0270 - Mordnacht der Wölfe
ist eine gute Frau«, protestierte Constanca. »Sie hilft uns immer! Und Julio… du verdächtigst ihn doch wohl nicht? Ich glaube, er ist in dich verliebt.«
»So wie du«, lächelte Teri, und Constanca errötete. Schüchtern sah sie von Zamorra zu Nicole. Aber die beiden gingen darüber hinweg. Für sie konnte jeder nach seiner Fasson selig werden.
»Du meinst also, eine dieser vier Personen könnte der Werwolf sein«, faßte Nicole zusammen. Teri zuckte mit den schmalen Schultern. »Ich bin mir nicht sicher. Aber die Möglichkeit besteht, trotz Constancas Protesten.«
»Und wir haben dann noch den geheimnisvollen Unsichtbaren, der mich niederschlug und den Zettel mit der Warnung hinterließ«, fügte Nicole hinzu. »Er muß parapsychisch oder magisch begabt sein. Dieses spurlose Auftauchen und Verschwinden läßt mich an Teleportation oder zeitlosen Sprung denken.«
»An Mendez und daRaca glaube ich nicht«, sagte Zamorra. »Immerhin haben sie gegen meine Mitwirkung nichts einzuwenden.«
»Du bist ja auch keine Frau«, sagte Teri und reckte ihren schlanken Körper. »Noch dazu keine Frau, die so auf Männer wirkt wie ich. Als Mann bist du für einen männlichen Werwolf weniger kostbar, weil er dich kaum zwischendurch mal auf die Matratze legen will.«
»Du meinst also, daß sie dich deswegen heraushalten wollen? Schonzeit für Schmalwild?« Nicole grinste die Druidin an. »Was aber, wenn die geheimnisvolle Alte die Werwölfin ist?«
»Auch nicht viel anderes«, sagte Teri, »weil die jenseits von gut Und böse ist - zumindest, was diese Art der Liebe angeht. Was machen wir jetzt?«
»Wir müssen versuchen, den Werwolf in eine Falle zu locken«, sagte Zamorra. »Ich denke, daß wir jetzt erst mal daRaca in Mendez’ Büro aufsuchen.«
Teri erhob sich und zupfte am T-Shirt. »Du solltest dir engere Hemden zulegen«, empfahl sie. »Das hier liegt ja gar nicht richtig an… zwei Nummern zu klein ist genau richtig.«
Nicole lachte und zwinkerte Zamorra an. »Ich werd’s beherzigen… wir müssen sowieso noch einkaufen, Cherie, und dann bringen wir einen ganzen Stapel knackenger T-Shirts mit…«
Zamorra seufzte. »Wir haben doch wohl andere Sorgen«, sagte er.
Ich komme nicht mit, erklärte der Wolf. Ich sehe mich statt dessen ein wenig im Dorf um. Ich bin überzeugt davon, daß der Werwolf einer der Einwohner ist. Vielleicht finde ich eine Spur.
***
»Ich bin überzeugt davon, daß der Werwolf niemand aus dem Dorf sein kann«, sagte Mendez mit Nachdruck, der allein in seinem Büro war. Von daRaca war nichts zu sehen. Er ließ sich entschuldigen, weil er etwas Wichtiges zu tun habe. Mendez war offensichtlich erleichtert darüber, daß Fenrir nicht mitgekommen war. Entsprechend gesprächiger und informativer zeigte er sich den Freunden gegenüber. »In jeder der Wolfsmondnächte hatte jeder von uns ein Alibi. Niemand war allein, daß er verschwinden konnte.«
»Bis auf die Opfer«, sagte Zamorra trocken.
»Das ist etwas ganz anderes«, erwiderte Mendez. »Ein Opfer kann innerhalb weniger Minuten überfallen und getötet werden - es braucht nur mal eben aus dem Haus zu gehen, um das Häuschen mit dem Herz in der Tür aufzusuchen. Sehen Sie mich nicht so verwundert an, Señorita Duval, aber wir sind hier ein kleines Dorf, und die Zivilisation ist weit entfernt. Der Werwolf aber muß selbst für längere Zeit allein sein. Die Verwandlung braucht Zeit, und er streunt durch die Nacht, um ein Opfer zu suchen.«
»Sie scheinen sich da sehr gut auszukennen«, warf Teri ein.
»Man liest so allerlei, wenn man sich mit einem Phänomen eingehend be schäftigen muß«, konterte Mendez trocken.
»Hoffentlich«, flüsterte Nicole Zamorra zu, »hat unser Luxushotel nicht auch das Häuschen mit dem Herz in der Tür hundert Meter entfernt im Garten. Ich möchte nicht vom Werwolf gebissen werden, schon gar nicht in einer solchen Notsituation…«
»Wie kommst du denn darauf?« gab Zamorra ebenso leise zurück.
»Na, weil Mendez mich eben so komisch ansah…«
»Ich kann Ihnen versichern, daß ich nicht der Werwolf bin«, sagte Mendez etwas gereizt. »Sie brauchen sich zumindest nicht vor mir zu fürchten, Señorita. Und die Bodega ist schon durchaus modern eingerichtet.«
»Wir sprechen vom Werwolf und nicht von sanitären Einrichtungen«, erinnerte Zamorra. »Das schönste Alibi hilft nicht, wenn der Werwolf einen guten Freund und Helfer im Dorf hat, der ihn deckt.«
Ihm entging nicht das leichte Zusammenzucken
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