0272 - Der Dämonenjäger
Angst um ihn hatte. »Bisher habe ich keinem davon erzählt, Maria, nur eben dir, und ich habe inzwischen auch schon ein gewisses Experiment durchgeführt.«
»Ein Experiment?«
»Ja, es ist sogar gelungen, wie ich meine. Und ich möchte es vor dir wiederholen.«
»Was ist es?« flüsterte die Frau.
Ebenso leise gab der Professor zurück. »Ich manipuliere mit den Zeiten, spiele mit ihnen…«
Diesmal erfolgte die Reaktion spontan. »Nein, das kannst du nicht. Um Himmels willen, du greifst in die Geschichte des Herrn ein, zerstörst das Gefüge der Welt.«
»Nicht doch, meine Liebe. Ich zerstöre nicht, ich will erhalten; und ich will aus der Zukunft kommend meine Aufgabe in der Vergangenheit zu Ende bringen.«
»Was willst du zu Ende bringen?« fragte die Frau.
Ein etwas rätselhaftes und gleichzeitig wissendes Lächeln zuckte um die Lippen des Mannes. »Ich kämpfte damals gegen wilde Horden«, erklärte der Professor. »Es waren schreckliche Krieger. Eindringlinge aus irgendwelchen fernen Ländern. Einer ihrer Anführer hieß Graax. Er war mein Todfeind, aber mir gelang es nicht, ihn zu töten. Das muß ich in der Zukunft nachholen. Graax lebt. Ich will ihn aus der Vergangenheit in die Gegenwart holen und auch Bandor, mich selbst, wenn ich das mal so sagen darf. Verstehst du nun?«
»Nein, Joschi, nein! Ich weiß nur, daß es gefährlich ist. Du kannst dabei dein Leben verlieren.«
»Das ist möglich. Aber auch Graax wird nicht überleben, denn diesmal kämpfe ich nicht allein. Die beiden Männer aus England werden mir zur Seite stehen. Und sie sollten mit mir zusammen in die Vergangenheit geworfen werden.«
»Kannst du das denn? Ist es wirklich so einfach, die Zeiten zu manipulieren und aus der Vergangenheit eine Gegenwart zu machen?«
Der Mann nickte ernst. »Das geht sehr gut, wenn man den Schlüssel dazu besitzt. Ich habe ihn, Maria. Mein langes, intensives Suchen und Forschen hat sich gelohnt.« Er stand auf. »Es ist mir bereits gelungen, die Zeiten zu vermischen. Kurz bevor du kamst, habe ich das Experiment durchgeführt. Ich sah ihn zwar nicht, dennoch war ich sicher, daß sich Graax auch gezeigt hat. Er war hier in der Gegenwart.«
»Und Bandor?«
Da hob der Gelehrte die Schultern.
Maria hatte er durch seine Worte noch immer nicht überzeugen können.
Sie schüttelte den Kopf, rang die Hände und flehte ihren Freund an.
»Bitte, tu es nicht, Joschi. Du wirst nur Unglück über die Menschen bringen. Laß die Welt und laß die Zeiten.«
»Ich kann es nicht. Denn wenn ich nicht auf eine Entscheidung dränge und sie jetzt treffe, wird irgendwann einmal das Grauen zurückkehren, und dann ist niemand da, der ihm Einhalt gebietet. So und nicht anders mußt du das sehen, Maria!«
»Überzeugen hast du mich nicht können, Joschi. Tut mir leid.«
»Willst du gehen?«
Maria hob den Kopf. Dabei lächelte sie. Der Blick saugte sich an den Augen des Professors fest. »Weißt du, Joschi, ich wäre am liebsten gegangen, aber wir beide kennen uns schon sehr gut, wie du selbst gesagt hast. Deshalb will ich sehen, was du machst.«
»Das ist gut«, flüsterte der Professor. »So habe ich mir das auch vorgestellt. Und du wirst es nicht bereuen, denn du kannst einen Blick in eine Zeit werfen, die…« Er hob die Schultern, denn es fehlten ihm die treffenden Worte, »die so schlimm und barbarisch ist, daß niemand dort lange überleben konnte.«
»Dann laß sie doch!«
»Nein, Maria. Graax wird wiederkommen, das weiß ich genau. Aber diesmal bestimme ich den Tag, die Stunde und den Ort seiner Rückkehr. Ich führe das zu Ende, was vor langer Zeit einmal begonnen hat. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.«
»Dickkopf!« flüsterte die Frau. »Verfluchter Dickkopf. Aber so kenne ich dich. Ich hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.«
Mit einem heftigen Ruck stand sie auf und schob den Stuhl zurück. »Ich werde dich begleiten, Joschi.«
»Das freut mich sehr.«
Maria Kugler fürchtete sich. Man sah es ihrem Gesicht an. Die Blicke wieselten ängstlich durch den Raum. Überall suchte sie nach geheimnisvollen Gegnern, nach versteckten Dingen, einer Gefahr, aber sie sah nichts. Es war alles normal.
Der Professor schritt vor. Er ging dabei in den Hintergrund des Raumes und steuerte eine Tür an, die in sein eigentliches Reich führte. Hinter dieser Tür lag ein großer Saal. Chandler hatte Wände ausreißen und wegstemmen lassen, um sich dieses Labor, wie er nannte, einrichten zu können.
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