähte er so scharf um sich, daß Dick fragte: »Erwarten Sie, jemanden zu sehen?«.
    »Ja, ich sehe mich nach dem Schatten um. Er hat sich heute noch gar nicht blicken lassen.«
    Shannon lächelte. »Sie mögen wohl nicht beobachtet werden? Alle Achtung, daß Sie's bemerkt haben!«
    Torrington machte große Augen. »Sie meinen den Polizisten, der mir folgt? Da steht er an der Ecke. Nein,

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