0270 - Mordnacht der Wölfe
Waffen?«
»Was braucht man schon gegen einen Werwolf«, grinste er. »Im Grunde doch nur eine Pistole und Silberkugeln. Ich denke, ich werde zu daRaca gehen oder zu Mendez und mir bei ihm so eine Waffe ausleihen. Da daRaca anscheinend der Werwolf-Experte ist und wir nicht die ersten Jäger sind, dürfte es mit dem Teufel zugehen, wenn er nicht über entsprechende Hilfsmittel verfügte. Außerdem…«
»Außerdem was?« hakte Nicole nach, der Zamorras Funkeln in den Augen nicht entgangen war.
»Außerdem möchte ich mich gleichzeitig bei unserem Freund daRaca einmal näher umsehen. Ich habe ihn nämlich ebenso wie du im Verdacht, daß er unsere Waffen geklaut hat. Vielleicht wird er nervös, wenn ich plötzlich vor seiner Haustür stehe.«
»Vielleicht macht er auch nicht auf -weil er nicht will oder wirklich nicht da ist.«
Zamorra winkte ab. »Meinst du, daß mich das stört? Irgendwo wird es eine offene Tür oder ein offenes Fenster geben. Die Menschen in kleinen Dörfern wie diesem schließen ihre Häuser selten ab. Und Gewissensbisse, weil ich irgendwo unbefugt eingedrungen bin, mache ich mir erst gar nicht, weil es bei dieser Sache auch um unsere Gesundheit und unser Überleben geht.«
»Wann gehst du?« fragte Nicole.
Zamorra horchte auf. Deutlich hatte sie ihm gerade zu verstehen gegeben, daß sie sich ihm entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit nicht als Begleiterin aufdrängen wollte.
»So schnell wie möglich, solange es noch hell ist«, sagte er. »Denn wenn die Dunkelheit kommt, werden wir bereits Posten bezogen haben müssen - sonst laufen wir dem Werwolf womöglich noch in die Arme, während wir Stellung beziehen. Und was machst du?«
»Ich halte es für besser, wenn einer hier die Stellung hält«, verkündete Nicole. »Es könnte sein, daß wir noch einmal Besuch bekommen. Denk an die Bombe in Teris Wagen. Denk an die Warnung auf dem Zettel. Der Diebstahl der Waffen war wohl die letzte Warnung, daß wir hier verschwinden sollen. Und ich möchte nicht, daß uns jemand einen Skorpion oder eine Giftschlange hier einschmuggelt, oder schlimmere Dinge.«
Zamorra nickte. Nicole hatte Recht. Allein ihre Anwesenheit hatte den Werwolf und seine Helfer empfindlich aufgescheucht. Sie mußten mit allem rechnen.
Der Parapsychologe erhob sich. In diesem Moment gellte aus dem Nebenzimmer der entsetzte Schrei.
»Teri«, stieß Zamorra hervor und spurtete zur Tür.
***
Teri schrie auf. Sie versuchte sich noch gegen das zu wehren, was ihren Geist überflutete, aber es gelang ihr nicht. Sie wurde unterdrückt.
Vor ihrem geistigen Auge entstand jäh ein Abbild der Alten. Die blinde Seherin saß in ihrem Schaukelstuhl und wippte gemächlich hin und her. Da wußte Teri, daß sie ihr diesen heimtückischen Angriff zu verdanken hatte. Die Alte griff mit ihren Para-Kräften zu und lähmte die Druidin!
Sie vernahm die Stimme der Alten in ihren Gedanken, ohne sich dagegen wehren zu können.
Ich gab dir den Rat, deine Feinde zu erkennen und dich vor ihnen zu hüten, und ich forderte meinen Preis! Du aber wolltest ihn nicht zahlen… jetzt erzwinge ich ihn mir! Jetzt fordere ich den Preis und bekomme ihn, Teri Rheken, Druidin vom Silbermond!
Im nächsten Moment verblaßte das Abbild der Alten, und die geistige Lähmung schwand. Teri konnte wieder selbständig denken, und sie konnte sich bewegen. Sie federte vom Bett hoch und riß die Augen auf.
Vor ihr standen Zamorra und Nicole.
»Was war los?« wollte der Parapsychologe aufgeregt wissen. »Warum hast du geschrien?«
»Die Alte«, flüsterte die Druidin immer noch erschrocken über die Schnelle und die Stärke des Para-Angriffs. »Die Alte war hier… hier in meinem Kopf…«, und sie erzählte von dem geforderten Preis für eine Information, die in ihren Augen keine war.
»Und… was hat sie dir nun abgetrotzt?« wollte Nicole wissen. Sie drängte sich irgendwie schutzsuchend an Zamorra.
»Ich weiß es nicht«, murmelte Teri und trat zum Fenster, sah hinaus. Dann preßte sie plötzlich die Hände gegen die Schläfen. Sie fuhr herum, und ihre Augen waren weit aufgerissen.
»Sie hat… sie hat…«, stammelte sie entgeistert.
»Was?« drängte Zamorra.
»Sie hat mir… einen Teil meiner Druiden-Kraft gestohlen!« keuchte Teri. »Ich kann keine Gedanken mehr lesen…«
***
Aber das - konnte jetzt ein anderer…
Die Alte hatte die geraubte Druiden-Kraft sofort weitergegeben. Sie selbst brauchte sie nicht. Ihr eigenes Para-Können war so enorm, daß sie auf
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