027 - Gefangener des Unsichtbaren
Gestalt am Boden. »Es wird einige
Stunden dauern, bis er wieder zu sich kommt…«
»Wie wollen Sie den Körper
unauffällig aus dem Hause schaffen? Ich komme in Teufels Küche, wenn man etwas
bemerkt…«
»Richtig, allerdings anders, als
du dir das in diesen Minuten vorstellst, White. Ich werde mich um alles
kümmern, was notwendig ist. Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen.
Halte dich an unsere Abmachung, das ist das einzige, was du dir merken mußt.
Löst du dich davon, wird dein Leben zu einem einzigen Alptraum, John White…«
Er wollte noch etwas sagen, brach
aber abrupt ab.
»Geh hinunter in deinen Laden,
schnell… es kommt jemand .«
John White fuhr zusammen. Sein
unheimlicher Besucher stand mit dem Rücken zum Fenster, konnte unmöglich auf
die Straße hinuntersehen und wahrnehmen, daß sich jemand dem Geschäft näherte.
Und doch war es so!
Die Worte waren noch nicht
verklungen, da bimmelten im Laden die Bronzeglöckchen.
White eilte über die Treppe nach
unten.
Er war verwirrt und wußte nicht
mehr, was er denken und glauben sollte. Er verfluchte den Augenblick, in dem er
sich entschlossen hatte, das Bild mit dem Motiv der Dämonensonne anzukaufen. Er
hatte von Anfang an kein gutes Gefühl, aber da zu diesem Zeitpunkt dieser
Deutsche ihm die Tür einrannte, um etwas aus dem Nachlaß der Crowdens zu
ergattern, hatte er sich doch dazu entschlossen.
Er hatte alles anfangs für einen
Zufall gehalten.
Ein Interessent tauchte auf, und
wollte etwas kaufen, was er nicht besaß, aber glaubte beschaffen zu können. Ein
alter Zigeuner, der ihm oft die unmöglichsten Sachen herbeischaffte, besorgte
ihm auch das Gemälde. Woher sein Lieferant es wiederum bezogen hatte, wußte er
nicht. Der hüllte sich in Schweigen.
Das Ganze kam ihm plötzlich vor
wie ein abgekartetes Spiel. Ursache und Wirkung waren vertauscht. Dieser
Deutsche sollte in eine Falle gelockt werden, die nun auch tatsächlich hinter
ihm zugeschnappt war.
Und er, John White, hatte bei
diesem bösen Spiel mitgewirkt. Er hatte es nach der Demonstration der tödlichen
Macht seines unheimlichen Besuchers nicht mehr fertiggebracht, sich dagegen zu
stellen. Was die Furcht aus einem Menschen machen konnte…
Als er durch die Hintertür trat,
stand ein junges Mädchen im Laden.
»Guten Tag! Sie wünschen ?« fragte er höflich und musterte die hübsche Besucherin.
»Ich möchte nichts kaufen,
entschuldigen Sie bitte…«
»Aber da gibt es nichts zu
entschuldigen, Miß… Sehen Sie sich in aller Ruhe um. Man kann sich auch an gewissen
Dingen erfreuen, ohne sie besitzen zu wollen…«
»Ich suche jemand. Einen jungen
Mann. Wir wollten uns hier in Ihrem Laden treffen. Nun weiß ich nicht, ob er
schon da war .«
»Wie sah er denn aus, Ihr junger
Mann ?« Sioban Coutrey beschrieb ihn sehr genau. John
White wußte sofort, wer gemeint war. Sein Besucher, der Interessent für das
Gemälde der Dämonensonne!
»War er schon hier ?« fragte Sioban abschließend.
»Tut mir leid«, schüttelte John
White sein graues Haupt. »Eine Person mit diesem Aussehen, kenne ich nicht. Sie
war noch nie hier…« Sioban Coutreys Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
»Aber… das kann nicht sein,
Mister! Er hat mir selbst gesagt, daß er schon mehrere Male hier war, daß Sie
sogar verschiedene Sachen für ihn besorgt hätten, mit denen er seine
Einrichtung in seinem Haus vervollständigen wollte…«
»Nein, Miß… Sie täuschen sich
gewiß. Ein solcher Mann war noch nie in meinem Laden…
Ich würde mich bestimmt an jemand
erinnern, für den ich etwas besorgen sollte…«
●
Klaus Thorwalds Hilferuf erreichte
Larry Brent nicht direkt. So einfach funktionierte das sonst gut ausgeklügelte
Kommunikationssystem der PSA mit ihren Agenten und Agentinnen überall in der
Welt.
Auf der anderen Seite des Atlantik , in Amerika, war es noch Nacht, als Klaus Thorwalds
Notruf über die PSA-eigenen Satelliten in der Funkzentrale ankam.
Computer sorgten sofort für eine
Weiterleitung.
Die Büros, zwei Etagen unter dem
weltberühmten Restaurant Tavern on the Green , waren nur mit einem
Notdienst besetzt. Die Computer waren so geschaltet, daß sie wichtige
Nachrichten sofort dem Mann weitergaben, dem die Entscheidung über weitere
Maßnahmen zufiel.
David Gallun alias X-RAY-1.
Ein Notfall konnte eintreten
während der üblichen Bürozeit, aber auch mitten in der Nacht.
Für X-RAY-1 und sein Team gab es
da keinen Unterschied. Die Spezialisten der
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