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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Weil er sicher war, dass man ihm seine Reaktion ansehen konnte - und dem Hauch von Belustigung in der Miene der Fremden nach zu schließen war sie ihr zumindest nicht entgangen.
    Noch keine zwanzig, schätzte Matt ihr Alter. Ein halbherziger Versuch, sich den Genuss ihrer Attraktivität zu verbieten. Der Versuch schlug denn auch erbärmlich fehl.
    Obwohl sie gerade eiskalt ein Dutzend Nosfera getötet hatte, obwohl er nichts weiter über sie wusste, noch nicht einmal ihren Namen kannte… fand er sie anziehend.
    Fast verspürte er Erleichterung, als Jonpol neben ihn trat und ablenkte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er den Truveer und wandte sich ihm zu.
    Verdammt, es kostete ihn regelrecht Mühe, den Blick von dem Mädchen zu lösen ! Was war nur los mit ihm? Beinahe mochte man glauben, die Kleine sei eine Hexe, die ihn in ihren Bann geschlagen hatte!
    Jonpol nickte. Und verzog vor Schmerz das Gesicht. Ein dunkle Schwellung verunzierte seine Stirn, wo ihn der Stein getroffen hatte. Er musste Kopfschmerzen wie nach einem Vollrausch haben. Seine Verletzungen an Hals und Arm allerdings waren tatsächlich kaum mehr als Kratzer. Sie hatten bereits aufgehört zu bluten. Das Mädchen hatte sich derweil gebückt und etwas vom Boden aufgehoben. Jonpols Flöte, die sie ihm jetzt reichte.
    »Ein Truveer, wie?«, fragte sie.
    Jonpol wollte nicken, verkniff es sich aber gerade noch rechtzeitig, um das Hammerwerk unter seiner Schädeldecke nicht abermals zum Laufen zu bringen.
    Das Mädchen verzog die Lippen zur Andeutung eines Lächelns. »Dann kann ich mir denken, was euch nach Phillia verschlagen - oder gelockt hat.«
    »Was weißt du darüber?«, hakte Jonpol nach.
    »Über die Zusammenkunft der Nosfera?« Sie wiegte den Kopf. »Eine ganze Menge.«
    »So?«, mischte sich Matt ein. »Dann lass mal hören.«
    »Warum große Worte machen?«, fragte sie und sah ihn an. »Ich kann euch zeigen, was diese verdammten Blutsäufer vorhaben.«
    »Zeigen?« Jonpols Neugier war geweckt, aber dazu gehörte nicht viel. »Was denn?«
    »Den Ort, an dem sie ihr Blutfest feiern wollen. Das solltet ihr euch wirklich nicht entgehen lassen! - Kommt mit!«
    Und damit ging, nein stürmte sie auch schon die Gasse hinab. Aber wieder so leichtfüßig, fast schwebend wie zuvor schon. Matt warf Jonpol einen Blick zu.
    »Worauf warten wir?«, fragte der Truveer und folgte dem Mädchen, das die Straße bereits erreicht hatte.
    Matt schloss sich an. Das Mädchen hatte auch seine Neugier geweckt, natürlich; aber in erster Linie folgte er ihr, weil er mehr über sie erfahren wollte. Zumindest ihren Namen…
    Im Gehen nannte er Jonpols und seinen und fragte nach dem ihren.
    »Rhian«, antwortete sie.
    ***
    2509 Rhian erwachte. Und der erste Anblick war Lunaas Gesicht. Wie fast jedes Mal in letzter Zeit, wenn sie aus dem erholsamen Schlaf erwachte, der nicht nur ihre Kräfte, sondern auch ihr Blut regenerierte.
    Lunaa, die Tochter Tyress und Vaitors. Eine Nosfera wie ihre Eltern. Jung, wenig älter als Rhian selbst. Lunaas Gesicht zeigte erst vage Ansätze jener Dörre, die sich schon tief in die Züge der älteren Nosfera gegraben hatte, sah man von Tyress ab. Kharnov hatte diesen Prozess bei ihr aufgehalten. Das wusste Rhian von Lunaa - wie so vieles andere über diesen Ort und was hier geschah sowie über Kharnov und Lunaas Eltern.
    »Ich will, dass du uns verstehst«, hatte Lunaa gesagt, als Rhian sie damals gefragt hatte, warum sie ihr all das erzählte. »Ich will nicht, dass du uns hasst.«
    Aber es war schwer, wenn nicht unmöglich, diesen Hass zu bezähmen, der in Rhian im Laufe der Zeit gewuchert war wie ein Geschwür. Erst war es nur Angst gewesen, Angst und Verzweiflung, aber irgendwann war beides umgeschlagen in Wut, und daraus war Hass geworden. Dieser Hass mochte ihre stete Angst nicht vollends erstickt haben, aber er war stärker. Er war für Rhian eine Art Anker, mit dem sie sich in dieser Welt hielt, an dem sie sich festklammerte, um nicht in den Abgrund aus Wahnsinn zu stürzen, der rings um sie her klaffte.
    Dennoch begrüßte sie Lunaas Nähe, ihre Fürsorge. Und wenn auch nur, weil sie ihr Abwechslung und Zerstreuung bot in den Phasen zwischen den »Besuchen« in Kharnovs höllischem Refugium.
    Lunaa lächelte. Aber es war ein bloßes Bewegen der schmalen Lippen. In ihren Augen - schöne Augen in einem hässlicher werdenden Gesicht - blieb etwas Dunkles wie ein Schatten.
    »Was ist?«, fragte Rhian. »Was hast du?«
    »Garney ist

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