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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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wussten, dass sie letztlich nichts füreinander würden tun können, dass sie der Gefahr hoffnungslos unterlegen waren. Selbst Teeves Mut und Sorglosigkeit waren verflogen.
    Die vier Vermummten stoppten den Karren neben dem Gefährt des Sammlers. Ohne ein Wort begannen sie die Ladung ins Fahrzeug zu verfrachten und brachten die leeren Fjuul-Behälter heraus.
    Die drei anderen Gestalten verhielten vor dem Sammler, der seinen Hut abgenommen hatte und sich grüßend verneigte; selbst diese Verbeugung brachte ihn zum Keuchen.
    Eine Frauenstimme antwortete ihm aus den Schatten einer Kapuze. »Endlich. Du warst lange fort diesmal.«
    »Es wird schwieriger«, erwiderte der Sammler mit rasselnder Stimme. »Die Menschen werden vorsichtiger. Das Wort reist schneller. Man kennt den Sammler -«
    »Dann musst du dir eben etwas einfallen lassen«, unterbrach ihn die Frau.
    »Oder wir müssen uns nach einem anderen Sammler umsehen. Du weißt, was das bedeutet.« Unter der Kapuze bewegte sich ihr Kopf, und wenn ihr Gesicht auch nicht erkennen war, so war doch klar, dass ihr Blick auf den nackten Mann fiel. »Und du weißt, was das für ihn bedeuten würde…«
    Der Fette hob beschwichtigend die Hände und stieß hastig hervor: »Nein! Ich meine - ich stehe weiterhin zu euren Diensten und beklage mich auch nicht, versteht mich bitte nicht falsch.«
    Die Frau nickte. »Gut. Für dich -«, wieder fiel ihr Blick auf den Nackten, »- und dein Söhnchen.«
    Die Worte trafen Rhian wie ein Guss kalten Wassers. Dieses Ungeheuer war der Sohn des Sammlers? Sie hatten keinerlei Ähnlichkeit miteinander, sah man davon ab, dass sie beide die Grausamkeit mit der Muttermilch eingesogen haben mussten…
    Aber irgendwie knüpfte Rhian in Gedanken die richtige Verbindung: Diese Unheimlichen hier hatten den Sammler aus einem bestimmten Grund in der Hand, und dieser Grund hatte mit seinem Sohn zu tun. Die vier anderen waren mit dem Verladen fertig. Stumm traten sie neben den Karren, auf dem nurmehr die leeren Fjuulbehälter standen.
    Als sei dies ein Zeichen, trat der nackte Riese zu seinem Vater und streckte dem Trio auffordernd den Arm hin. Eine der drei Gestalten, die vom Wuchs her kleinste, wandte den Kopf der größten zu. Die nickte und daraufhin langte der Kleine in die Falten seines Gewands und förderte etwas zutage, das Rhian nicht genau erkennen konnte - eine Nadel…?
    Ja, ein einsamer Strahl der Morgensonne fing sich darauf und ließ das Metall kurz aufblitzen.
    Der Vermummte trat vor den Hünen hin und stach ihm die Nadel in den Unterarm. Der Nackte stöhnte wohlig auf. Dann gesellte sich die kleine Gestalt wieder zu seinen beiden Begleitern.
    Der Fette schnaufte vernehmlich. »Was denn? Das war alles? Aber -«
    Wieder unterbrach ihn die Frau. »Wir haben die Dosis reduziert. Das heißt, ihr müsst in Zukunft eher wiederkommen und liefern. Wenn nicht -« Den Rest ließ sie unausgesprochen, aber der Sammler wusste ganz offensichtlich, was sie meinte. Selbst im trüben Licht des neuen Tages war zu sehen, wie sein teigiges Gesicht noch fahler wurde.
    »Draggs«, raunte Teeve neben Rhian. »Sie geben dem Großen Draggs als Teil der Bezahlung.«
    »Draggs?«, fragte sie ebenso leise zurück. »Was sind Draggs?«
    »Draggs können alles Mögliche sein. Aber sie machen dich süchtig. Du brauchst sie immer wieder, sonst krepierst du.«
    Rhian verstand noch immer nicht recht, ließ es aber dabei bewenden.
    Ohne jedes weitere Wort wandte sich der Sammler um und mühte sich zurück in sein Gefährt. Sein Sohn half ihm dabei. Irgendwie schien er agiler als zuvor; gerade in den letzten Tagen hatte Rhian den Eindruck gehabt, als sei dieser Kerl müde geworden. Es mochte mit diesen Draggs zu tun haben, dachte sie - und plötzlich geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte!
    Ein Junge, dessen Namen sie nicht kannten und den der Sammler als letztes Opfer an Bord gebracht hatte, wirbelte mit einem Mal herum - und rannte davon, so schnell seine jungen Beine ihn trugen! Rhian verspürte nicht den Wunsch, seinem Beispiel zu folgen. Ihr war klar, dass eine Flucht hier nirgendwo hinführen konnte. Und den anderen schien es ebenso zu gehen. Fast mitleidig blickten sie dem Flüchtenden nach, unter dessen hastigen Schritten Staub aufwölkte. Aus den Augenwinkeln sah Rhian, wie der Dritte im Bunde der Kuttenträger den Kopf wandte und den Arm hob. Sie sah sich nach ihm um. Der andere blickte hinauf zu einem der Türme, die dort drüben über die Mauer aufragten.

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