Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
einer Glasveranda. Links vor dem Haus befand sich ein Schwimmbecken. Es war alles so, wie es ihm Coco geschildert hatte.
    Sein Anzug war mit Schnee bedeckt, doch er achtete nicht darauf; er spürte auch nicht die beißende Kälte.
    Schließlich gab er sich einen Ruck und setzte sich langsam in Bewegung. Links und rechts des Weges standen Bäume und Sträucher. Es war einfach, das Haus zu erreichen, fast zu einfach.
    Er preßte sich gegen die Hausmauer und blieb stehen. Es war still. Das Rauschen der Bäume und das Sausen des Windes wurde von keinem ungewöhnlichen Geräusch untermalt.
    Zögernd glitt er auf die Verandatür zu. Der Wind heulte stärker. Die Verandatür war nicht richtig geschlossen worden. Der Wind drückte sie immer wieder auf und zu, und dabei entstand ein merkwürdig hohl klingender Laut.
    Dorian stand nun neben der Tür und sah durch die Glasscheiben ins Innere, konnte aber nicht viel erkennen; es war zu dunkel. Sein Körper war mit einer Stahlfeder zu vergleichen.
    Er hatte alle Muskeln angespannt, und seine Nerven waren am Zerspringen.
    Entschlossen griff er nach der Türklinke, öffnete die Tür rasch, huschte hinein und blieb stehen. Nirgends brannte Licht. Sein Fuß stieß gegen einen Hocker. Das Geräusch kam Dorian überlaut vor. In seine rechte Hand nahm er die Pistole, die linke umklammerte das geweihte Holzkreuz.
    Er stieg vier Steinstufen hinauf, dann blieb er wieder stehen. Sein Herz tickte wie ein Wecker.
    Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit. Schemenhaft konnte er den Tisch und die Stühle erkennen. Er ging am Tisch vorbei, wich einer leeren Bodenvase aus und erreichte eine Tür, die nicht abgesperrt war.
    Dorian umklammerte das Kreuz fester und konzentrierte sich. Hier lauerte die erste Falle, wenn er den Worten Cocos trauen durfte.
    Er öffnete die Tür und drückte sie auf. Geräuschlos schwang sie zurück. Ein völlig dunkler Raum lag vor ihm. Die Schwärze war nur mit der undurchdringlichen Finsternis des Sarges zu vergleichen, in dem er sich noch vor wenigen Stunden befunden hatte.
    Dorian sprang über die Türschwelle und landete im luftleeren Raum. Seine Füße fanden keinen Halt. Doch darauf war er gefaßt. Er bekreuzigte sich rasch und drückte das Holzkreuz gegen die Lippen. Ein leises Grollen war zu hören, und der Boden unter seinen Füßen wurde fest.
    Ohne zu zögern, ging er drei Schritte weiter. Dann steckte er das Holzkreuz in die linke Rocktasche, holte seine Taschenlampe hervor und knipste sie an.
    Der Lichtstrahl fiel auf eine leblose Gestalt, die neben einer Tür stand. Dorian biß die Lippen zusammen. Es würde nicht einfach sein, an der Gestalt vorbeizukommen.
    Der Lichtstrahl wanderte weiter. Dorian war von Coco auf den Effekt vorbereitet worden, trotzdem konnte er ein Schaudern nicht unterdrücken. Der Schein der Taschenlampe zeigte nichts. Es war, als würde er auf einer Wiese stehen und eine Taschenlampe gegen den dunklen Nachthimmel richten.
    Er konnte den Strahl sehen, der sich in der Dunkelheit verlor. Das einzige, was zu sehen war, war die weiße Glastür und die Statue. Die Ruhe war unnatürlich. Nicht ein einziges Geräusch war zu hören.
    Der Lichtschein tanzte über die Figur. Sie war nicht größer als ein Meter. Der Körper war schwarz und nackt und hatte keine Geschlechtsteile. Dorian konnte nicht feststellen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Das Gesicht war hinter einer buntbemalten Holzmaske verborgen.
    Dorian steckte die Taschenlampe zwischen die Lippen und holte den Knochen hervor, den ihm Helnwein gegeben hatte. Die Pistole nahm er in die linke Hand, den Knochen in die rechte. Dann duckte er sich wie ein Hundertmeterläufer am Start und zählte lautlos bis zehn. Seine Muskeln spannten sich. Als er die Zehn gedacht hatte, schnellte er sich ab – genau auf die Figur zu, die sich zu regen begann.
    Hinter der Holzmaske flammte ein Licht auf, und aus den Augenschlitzen sprühte Feuer. Dorian ließ sich davon nicht beeinflussen. Er erreichte die Figur, legte seinen rechten Arm um ihre Hüften, hob sie hoch, riß mit einem Ruck die Maske herunter und stieß den Knochen in das abstoßend häßliche Gesicht. Der Schein der Taschenlampe, die er zwischen den Lippen hielt, fiel genau auf die Fratze.
    In seinem ganzen Leben hatte Dorian noch nie etwas Abstoßenderes gesehen. Das Gesicht war eine blutige Masse, in der sich daumendicke Würmer wie Blutegel festgesaugt hatten. Es war kein richtiges Gesicht, eher eine runde Scheibe, die

Weitere Kostenlose Bücher