0272 - Der Dämonenjäger
ihren Oberkörper hoch und stützte sich auf ihren Ellenbogen ab.
Als sie den Kopf drehte, sah ich die großen, ängstlichen Augen, die Mundwinkel zuckten, sie wollte mir etwas sagen.
»Nicht jetzt«, flüsterte ich, obwohl mir die Neugierde auf den Nägeln brannte.
»Doch!« stieß sie hervor. »Doch, ich muß es…«
Ich half ihr hoch. Mit zitternden Beinen blieb sie stehen, krallte sich an meinen Schultern fest und flüsterte: »Der Professor. Er ist verschwunden, in den Schacht gegangen.«
Ich erschrak. Die Frau hatte ich zurückholen können. Dabei war die Magie wirkungslos geworden, und ich glaubte auch nicht daran, daß es mir gelingen würde, Chandler wieder in die normale Welt zu transportieren. Die Verbindung war leider gerissen.
»Ist er dageblieben?«
»Ja und nein«, schluchzte die Frau. »Ein anderer ist statt dessen zurückgekehrt. Der Wechsel der Zeiten…es ist alles so schwierig. Der Professor sagte mir, daß er schon einmal gelebt hat. In einer fernen Zeit als wilder Krieger. Man nannte ihn Bandor…«
Also doch! Chandler und Bandor waren ein- und dieselbe Person. Ich hatte es geahnt, nun bekam ich die Bestätigung, und ich preßte für einen Moment beide Handflächen gegen die Stirn. Bandor hatte wir gesehen, er existierte, der Professor nicht. Also war er im Tunnel der Zeiten verschwunden.
Es hatte einen Seelenaustausch gegeben, denn Chandler war wieder zurück in seine erste Gestalt gekehrt und würde als Mensch aus der Urzeit vielleicht hier weiterleben.
Mein Gott, wie schrecklich!
»Begreifen Sie, mein Herr? Begreifen Sie dies?« Die Stimme der Frau klang drängend.
Ich ließ die Hände sinken. »Ich habe es erfaßt«, flüsterte ich. »Verdammt gut sogar.«
»Wollten Sie denn zu ihm?«
»Natürlich.«
»Dann sind Sie sicherlich dieser Engländer, von dem er immer gesprochen hat?«
»Das bin ich tatsächlich.«
Maria Kugler begann zu weinen. »Sie werden ihn nie mehr zu sehen bekommen. Aber er hat alles gewußt. Er schrieb auch die Bücher. Viele lachten ihn aus. Es waren keine Sagen oder Legenden, er hatte sich nur erinnert und sein erstes Leben nacherzählt. Nun…« Die Stimme der Frau erstickte.
Ich hätte Maria Kugler gern getröstet, doch mir blieb nicht die Zeit.
Bandor und Graax kämpfen. Sie wollten eine Entscheidung, wobei ich nicht mit Bestimmtheit behaupten konnte, daß Bandor auch Sieger blieb.
Zu gefährlich war der andere.
»Bleiben Sie hier«, sagte ich zu Maria Kugler. »Rühren Sie sich nicht vom Fleck! Alles andere mache ich.«
»Und wo wollen Sie hin?« Ihre Stimme zitterte, als sie mir die Frage stellte.
»Ich will Bandor helfen.«
Dann war ich weg und hörte die urigen Kampfschreie sowie das wilde Grollen wie eine Höllenmusik…
***
Bandor hatte sich zurücktreiben lassen. Bis in den Gang hinein, doch dort war Schluß.
Jetzt würde er sich stellen und dem anderen seine Trumpfkarten auf die Hand legen.
Das Schwert hatte er gezogen. Breitbeinig stand er vor der Treppe und schaute zu, wie die gewaltige Schlange mit dem Barbaren auf dem Rücken sich allmählich durch die offene Tür zwängte.
Ein jeder der Gegner vertraute auf seine Waffen. Bandor auf das Schwert, Graax auf seine Streitaxt, in deren Handhabung er es zu einer wahren Meisterschaft gebracht hatte.
Schwert gegen Axt!
Wer würde siegen?
Auch die Schlange wußte, daß es jetzt zu einer Entscheidung kam, denn sie bewegte sich schneller.
Aus dem Maul des Graax drangen urige Kampfschreie. Er schlug bereits mit seiner Axt Wellen und Kreise in die Luft. Das Pfeifen sollte seinen Gegner nervös machen, und die Klinge rauschte jedesmal dicht über den Kopf der Schlange hinweg.
Bandor hielt das Schwert waagerecht. Mit einer Hand hatte er den Griff umklammert, die anderen Finger lagen um die Spitze der Waffe. Er bog den Stahl etwas durch, ein Zeichen seiner Kraft, aber er wollte auch die Geschmeidigkeit der Klinge prüfen.
Das Haar war zurückgestreift, es fiel auch nicht mehr in die Augen, und er lauschte mit einem Ohr nach hinten, wo dumpfe Schläge gegen die Tür hämmerten.
Dort verlangte jemand Eintritt. Es war Suko, der versuchte in das Schloß zu gelangen, doch Bandor dachte nicht daran, zu öffnen, ihn interessierte der Kampf gegen Graax.
Plötzlich ließ die linke Hand die Klinge los. Er hatte sie zuvor ein wenig gebogen, sie schnellte förmlich nach vorn und genau in dem Augenblick verließ die Zunge der Schlange peitschengleich das weit aufgerissene Maul.
Sie erinnerte an
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