0271 - Im Labyrinth des Todes
die ebenfalls versuchten, sich unauffällig abzusetzen.
Trotzdem hatten sie keine Chance, denn Phil hatte ihr Manöver gesehen und rechtzeitig durchschaut. Jetzt schnitt er ihnen den Weg nach draußen ab.
»Wir wollen doch alle noch einen Augenblick zusammenbleiben«, sagte ich betont höflich und reichte dem Wirt über die Theke meinen Ausweis. Er studierte das Papier sehr genau, wahrscheinlich überlegte er in diesem Augenblick krampfhaft, was hier das FBI interessierte.
»Wie ist denn das passiert?«, fragte ich teilnahmsvoll.
Der Wirt war auf der Hut. Er tat ganz harmlos. »Och, kleiner Betriebsunfall«, sagte er zum zweiten Male. Doch diesmal schmückte er die Geschichte noch aus: »Wissen Sie, G-man, ich gehe die Treppe runter, zum Keller. Wollte was holen. Da rutschte ich doch auf ’ner Stufe aus und kippte nach vorn. Da bin ich mit meinem Schädel gegen ’ne Kante von ’nem Mauervorsprung geknallt. Na, die Schramme ist nicht weiter gefährlich. In ein paar Tagen ist nichts mehr davon zu sehen.«
Ich ging auf seinen Ton ein und tat so, als merkte ich nicht, dass er die ganze Zeit schon ein und dasselbe Glas mit einer Inbrunst polierte, die einer höheren Sache wert gewesen wäre.
»Dann zeigen Sie mir doch bitte mal die Kellertreppe, auf der sie gestürzt sind. Wir wollen mal sehen, ob die tatsächlich den baupolizeilichen Vorschriften entspricht«, sagte ich und rutschte vom Hocker.
Damit hatte der Dicke nicht gerechnet. Aber er fing sich verdammt schnell. »Wieso Kellertreppe?«, staunte er. »Hab ich gesagt, ich wär die Kellertreppe runtergefallen?« Er tippte sich leicht an die Stirn und grinste. »Scheint doch schwerer gewesen zu sein, der Sturz, als ich dachte. Verwechsle schon die Sachen. Nein, das war nicht die Kellertreppe, das war auf der Treppe nach oben, Sir. Da ist das passiert. Wollen Sie sich das mal ansehen?«
Ich winkte ab. Das können wir immer noch. Aber dann würde ich nicht die Treppe zum ersten Stock, sondern doch die zum Keller unter die Lupe nehmen. »Was war hier wirklich los?«, fragte ich und drehte mich blitzschnell zu meinem alten Bekannten um.
Der war nur den Bruchteil einer Sekunde leicht verdattert. Dann sagte er: »Wir tranken friedlich hinten in der Ecke einen Rum. Auf einmal gab’s ’nen Schrei. Dann polterte es, und als wir hinten die Tür aufrissen, sahen wir den Dicken mit der Schramme am Schädel auf dem Boden liegen.«
»Bei dem Krach hier in der Bude habt ihr das durch die geschlossene Tür gehört?«, fragte ich und blickte in die Runde. Die Kerle glotzten mich alle so treuherzig an wie tote Schellfische und brummten im Chor: »Was er erzählt hat, stimmt genau, G-man.«
Nur der Kellner senkte den Blick. Nicht nur ich hatte das bemerkt. Der Wirt befahl ihm knapp: »Los, Jack! Hol ’nen neuen Kasten Cola rauf! Und räum unten das verdammte Regal auf! Ich kümmere mich schon solange allein um den Laden.«
Ich wartete, bis der Kellner an der Tür war. Dann ging ich ihm schnell nach. Ich richtete es so ein, dass der Kellner den Raum gerade verlassen hatte und der Wirt ihn nicht unter einem Vorwand zurückhalten konnte. An der Tür blieb ich einen kleinen Augenblick stehen und sagte sehr freundlich zum Wirt: »Da Sie ja jetzt leider keine Zeit haben, kann mir der Kellner vielleicht den Weg zeigen. Ich möchte mir doch die Treppe, auf der Sie gefallen sind, ansehen. Phil«, wandte ich mich dann an meinen Freund und grinste im Stillen über das kaum beherrschte Gesicht des Wirtes, der sich hereingelegt sah. »Phil, sei doch so nett und unterhalte dich in der Zwischenzeit mit den Herren! Damit es Ihnen nicht langweilig wird, oder sie gar Lust verspüren, dieses gastliche Haus zu verlassen.«
Ich holte den Kellner in dem Hinterzimmer kurz vor der Kellertreppe ein. Er schien es zu ahnen, was ich von ihm wollte. Aber er hatte jetzt eine eisige Miene aufgesetzt.
»Hallo, Jack«, sagte ich, »möchte mich ganz gerne mal mit Ihnen unterhalten. Wie gefällt Ihnen der Laden hier eigentlich? Wenn Sie sich mal verändern wollen, dann hätte ich einen anderen Job für Sie. Das Central Park Restaurant sucht noch Leute. Wenn ich Sie bei dem Besitzer empfehle, kommen Sie da unter Garantie unter. Das heißt natürlich, nur wenn’s Ihnen hier nicht gefällt.«
»Lust hätte ich schon«, sagte der Junge, der einen vernünftigen Eindruck machte und sowenig in die Kneipe passte wie ich in ’nen Anzug Größe 50.
»Okay, dann werde ich das arrangieren. Geben Sie mir
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